Interview mit Werner Gremmelmaier, Vertriebsvorstand der uniVersa Krankenversicherung
Herr Gremmelmaier, das deutsche Gesundheitssystem steht mehr denn je vor großen Herausforderungen. Wird es zum echten Sorgenkind?
Wir haben nach wie vor – auch dank einer starken PKV – eines der besten Gesundheitssysteme weltweit. Das hat sich gerade in der Corona-Pandemie wieder gezeigt. Aber die GKV ist auf dem Weg, zu einem langfristigen Sorgenkind der Politik zu werden. Entscheidend ist, wie entschlossen die Politik handelt. Weiter steigende Abgaben sind für den Wirtschaftsstandort Deutschland nicht unendlich darstellbar. Wir haben heute bereits eine der höchsten Abgaben- und Steuerlasten im internationalen Vergleich.
In der GKV treten die Defizite also immer mehr zutage. Die Regierung will die Finanzen stabilisieren, es hagelt aber auch Kritik. Kommt die GKV um Beitragserhöhungen und Leistungskürzungen nicht umhin?
Von stabilen Finanzen kann keine Rede sein. In diesem Jahr musste die Bundesregierung ihren Zuschuss bereits auf 28,5 Mrd. Euro erhöhen. Jetzt droht das nächste Defizit. Zum Jahreswechsel werden die Versicherten höhere Zusatzbeiträge zahlen. Der Höchstbeitrag wird bei rund 978 Euro liegen – und die Regierung muss erneut ihren Bundeszuschuss erhöhen. Experten halten dies für Flickschusterei. Der Ruf nach einschneidenden Reformen wird lauter, bei denen auch der Leistungsumfang der GKV auf den Prüfstand kommen wird.
Nun ändert sich die Jahresarbeitsentgeltgrenze. Der Wechsel wird dadurch weiterhin erschwert. Damit wird es für die PKV-Versicherer noch schwieriger, Kunden zu gewinnen, oder?
Die Beitragsbemessungs- und die Versicherungspflichtgrenze hängen an der wirtschaftlichen Entwicklung und sind nur ein Spiegelbild der Gesellschaft und vergangener Lohnentwicklungen. Für Gutverdiener wird es dadurch in der GKV vor allem eines: teurer. Ein Wechsel in die PKV ist für Arbeitnehmer, Selbstständige und Freiberufler immer noch eine gute und zukunftssichere Alternative. Mit Alterungsrückstellungen betreibt jeder Versicherte Eigenvorsorge und fällt nicht einer anderen Generation in der Umlagefinanzierung zur Last.
Die PKV selbst steht auch vor Herausforderungen. Die Pandemie hat Geld gekostet, auch der medizinische Fortschritt und die Digitalisierung. Die Prämien sind deshalb immer ein Thema. Wie teuer wird die PKV?
Ein verlässlicher Blick in die Zukunft ist für uns alle faktisch nicht möglich. Fakt ist, dass beide Systeme – das gesetzliche wie auch das private – im Umbruch sind. In der Vergangenheit hat die PKV die Herausforderungen erfolgreich bewältigt. Nach einer Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der PKV lag die jährliche Beitragsentwicklung in der PKV bei durchschnittlich 2,6% und damit unterhalb der GKV, die jährlich um 3,3% zulegte. Mit realen Beitragsverläufen von Bestandskunden belegen wir, dass unsere Beiträge langfristig bezahlbar bleiben. Über ein marktführendes Tarifwechselrecht haben unsere Versicherten zudem jederzeit die Möglichkeit, ihr Preis-Leistungs-Verhältnis zu optimieren.
Es ist etwas ruhiger geworden um die hohen Prämien im Alter. Manchen Versicherten trifft es dann aber doch hart im Ruhestand. Ganz vom Tisch kommt das Thema wohl eher nicht?
Die PKV unternimmt sehr viel für eine langfristige Beitragsstabilität. Die Alterungsrückstellungen konnten branchenweit auf über 300 Mrd. Euro ausgebaut werden. Damit bietet die PKV schon heute eine generationengerechte Lösung, bei der kapitalgedeckte Vorsorge für die höheren Kosten im Alter gebildet wird. Entstehende Überschüsse werden regelmäßig zusätzlich zur Limitierung von Beitragsanpassungen prämiensenkend eingesetzt.
Wie lautet die Lösung der uniVersa?
Greifen wir zum Beispiel zu unserem erfolgreichen Markenprodukt uni-intro|Privat 300. Der Tarif ist zusammen mit den drei Zusatzbausteinen seit 2018 beitragsstabil. In diesem Jahr konnten wir eine erneute Beitragsgarantie bis mindestens Ende 2023 aussprechen. Zusammen mit einem Beitragsentlastungstarif lässt sich der GKV-Höchstbeitrag hier deutlich zukunftssicherer investieren. Je nach Eintrittsalter und Laufzeit kann damit der Beitrag im Rentenalter auf bis zu 0 Euro monatlich gesenkt werden.
Der Wettbewerb ist auch in der PKV hoch. Wie kann sich eine uniVersa im Markt behaupten?
Unsere Produkte sind im Marktumfeld hervorragend positioniert. Vor allem der uni-intro|Privat 300 belegt jeweils Spitzenplätze. Zudem sind wir die älteste private Krankenversicherung in Deutschland und ein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit. Unser Qualitätsansatz ist, den bestmöglichen Versicherungsschutz zu langfristig bezahlbaren Beiträgen zu bieten. Dazu werden bei uns rund 46% der Beitragseinnahmen zur Bildung von Alterungsrückstellungen verwendet.
Unsere Versicherten sind Mitglieder des Versicherungsvereins und gleichzeitig Eigentümer. Erwirtschaftete Überschüsse kommen ausschließlich ihnen zugute. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist die Solidität. Hier zählen wir nach übereinstimmenden Bilanzratings von Map-Report, MORGEN & MORGEN und Ascore bei Langstreckenuntersuchungen zu den besten der Branche.
Welche Erfahrungen machen Sie in der Zusammenarbeit mit Versicherungsmaklern? Oft hört man, die PKV ist nur noch für Beamte. Gibt es tatsächlich noch echte Vertriebschancen?
Die Vertriebschancen sind nach wie vor gut und werden zum Jahreswechsel bei steigenden GKV-Beiträgen weiter zunehmen. Wir müssen hier nur noch mehr Aufklärungsarbeit für unsere zukunftssichere PKV betreiben und freiwillig Versicherte aktiv ansprechen. In vertriebsorientierten Beratungsunterlagen erklären wir Systemunterschiede, entkräften Vorurteile über stark steigende Beiträge im Alter und in der Familienphase anhand realer Beitragsverläufe und Beispiele von Bestandskunden.
Zudem zeigen wir, wie sich die Beiträge in der GKV und PKV entwickelt haben. Während die GKV in der Vergangenheit über Reformen Leistungen gekürzt hat, haben wir die vertraglich garantierten Leistungen über AVB-Verbesserungen für Neu- und Bestandskunden kontinuierlich ausgebaut.
Sie fürchten also nicht, dass es über Umwege der PKV immer schwerer gemacht wird, bis wir dann irgendwann dann doch vor einer Art Bürgerversicherung stehen?
Eine Einheitskasse ist der falsche Weg, führt zu einer schlechteren Versorgung und hat das Risiko, den medizinischen Fortschritt zu verlangsamen. Bundesgesundheitsminister Lauterbach hat erst kürzlich bei der Verbandstagung betont, dass die PKV ein wichtiger Bestandteil des Gesundheitssystems ist, auf die man sich verlassen kann und die zur Bewältigung der Pandemie überdurchschnittlich viel beigetragen hat. Aufgrund der demografischen Entwicklung brauchen wir deutlich mehr kapitalgedeckte Elemente, auch im Gesundheitswesen.
Der PKV-Verband hat der Politik konkrete Vorschläge für den Umbau unterbreitet. Auch der wissenschaftliche Beirat beim Wirtschaftsministerium warnt die Ampelregierung vor einer Ausdehnung von umlagefinanzierten Leistungen. Wir brauchen einen qualitäts-, effizienz- und innovationssteigernden Wettbewerb. Hierzu gehört auch, den Wechsel in eine zukunftssichere PKV zu vereinfachen.
Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 12/2022, S. 28 f., und in unserem ePaper.
Bild: © Werner Gremmelmaier, uniVersa Krankenversicherung
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