Interview mit Ludwig Koch, Head of Product bei Cleos Welt
Herr Koch, wohin entwickeln sich die Trends im Bereich der Tierversicherung derzeit?
In den letzten Jahren haben immer mehr Versicherer und Assekuradeure das Geschäftsfeld der Tierversicherung für sich entdeckt, teils mit sehr unterschiedlichen Herangehensweisen. Einige Akteure, die primär auf hohe Prämieneinnahmen gehofft haben, stehen nun vor erheblichen Herausforderungen: Eine hohe Schadenfrequenz trifft auf unzureichend digitalisierte Folgeprozesse, was den Druck auf die Versicherer erhöht. Gleichzeitig steigen die Tierarztkosten weiter an, nicht zuletzt durch die Erhöhung der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT). Dies hat viele Versicherer dazu veranlasst, ihre Prämien drastisch zu erhöhen und ihre Bestände zu sanieren, teils bereits zum zweiten oder dritten Mal. Andere überlegen gar, sich aus dem Geschäft zurückzuziehen.
Parallel dazu zeigt sich jedoch, dass die Bereitschaft der Kunden, eine Tierkrankenversicherung abzuschließen, steigt. Diese Kunden erwarten einfache, digitale Lösungen – und in diesem Spannungsfeld müssen die Anbieter innovative und intelligente Lösungen finden.
In den letzten Monaten haben Sie das Produktportfolio von Cleos Welt um mehrere neue Produkte erweitert. Wie läuft das Geschäft aktuell, und sind Sie zufrieden mit der Entwicklung?
Unser Ziel war es, bis Dezember 2023 die ersten Policen zu verkaufen, und das haben wir erreicht. Seitdem hat sich unser Geschäft stark entwickelt. Neben dem Direktgeschäft wächst vor allem unser Maklergeschäft rasant. Wir haben bereits die ersten Spezialmakler und Maklerpools angebunden, ebenso Vergleichsrechner wie Mr. Money. Weitere Kooperationen werden folgen.
Durch unsere neuen Produkte, wie den SOS-Schutz und die Haftpflichtversicherung für exotische Tiere, erschließen wir neue Kundenschichten und gewinnen zusätzliche Makler. Diese Entwicklungen tragen dazu bei, dass unser Geschäftsmodell wie geplant skaliert. Wir sind daher sehr zufrieden mit unserem Start.
Die neue Exotenhaftpflichtversicherung ist in Zusammenarbeit mit einem Ihrer Makler entstanden. Wie funktioniert ein solcher partnerschaftlicher Entwicklungsprozess, und welche Vorteile bietet er?
In diesem konkreten Fall trat ein Makler mit einem Bestand an exotischen Tieren wie Schlangen und Spinnen an uns heran, der einen neuen Versicherer suchte. Nach einem ersten Gespräch waren wir schnell einig, dass wir zusammenarbeiten und ein passendes Produkt entwickeln wollen.
Die Abstimmung mit der Uelzener Versicherung als Risikoträger und Spezialist für Tierversicherungen verlief zügig. Während der gesamten Produktentwicklung haben wir kontinuierlich das Feedback des Maklers eingeholt und umgesetzt. Dank unserer volldigitalen Plattform, die Produkteinführungen ohne IT-Aufwand ermöglicht, konnten wir bis kurz vor dem Start noch Anpassungen vornehmen. Am Ende war das Produkt nach fünf Wochen live und konnte all unseren Vertriebspartnern angeboten werden.
Als Assekuradeur mit einem Digital-First-Ansatz können Sie Produkte schneller auf den Markt bringen als traditionelle Versicherer. Wie profitieren Makler und Kunden davon?
Unser Digital-First-Ansatz ermöglicht es uns, viel innovativer zu agieren und neue Ideen schnell zu testen. In der Tierversicherung hat die Innovationskraft in den letzten Jahren nachgelassen, was man auch am Markteintritt zahlreicher etablierter Versicherer sieht. Wir können neue Ideen schnell validieren und erfolgreich umsetzen. Diese Flexibilität gilt auch, wenn Makler oder Versicherer mit spannenden Ideen zu uns kommen. Dank unserer digitalen Plattform brauchen wir keine hohen Stückzahlen, um Produkte wirtschaftlich zu gestalten.
Produkte, die sich bewähren und echten Mehrwert für die Kunden bieten, können wir dann breiter ausrollen und so unseren Kunden immer wieder neue, nützliche Lösungen anbieten.
Haustiere sind für viele Menschen mittlerweile vollwertige Familienmitglieder. Wie beeinflusst das die angebotenen Versicherungsprodukte, und was können wir in Zukunft noch erwarten?
Die Nachfrage nach Versicherungslösungen für Haustiere wird weiter zunehmen. Bei der klassischen Tierkrankenversicherung wird der Fokus zunehmend auf digitale Services und schnelle Schadenregulierungen liegen. Gleichzeitig gibt es zahlreiche Nischen im Tier- und Freizeitbereich, die erst langsam an Bedeutung gewinnen. Wir arbeiten derzeit an der ersten betrieblichen Versicherungslösung für Tiere und werden noch in diesem Jahr mit Cleos Jagdwelt in die Jagdversicherung einsteigen.
Haben Sie eigentlich selbst ein Haustier?
Auch wenn ich gerne eines hätte: Ich wohne in der Frankfurter Innenstadt, im Altbau direkt unter dem Dach, und bin viel auf Reisen. Haustiere verdienen jedoch genügend Aufmerksamkeit, eine gesunde Umgebung und sollten nicht als Accessoire gehalten werden. Daher habe ich mich bewusst dagegen entschieden.
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