Interview mit Oliver Horn, Mitglied des Vorstands der ERGO Vorsorge Lebensversicherung AG, verantwortlich für Produkte, Prozessmanagement, Mathematik
Herr Horn, die Bundesregierung hat mit dem Jahressteuergesetz 2022 beschlossen, dass die Beiträge zur Basisrente ab 2023 als Sonderausgaben voll steuerlich abzugsfähig sind. Ein begrüßenswerter Schritt?
Die Entscheidung der Bundesregierung, die Besteuerung der Basisrente zu verbessern und zu vereinfachen, begrüßen wir ausdrücklich! Aus unserer Sicht handelt es sich dabei um einen wichtigen Schritt zur Entlastung der Bürger in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten. Durch die neue Regelung wird die unnötige Komplexität in der Staffelung der steuerlichen Absetzbarkeit abgebaut und eine Doppelbesteuerung vermieden. Das Gesetz erhöht die Attraktivität der Basisrente und trägt gleichzeitig zur Stärkung der privaten Altersvorsorge insgesamt bei.
Zusammen mit einer guten Renditeentwicklung im Rahmen einer fondsgebundenen Variante wird die Basisrente also zu einem lohnenswerten Altersvorsorge-Vehikel?
Die Basisrente war auch vor der Verabschiedung des Jahressteuergesetzes ein für die Versicherten lohnenswertes Altersvorsorge-Produkt. Durch die vorgezogene vollständige Absetzbarkeit der Beiträge während der Ansparphase erhöht sich die Attraktivität der Basisrente aber ohne Frage noch weiter. Wichtig bei der fondsgebundenen Variante ist die Höhe des garantierten Rentenfaktors, da kein Kapitalwahlrecht besteht. Mit dem Rentenfaktor Plus bietet die ERGO Vorsorge zum Beispiel einen der höchsten garantierten Rentenfaktoren am Markt.
Profitieren davon vor allem die Besserverdienenden?
Die Basisrente ist ein Angebot für alle und sollte auch als solches offensiv beworben werden. Daher ist es wichtig, in der Ansprache auch auf Berufsgruppen zu setzen, die hier bislang eher nicht im Fokus standen. Dazu zählen unter anderem Arbeiter, Beamte und Angestellte. Schließlich profitieren auch sie von den steuerlichen Vorteilen gepaart mit einer auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenen Altersvorsorge. Ein weiterer wesentlicher Vorteil für die Versicherten ergibt sich durch die Kombination der Basisrente mit einer Berufsunfähigkeitsabsicherung. Wird die Berufsunfähigkeitsabsicherung an eine Basisrente gekoppelt, können auch die Beiträge für die Berufsunfähigkeitsabsicherung steuerlich abgesetzt werden, was insbesondere bei Besserverdienern sonst nicht möglich ist. Die volle steuerliche Absetzbarkeit für das jeweilige abgeschlossene Jahr und damit die sofortige Liquidität sind ein staatliches Geschenk. Bereits ab einem Bruttoeinkommen von 30.000 Euro liegt die steuerliche Rückerstattung für einen Single bei rund 30%.
Die Basisrente bleibt dennoch relativ starr. Wird es hier Ihrer Meinung nach noch Nachbesserungen geben?
Die Frage müssen Sie am besten in Richtung Berlin stellen. Leider kann ich nicht in die Zukunft sehen. Aus meiner Sicht wichtig ist aber, nach der vollständigen Absetzbarkeit der Aufwände während der Ansparphase, nun zeitnah auch noch die Besteuerung der Auszahlungsphase dahingehend anzupassen, dass der steuerpflichtige Anteil zukünftig langsamer steigt. Dadurch würde die Attraktivität der Basisrente weiter zunehmen und die Bürger zusätzlich entlastet.
Mit welchen Varianten ist die ERGO am Markt?
Wir bieten mit der ERGO Basis-Rente Balance eine vielfach ausgezeichnete Variante, die staatliche Förderung mit attraktiven Renditechancen und maximaler Anlageflexibilität kombiniert. Das heißt, Kunden können ihre Sparbeiträge in der Ansparphase dauerhaft frei zwischen Fondsanlage und klassischem Sicherungsvermögen aufteilen, um ihrem individuellen Sicherheitsbedürfnis gerecht zu werden. Darüber hinaus haben wir mit der ERGO Basis-Rente Index eine weitere Variante im Angebot, die eine hohe Beitragsgarantie von mindestens 93% mit attraktiven Renditechancen durch Indexbeteiligung verbindet. Dafür stehen mit dem MSCI World Index (EUR), einem der bekanntesten globalen Aktienindizes, sowie dem Munich Re World Wide Trend Index gleich zwei Indizes zur Verfügung. Diese können auch miteinander kombiniert werden.
Und wie läuft es aktuell im Altersvorsorgegeschäft? Der GDV hat die Prognosen für die Lebensversicherung für 2023 nach unten revidiert.
Wir als ERGO Vorsorge sind mit dem zurückliegenden Jahr sehr zufrieden. Wir sind zum wiederholten Male stärker gewachsen als der Markt und konnten so Marktanteile zurückgewinnen. Das Marktumfeld bleibt aber weiterhin herausfordernd. Die immer noch hohe Inflation, die Sorge vor einer Rezession und der Krieg in der Ukraine tragen dazu bei, dass die Menschen verunsichert sind und teilweise den eigenen Versicherungsschutz auf den Prüfstand stellen. Dabei ist gerade in Zeiten wie diesen Vorsorge und die Absicherung von Risiken von enormer Bedeutung. Die Basisrente bietet in diesem Kontext die Möglichkeit, sich die Aufwende für die Altersvorsorge zu einem großen Teil über steuerliche Vorteile vom Staat finanzieren zu lassen. Unser Ziel ist es, Kunden auf diese Möglichkeiten hinzuweisen und sie vom Nutzen einer privaten Vorsorge, gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten, zu überzeugen.
Was erwarten Sie sich nun von der Politik?
Die Bundesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag wichtige Reformvorhaben in der Altersvorsorge benannt. Drei geplante Vorhaben beobachten wir dabei besonders. Erstens führt an einer Versicherungspflicht für Selbstständige kein Weg vorbei. Hier sollte es keine weiteren Verzögerungen geben. Es geht darum, diese Gruppe vor drohender Altersarmut zu schützen. Wichtig ist dabei, dass die Versicherten eine Wahlfreiheit für ihre Absicherung erhalten und die Basisrente als ideale Alternative zur gesetzlichen Rentenversicherung gesetzt wird.
Zweitens besteht auch bei der Riester-Rente immer noch enormer Reformbedarf. Denn Riester ist ein im Kern gutes Produkt für die zusätzliche Altersvorsorge. Allerdings muss zwingend das gesetzliche Garantieniveau gesenkt werden, da wir durch die aktuelle Regelung Menschen mit ihrer Altersvorsorge aktiv von den Chancen am Kapitalmarkt ausschließen.
Und drittens verfolgen wir sehr aufmerksam die Diskussion zur geplanten Aktienrente. Es ist positiv zu bewerten, dass für die Altersvorsorge der Bevölkerung verstärkt auch die Chancen des Kapitalmarkts genutzt werden sollen. Allerdings sehen wir die Schaffung eines staatlichen Aktienfonds kritisch. Stattdessen sollten gezielt die betriebliche und private Altersvorsorge gestärkt werden.
Bild: © ERGO
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