Interview mit Marcel Oldenkott, Geschäftsführer, Co-CIO und Fondsmanager des BIT Global Leaders bei BIT Capital
Herr Oldenkott, BIT Capital investiert in die „Tech-Gewinner von morgen“. Technologieunternehmen gibt es zuhauf. Wie identifizieren Sie die tatsächlich zukunftsträchtigen?
Die Auswahl erfolgt basierend auf unserem bewährten Investmentprozess, der klassische Fundamentalanalyse mit dem Know-how erfahrener Digitalunternehmer und einer tiefgreifenden Analyse alternativer Daten kombiniert. Hierzu haben wir ein sehr heterogenes Team aus Finanzmarktexperten, Digitalunternehmern, Dateningenieuren und Softwareentwicklern zusammengestellt, das in der Lage ist, jeden für das Geschäftsmodell unserer Portfoliounternehmen relevanten Bereich vollumfänglich zu verstehen. Dies versetzt uns in die Lage, die Technologieführer von morgen schneller und zielsicherer zu identifizieren, als dies mit einem klassischen Aktienauswahlprozess möglich wäre.
Ihr Unternehmen bietet auch Anlagen in Krypto-Assets an. Die digitalen Vermögenswerte gelten als sehr volatil. Wie kann man als Fondsanbieter so Rendite garantieren?
Ganz grundsätzlich möchte ich betonen, dass Renditen niemals garantiert werden können und Rendite und Risiko stets in einem Wirkungsverhältnis miteinander stehen. Besonders augenscheinlich wird dieses Verhältnis in der kurzfristigen Betrachtung. Berechnet man jedoch beispielsweise die Rendite eines Investments in Bitcoin über einen Zeitraum von mindestens drei Jahren jeweils auf den Zeitpunkt des Jahresultimos, so lag diese in der Vergangenheit immer im positiven Bereich.
Im Hinblick auf die Volatilität haben die vergangenen zehn Jahre gezeigt, dass diese deutlich abgenommen hat. Tatsächlich erreichte die Volatilität der Asset-Klasse Krypto in diesem Jahr mehrere Wochen lang sogar ein Niveau, das unter dem der Aktienmärkte lag. Die Gründe dafür liegen unter anderem in einem gestiegenen Engagement institutioneller sowie grundsätzlich langfristig orientierter Investoren. Wir sind überzeugt, dass Krypto-Assets vor dem Hintergrund der kontinuierlich voranschreitenden technologischen Adoption und ihrer Korrelationseigenschaften ein sinnvoller Baustein in einem diversifizierten Portfolio sind.
Warum sollte sich auch ein Anlagenvermittler mit Krypto befassen?
Mit der zunehmenden Etablierung von Krypto sehen wir auch ein gesteigertes Interesse an der Asset-Klasse. Ungeachtet der Kursanstiege seit Beginn 2023 gibt es weiterhin viele Investoren mit hohen Kasse-Beständen, die noch nicht oder nicht ausreichend in Krypto investiert sind und auf Kaufgelegenheiten warten. Das bevorstehende Bitcoin Halving 2024 oder die Zulassung von Bitcoin-ETFs in den USA könnten als Katalysator für diese potenziellen Mittelzuflüsse dienen.
Anlagevermittler, die der steigenden Kundennachfrage mittels Beratungs-Know-how und entsprechenden Investmentlösungen Rechnung tragen, sichern sich einen entscheidenden Vorteil im Beratungsgespräch. Generell bietet die Auseinandersetzung mit Krypto-Lösungen Vermittlern die Chance, ihr Beratungsangebot zu erweitern, innovative Investmentprodukte anzubieten und sich auf die dynamischen Veränderungen in der Finanzlandschaft vorzubereiten.
Welche Rolle spielt bei Ihnen das Vermittlergeschäft allgemein?
Insgesamt ist es uns bei BIT Capital gelungen, über die Jahre eine sehr breite Kundenbasis aufzubauen, in welcher der Bereich Wholesale eine wichtige Rolle spielt. Wir freuen uns über eine lebendige Kooperation mit Banken und Vermittlern und auch darüber, dass erste Versicherer unsere Expertise in ihre Unit-Linked-Produkte integriert haben. Wir pflegen zudem Beziehungen zu den Volksbanken, Raiffeisenbanken und Sparkassen – am stärksten vertreten sind wir jedoch im Bereich der Vermittler und Vermögensverwalter. Um hier unsere Zusammenarbeit weiter zu stärken und unsere Betreuung zu intensivieren, haben wir das Wholesale-Team unter der Führung von Susanne Scarpinati konsequent erweitert.
Wir streben zudem an, als führender Anbieter von aktiv gemanagten Technologieinvestments eine feste Größe in den Kundengesprächen unserer Vermittler zu werden. Es ist uns an dieser Stelle wichtig zu erwähnen, dass wir das beratungsintensive Endkundengeschäft bewusst in die Hände unserer Vertriebspartner und Multiplikatoren legen. So wollen wir in den kommenden Jahren gemeinsam mit unseren Vertriebspartnern weiterwachsen.
Spätestens seit diesem Jahr ist Generative KI in der Gesellschaft ein Riesenthema. Wie wird sie die Investmentwelt verändern?
Als technologiefokussierter Asset-Manager verfolgen wir die Fortschritte auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz seit geraumer Zeit. Wir sind überzeugt, dass GenKI eine der wichtigsten Schlüsseltechnologien und die größte Investmentchance der kommenden Dekade ist. Funktionen neu entwickelter KI-Tools werden die Prozesse in nahezu jeder Industrie in Frage stellen und die Art und Weise, wie Unternehmen arbeiten und sich im Wettbewerb behaupten, grundlegend neu ordnen.
Obwohl die kommerzielle Integration von GenKI noch in den Kinderschuhen steckt, ist ihre transformative Kraft bereits unverkennbar. Die Analysen in unserem aktuellen Whitepaper „Das Zeitalter der Künstlichen Intelligenz: Die größte Investmentchance der kommenden Dekade“ machen deutlich, wie Unternehmen durch eine strategische und umfassende Implementierung von GenKI Wettbewerbsvorteile erzielen können. Investoren sind daher gut beraten, die potenziellen Wettbewerbsverschiebungen in verschiedenen Branchen sorgfältig zu beobachten und sich frühzeitig zu positionieren.
Ganz konkret: Welche Anlagechancen ergeben sich speziell aus Generativer KI?
Noch gibt es auf dem Aktienmarkt wenige „Pure Plays“ in Bezug auf künstliche Intelligenz. Doch aus dem Technologiesprung der Generativen Künstlichen Intelligenz ergeben sich Chancen für Profiteure aus verschiedenen Unternehmensgruppen. Zu diesen zählen insbesondere Infrastrukturanbieter, etwa aus den Bereichen Cloud und Hardware, welche die notwendige Rechenleistung sowie Tools bereitstellen, um Modelle Generativer KI zu trainieren und anzuwenden. Darüber hinaus profitieren vertikale Anwender, beispielsweise Plattformunternehmen wie Microsoft, Google oder Adobe, die künstliche Intelligenz in ihre bestehende Software integrieren.
Benutzen Sie selbst KI im Unternehmen?
Ja, auf jeden Fall. Die Anwendung von Techniken des maschinellen Lernens auf numerische Daten ist schon lange Teil des Investmentprozesses bei BIT Capital. Wir werten auf diese Weise sowohl klassische Marktdaten als auch alternative Daten aus. Large Language Models setzen wir seit einiger Zeit ebenfalls ein. Diese helfen uns, nicht-numerische Daten wie Texte schneller auszuwerten und entsprechende Rückschlüsse in Bezug auf unsere Portfoliounternehmen zu ziehen.
Bild: © BIT Capital
- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können