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Warum aktives Investieren 2024 wieder „in“ ist

Aktives Investieren gerät durch seine höheren Kosten immer wieder in die Kritik. Gerade Krisenzeiten gelten jedoch als „beste Zeit“, den Markt zu schlagen. Für BlackRock steht die aktive Strategie 2024 wieder mehr im Vordergrund. Kapitalmarktstratege Dr. Martin Lück erklärt die Hintergründe im Interview.

Interview mit Dr. Martin Lück, Leiter Kapitalmarktstrategie bei BlackRock für Deutschland, Österreich, die Schweiz und Osteuropa
Herr Dr. Lück, BlackRock rät in seinem globalen Kapitalmarktausblick für 2024 zu einem aktiveren Portfolio-Ansatz. Warum?

Wir denken, dass sich die Welt einerseits von den Folgen der Pandemie erholt, andererseits aber auch mit Klimakrise, demografischem Wandel und Veränderungen in der Geopolitik vor großen Herausforderungen steht. Vieles spricht dafür, dass sich in dieser neuen Welt die Anlageerträge wieder stärker unterscheiden als in früheren Jahrzehnten. Und genau das spricht für aktiveres Portfoliomanagement.

Aktives Investieren hat in letzter Zeit im Vergleich zu passiven Anlagen häufig den Kürzeren gezogen – zumindest laut einigen Studien. Wird sich dann also jetzt der Spieß umdrehen?

Sagen wir es so: Im bisherigen Anlageregime, in dem lange geringe Volatilität und extrem niedrige Zinsen vorherrschten, gab es weniger Möglichkeiten, Überträge zu generieren. In einem Umfeld von mehr Unsicherheit kommt es wieder eher auf die Expertise der Manager an. Die Chance für geschickte Investoren, den „Markt zu schlagen“, wird also wieder größer.

Die Ansage ist aber nicht „aktiv statt passiv“… oder? BlackRock ist über die iShares-Marke ja stark im ETF-Geschäft vertreten.

Wir plädieren für einen Gesamtportfolioansatz. Also eine Kombination aus Index- und Alpha-Strategien. Aktives und indexbasiertes Investieren ergänzen sich also, statt sich gegenseitig auszuschließen.

Die Entscheidung, aktiv zu investieren, ist nur der erste Schritt. Welche aktiven Investitionen würden Sie den Anlegern 2024 denn konkret empfehlen?

Der aktive Part beginnt schon bei der richtigen Einordnung der Makro-Konstellation. Es wäre zum Beispiel aus unserer Sicht ein Fehler, auf die gesamtwirtschaftliche Lage durch die Brille eines typischen Konjunkturzyklus zu blicken. Und die Einschätzung, dass uns das Risiko von Angebotsknappheiten, etwa im Bereich Energie, Rohstoffe oder Arbeitskräfte, und damit einer höheren Volatilität an den Kapitalmärkten erhalten bleiben wird, verdeutlicht die Notwendigkeit, das Depot öfter aktiv zu überprüfen, statt es auf Autopilot laufen zu lassen.

Die unruhige Weltlage wird morgen nicht vorbei sein. Bleibt aktives Investieren aus Ihrer Sicht erstmal der „Way to go“ – trotz der häufig kritisierten hohen Gebühren?

Wie gesagt: die Kombination entscheidet. Die höheren Gebühren für aktiv gemanagte Fonds rechtfertigen sich ja durch die Aussicht auf Übererträge. Die ist in einigen Teilen des Portfolios vielversprechender als in anderen. Ausschlaggebend sind immer die individuellen Anlageziele, vor allem also Ertragserwartung, Risikobereitschaft sowie Zeithorizont.

Wie wird sich das Ende der restriktiven Geldpolitik der Notenbanken darauf auswirken? Zumindest dieses steht ja im Lauf des Jahres in Aussicht.

Die Aussicht auf ein Ende der Zinsanhebungen hat ja schon zu einem vorgezogenen Weihnachtsgeschenk für Anleger geführt. Wenn sich diese Erkenntnis im Laufe des Jahres bestätigt, es also keine weiteren Zinserhöhungen gibt, dürfte das weitgehend eingepreist sein. Eher steht die Frage im Raum, ob bezüglich schon bald anstehender Zinssenkungen die Markterwartungen nicht ein bisschen weit vorgeprescht sein könnten.

Ein Schlusswort mit Blick auf die Reise, die den Anlegern 2024 bevorsteht?

Auch 2024 dürfte volatil bleiben. Wichtig ist es, trotz vielfältiger Unsicherheiten investiert zu sein.

Bild: © ipopba – stock.adobe.com; © BlackRock

 

Amundi greift 2024 den ELTIF an

Auch 2024 dürfte ein spannendes Jahr für die Investmentbranche werden. Welche Herausforderungen stehen den Asset-Managern und den Anlegern bevor? AssCompact hat nachgefragt – heute bei Alexander Koch, Head of Third-Party Distribution von Amundi Deutschland.

Welche Themen und Entwicklungen werden Sie 2024 als Asset-Manager besonders im Blick haben?

Zinsen. Hier wird es spannend zu sehen, wie sich diese 2024 entwickeln und welche Auswirkungen dies z. B. auf Tagesgeld hat. Für uns zählen ETF-Sparpläne daher auch 2024 zu den Trendthemen. Zudem das Thema Altersvorsorge und Anlagethemen rund um Vorsorge. Und last, but not least: das Thema Nachhaltigkeit. Real Assets über ELTIFs bieten hier Investmentoptionen, die nicht nur für institutionelle Investoren interessant sind, sondern nach der Anpassung der Investmentvorgaben für ELTIFs auch für Privatanleger.

Welche Anlageprodukte werden unter den zu erwartenden Rahmenbedingungen im Fokus stehen?

Bei den Kunden stehen 2024 zinsnahe oder thematische Investitionslösungen im Fokus. Zudem diskutieren wir mit unseren Kunden die Themen Real Assets sowie Dividendenstrategien.

Welche vertrieblichen Vorhaben haben Sie?

Wir sind in Deutschland bei institutionellen und Third-Party-Kunden sowie im Retailgeschäft gut verankert. Dabei profitieren wir von unserem umfangreichen aktiven wie passiven Produktangebot, aber auch von unseren Möglichkeiten, maßgeschneiderte Lösungen für unsere Kunden zu entwickeln. Unsere regionale Aufstellung im Retail-Bereich kommt bei den Kunden sehr gut an. Wir pflegen einen intensiven Austausch mit ihnen, der 2024, in dem eine dynamische Allokation in den Portfolios notwendig ist, noch wichtiger wird.

Welche Pläne haben Sie zum Einsatz von KI?

Die Abläufe zwischen Front- und Backoffice leiden unter der zunehmenden Komplexität, die durch neue Produkte, insbesondere im Bereich der alternativen Investments, sowie die regulatorischen Veränderungen ausgelöst werden. Amundi investiert bereits seit Gründung 2010 in die Weiterentwicklung seiner eigenen Portfoliomanagement Plattform ALTO. Die Expertise und das Know-how, das sich der Konzern über diese Zeit aufgebaut hat, ist enorm. Seit 2021 bieten wir ALTO daher auch unseren Kunden und Dritten an.

 

ÖKOWORLD will mit „dunkelgrün“ auch die Jüngeren ansprechen

Auch 2024 dürfte ein spannendes Jahr für die Investmentbranche werden. Welche Herausforderungen stehen den Asset-Managern und den Anlegern bevor? AssCompact hat nachgefragt – heute bei Andrea Machost, Vorständin für den Privatkundenvertrieb bei ÖKOWORLD.

Frau Machost, welche Themen und Entwicklungen werden Sie 2024 als Asset-Manager besonders im Blick haben?

Das Greenwashing einzelner Anbieter hat in den vergangenen Jahren zu einer starken Verunsicherung der Verbraucher gegenüber nachhaltigen Anlageprodukten geführt. Da wir jedoch diejenigen sind, die sich seit vielen Jahren auf strenge, transparente und konsequente Kriterien in unseren Fonds spezialisiert haben, erwarten wir schon bald wieder eine steigende Nachfrage. Weitere Themen für 2024 sind: Künstliche Intelligenz, erneuerbare Energien, Emerging Markets. Besonders für aktive Stockpicker sehen wir top Chancen.

 Welche Anlageprodukte werden unter den zu erwartenden Rahmenbedingungen im Fokus stehen?

Sowohl auf der Anlageseite als auch im Vorsorgebereich sehen wir Chancen für eine Weiterentwicklung unserer dunkelgrünen Produkte. Beispielsweise wollen wir für den Vermögensaufbau und die Altersvorsorge auch ratierliche Anlagen mit in unser Angebot aufnehmen. Zusätzlich planen wir, unsere Aktivitäten im Bereich der betrieblichen Altersvorsorge weiter auszubauen.

Welche vertrieblichen Vorhaben haben Sie?

ÖKOWORLD war in der Vergangenheit stark auf eine ältere Zielgruppe ausgerichtet. Das wollen wir ändern. Wir werden in Zukunft deutlich stärker auch jüngere Menschen ansprechen, ohne unsere bisherige Zielgruppe zu vernachlässigen. Jüngere Menschen sind überaus umweltbewusst und engagieren sich sehr stark für Nachhaltigkeit und für den Klimaschutz. Diese Veränderung wird Einfluss haben auf unsere Aktivitäten in den Bereichen Marketing und Vertrieb.

Welche Pläne haben Sie zum Einsatz von KI?

Die neuen Möglichkeiten für den Einsatz von künstlicher Intelligenz verfolgen wir sehr intensiv. Mehr noch: Wir überlegen, hier diese Technik zu nutzen, um künftig einfachere Standardprozesse zu automatisieren.

 

Ausblick: Chancen schaden nur denen, die sie nicht nutzen

Auch 2024 dürfte ein spannendes Jahr für die Investmentbranche werden. Welche Herausforderungen stehen den Asset-Managern und den Anlegern bevor? Robert Halver von der Baader Bank AG schaut für AssCompact u. a. auf die Themen Geldpolitik, Rohstoffe, Aktienmärkte und Kryptos.

Ein Artikel von Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank AG

Welche Daten sind im nächsten Börsenjahr bestimmend und was heißt das für die Anlageklassen?

Wenn dich der deutsche Standort nicht liebt, wie gut, dass es noch andere gibt

Die wirtschaftliche Stimmung in Deutschland ist getrübt. Tatsächlich sind ideologische „Wirtschaftsexperimente“ kaum geeignet, die massiven Strukturdefizite und Verunsicherung bei Unternehmen und Konsumenten zu beheben.

Doch für Aktienkurse positiv, findet eine zunehmende Verlagerung deutscher und europäischer Unternehmen in Standorte wie Amerika und Asien statt, die massiv in zukünftiges Wachstum investieren. So machen sie sich unabhängiger von den heimischen Niederungen und laben sich an den weltwirtschaftlichen Perspektiven.

Geldpolitik: Die Wende der Zinswende

In den USA und der Eurozone sind 2024 Inflationsraten von 2% möglich. Nach einem Verweilen auf dem aktuellen Zinsplateau rechnen die Finanzmärkte ab Frühjahr jeweils mit drei Zinssenkungen. Da wir uns also auf dem Zinsgipfel mit anschließendem Abstieg befinden, sind Anlagen in möglichst lang laufende Staats- und Unternehmensanleihen zu empfehlen, um vom Kurshebel zu profitieren. Festgelder sind aber mit Vorsicht zu genießen: Mit den Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank werden auch die Anlagezinsen fallen.

Grundsätzlich gilt: Wenn Zinsen der natürliche Feind der Aktien sind, haben Letztgenannte 2024 wenig zu befürchten.

Rohstoffe: Für und Wider

Öl hat um die 80 US-Dollar je Barrel eine Unterstützung. Doch ist aufgrund der Revitalisierung von Fracking, Kernkraft und Kohle sowie dem Ausbau von alternativen Energien auch nicht mit Notierungen in Richtung 100-US-Dollar-Marke oder darüber zu rechnen. Längerfristig spricht das Megathema Klimaschutz für höhere Metallnachfrage. Mit der Zinsentspannung in Amerika und daher Dollar-Beruhigung ist ein Goldpreis deutlich über 2.000 US-Dollar je Unze zu erwarten.

Aktienmärkte: Die Wiederentdeckung Europas

US-Aktien bleiben zwar der Anlageklassiker. Doch sprechen eine weiche US-Konjunkturlandung sowie eine Wirtschaftsstabilisierung in China deutlich für europäische Export- und Industriewerte auch aus der zweiten Reihe. Nicht zuletzt wird 2024 wieder ein gutes Dividendenjahr.

Ein politisches Risiko für Europa ist allerdings die US-Präsidentschaftswahl Ende 2024, bei der nach Umfragen ein Republikaner in das Weiße Haus einziehen könnte. In Japan bleibt die freizügige Bank of Japan der beste Freund des Aktienmarkts.

Schwellenländer: Wieder einen Blick wert

Aufgrund der Zinsentspannung der Fed werten die Währungen der Schwellenländer auf, was die Kapitalflucht in die USA bremst und den Schuldendienst für Dollar-Kredite senkt. Insbesondere profitieren zyklische oder techlastige Märkte in Südkorea, Taiwan oder Indien. Von der Verschiebung der US-Produktion aus China profitieren Mexiko und Brasilien. Zu einem echten Aktien-Durchbruch in China kommt es erst, wenn mehr Marktwirtschaft betrieben wird.

Branchenbetrachtung: Die Wiedergeburt der Substanzwerte

Tech-Aktien auch aus der zweiten Reihe bleiben wegen der Zinsberuhigung und angesichts der Digitalisierung und KI aussichtsreich.

Über die Reflation der Weltkonjunktur stehen aber auch zyklische europäische Konjunkturwerte im Fokus, die teilweise dramatisch unterbewertet sind.

Kryptos: Sie gehören mittlerweile zur Anlage-Familie, sind aber spekulativ

Mit den Zinssenkungsfantasien und der Vielzahl an Anträgen auf Bitcoin- und Ethereum-ETFs kommt es zu weiterem Tauwetter im „Krypto-Winter“. Doch aufgrund der im Vergleich z. B. mit Aktien erschwerten Einschätzung sind Kryptos nicht als klassisches Investment zu betrachten.

Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 01/2024 und in unserem ePaper.

Bild: © Baader Bank

 
Ein Artikel von
Robert Halver

Zahl der Aktionäre in Deutschland sinkt

Das Deutsche Aktieninstitut hat seine jährliche Bilanz zu Aktionären in Deutschland veröffentlicht. Zum vierten Mal in Folge liegt die Zahl dieser über 12 Millionen, allerdings ist sie gegenüber dem Höchststand von 2022 auch um gut eine halbe Million gesunken.

Die Zahl der Aktionäre in Deutschland liegt nun schon seit einigen Jahren im historischen Vergleich nicht schlecht. 2022 waren es stolze 12,9 Millionen Menschen, die in Aktien, Aktienfonds oder ETFs investiert haben – ein Rekordwert. Wie das Deutsche Aktieninstitut (DAI) nun mitteilt, sind es auch 2023 wieder deutlich über 12 Millionen. Gesunken ist die Anzahl der Aktiensparer aber dennoch. Laut dem Bericht des DAIs waren 2023 12,3 Millionen Bundesbürger an der Börse investiert. Das entspricht 17,6% der Bevölkerung ab 14 Jahren.

Der Rückgang ist somit absolut betrachtet nicht zu verachten – immerhin sind es etwa 570.000 Aktiensparer weniger. Dennoch ändere sich an dem langfristigen Trend nach oben nichts: „Gut jeder Sechste in Deutschland ist 2023 in Aktien investiert. Angesichts von Zinswende, anhaltend hoher Inflation und eingetrübten wirtschaftlichen Aussichten ist die Zahl der Aktiensparer ein gutes Ergebnis“, findet die Geschäftsführende Vorständin des DAIs, Dr. Christine Bortenlänger.

ETFs besonders bei den Jüngeren beliebt

Die beliebteste Form der Aktienanlage waren laut DAI auch in 2023 aktienbasierte Fonds und ETFs. Darin investierten rund 10,3 Millionen Anleger, was dem Vorjahresniveau entspricht. Besonders die Jüngeren entscheiden sich dabei für ETFs. Während 35% der Aktiensparer im Alter unter 40 Jahren mit ETFs sparen, sind es bei den Älteren nur 17%. Zudem sind ETFs bei Männern verbreiteter als bei Frauen. Während bei den Aktiensparern jeder Vierte einen ETF im Depot hat, ist es bei den Aktiensparerinnen nur jede Sechste.

Zahl der Aktiensparerinnen bleibt konstant

4,7 Millionen Frauen hatten 2023 Aktien, Aktienfonds oder ETFs im Depot, was dem Niveau des Vorjahres entspricht. Somit machten Frauen 2023 38% aller Aktiensparer aus. Da die Zahl der Männer mit einem Aktieninvestment um 520.000 auf 7,6 Millionen sinkt, verringert sich der Abstand zwischen Aktiensparerinnen und -sparern das zweite Jahr in Folge.

Westen ist investitionsfreudiger

Einen deutlichen Unterschied gibt es den Zahlen zufolge in der Investitionsfreudigkeit bei den Bewohnern der westlichen und östlichen Bundesländer. Im Westen sind 19,2% an der Börse investiert, im Osten lediglich 10,2%. Den höchsten Anteil an Aktionären hat Baden-Württemberg mit 26,4%, gefolgt von Bayern mit 21,2%.

Deutlicher Anstieg bei jungen Aktiensparern

Langfristig gesehen hat die Anzahl der jüngeren Anleger (14 bis 39 Jahren) den größten Sprung gemacht. 2023 gab es in dieser Altersgruppe 3,6 Millionen Anleger, 2014 waren es noch deutlich unter 2 Millionen.

Bild: © m.mphoto – stock.adobe.com

 

J.P. Morgan AM geht „back to the roots“

Auch 2024 dürfte ein spannendes Jahr für die Investmentbranche werden. Welche Herausforderungen stehen den Asset-Managern und den Anlegern bevor? AssCompact hat nachgefragt – heute bei Holger Schröm, Executive Director bei J.P. Morgan AM.

Herr Schröm, welche Themen und Entwicklungen werden Sie 2024 als Asset Manager besonders im Blick haben?

Wir sehen den Trend des „Back to the roots“: zurück zu bewährten (globalen) Kerninvestments statt Themenfonds. Aus Bewertungssicht sind Dividendentitel mit Wachstumskomponente derzeit besonders aussichtsreich. Und die Rückkehr des Zinses führt zu steigenden Ertragserwartungen, was Mischfonds und Rentenfonds als bessere „Cash“-Alternative wieder attraktiv macht. Nicht zuletzt gewinnen aktive ETFs weiter an Bedeutung.

Welche Anlageprodukte werden unter den zu erwartenden Rahmenbedingungen im Fokus stehen?

Wie oben beschrieben sind performante, aktiv gemanagte Kernanlagen vor allem langfristig attraktiver als Geldmarktinvestments. Die aktuell vorherrschenden hohen Bewertungsdivergenzen sind ein gutes Umfeld für aktives Management, sodass wir mit unseren aktiv gemanagten Fonds und ETFs wichtigen Mehrwert in Form von Alpha bieten können.

Welche vertrieblichen Vorhaben haben Sie?

Wir bieten weiterhin für alle B2B-Kanäle umfangreiche Servicebausteine mit maßgeschneiderten Konzepten an und setzten auf die Kombination von Schulungen und Events vor Ort und digitalen Konzepten. Wo gewünscht ist auch Nachhaltigkeit weiterhin im Fokus, denn wir erweitern kontinuierlich unsere Palette, etwa mit aktiven ETFs mit „SRI Paris Aligned“-Benchmark und Artikel-9-Einstufung, verbunden mit starkem aktivem Investment Stewardship und Engagement.

Welche Pläne haben Sie zum Einsatz von KI?

J.P. Morgan Chase investiert jedes Jahr mehrere Mrd. US-Dollar in Technologie und Digitalisierung. Wir haben beispielsweise für unser Portfoliomanagement die marktführende Investment-Plattform „SPECTRUM“ entwickelt, die uns von der Datenanalyse über das Research bis hin zur Umsetzung und Reporting dank KI-Modulen hilft, effizienter und vernetzter zu arbeiten. Auch das Marktresearch profitiert von schnelleren Prozessen: Unser beliebter „Guide to the Markets“ wird seit einigen Wochen täglich auf Deutsch aktualisiert.

 

SEC genehmigt Bitcoin-ETFs

Die US-Börsenaufsicht SEC hat nach jahrelanger Gegenwehr eingelenkt: Bitcoin-ETFs sind in den USA ab sofort zulässig. In Deutschland sind die ETFs aus Regulationsgründen vom Tisch – wenngleich auch hierzulande Kleinanleger von der Genehmigung profitieren könnten.

Was im Vorfeld schon erwartet worden war, ist am Mittwochabend deutscher Zeit nun eingetreten: Die United States Securities and Exchange Commission, kurz SEC, hat Bitcoin-ETFs für zulässig erklärt. Bereits am Dienstagabend hatte eine Falschmeldung für starke Unruhen gesorgt: Der X-Account der SEC war gehackt worden und hatte sozusagen vorschnell die Genehmigung der Bitcoin-ETFs verkündet, woraufhin auch der Kurs der Kryptowährung auf rund 43.800 Euro anstieg, ehe er kurz darauf wieder auf etwa 41.500 Euro sank.

Bitcoin-ETFs erhalten grünes Licht

Am Mittwochabend wurde es dann mit einer Mitteilung des SEC-Vorsitzenden Gary Gensler offiziell gemacht: Ab Donnerstag, 11.01.2024, sind börsengehandelte Fonds, die in Bitcoin investieren und dessen Kurs abbilden, erlaubt. In der Vergangenheit hatte man derartige Produkte zurückgewiesen, so bspw. auch einen Antrag vom weltgrößten Vermögensverwalter BlackRock. Hintergrund waren befürchtete Preismanipulationen.

Doch nun wurden die Karten neu gemischt, wie es auch Gensler in der SEC-Mitteilung darlegt. Nachdem die SEC einen Antrag von Grayscale, einem US-amerikanischen Verwalter für digitale Vermögenswerte, für einen Bitcoin-ETF abgelehnt hatte, ging das Thema vor den United States Court of Appeal, das Berufungsgericht der Vereinigten Staaten. Die SEC musste dort eine Niederlage hinnehmen, da es nach Ansicht des Berufungsgerichts keine ausreichende Erklärung abgegeben hatte, warum das Produkt abgelehnt wurde. Kurzum: Es gibt nach Ansicht der SEC und Gensler keine rechtliche adäquate Grundlage mehr, Bitcoin-ETFs kein grünes Licht zu geben.

Aber nichtsdestotrotz: In selbiger Mitteilung betont Gary Gensler auch die Gefahren und Risiken von Kryptowährungen. Primär sei Bitcoin ein spekulatives und volatiles Asset, das auch für illegale Aktivitäten verwendet werde, so z. B. Geldwäsche, Cyberkriminalität oder Terrorismusfinanzierung. Offiziell unterstützt wird Bitcoin von der SEC und Gensler also nach wie vor nicht.

So reagiert der Bitcoin-Kurs

Der große Hype um Bitcoin lässt sich nach der Entscheidung, die am Mittwoch etwa um 22:30 Uhr deutscher Zeit verkündet wurde, noch nicht erkennen. Betrachtet man den Bitcoin-Kurs, bspw. auf der Handelsplattform Coinbase, verläuft dieser eher seitwärts – mit einem kurzen Aufbäumen auf etwa 43.500 Euro um die Mitternachtszeit. Am Donnerstagvormittag schwankte der Wert zwischen 42.000 und 43.000 Euro. Hintergrund könnten die starken Anstiege des Kurses in den letzten Monaten sein, die aus den Erwartungen resultierten, dass Bitcoin-ETFs schon bald zugelassen werden, erläutert bspw. das Handelsblatt unter Berufung auf die Tech-Investorin Cathie Wood. Da dies nun eingetreten ist, verkaufen viele Anleger ihre Anteile jetzt wieder und nehmen die Gewinne mit.

Generell wird jedoch mit einem langfristig steigenden Bitcoin-Kurs gerechnet – gerade jetzt, wo das Produkt durch ETFs einer breiteren Masse zugänglich gemacht wird, das dann auch sicherer reguliert wird. Gerhard Summerer, Geschäftsführer von DZ Financial Markets der deutschen DZ Bank in New York, erklärt bei tagesschau.de: „Der große Vorteil von diesen ETFs ist – wenn sie bei Firmen mit hoher Reputation wie BlackRock gekauft werden – der, dass sie die Unsicherheit und Risiken minimieren.“

Keine Bitcoin-ETFs in Deutschland

Bereits ab Donnerstag dürfen Bitcoin-ETFs also an den Start gehen. Geplant sind derzeit schon mehrere, u. a. von BlackRock, VanEck, Wisdom Tree und Fidelity.

Aber: In Deutschland wird es, zumindest nach dem aktuellen rechtlichen Stand, keine Bitcoin-ETFs geben. Hintergrund ist die UCITS-Richtlinie, an die sich alle ETFs in Europa halten müssen. Darin ist auch vorgegeben, dass ETFs in Europa nur bei einer ausreichenden Diversifikation zugelassen werden. Da Bitcoin-ETFs allerdings nur einen einzigen Wert abbilden – den von Bitcoin selbst –, ist diese Voraussetzung nicht erfüllt.

Im Gegensatz zu Bitcoin-ETFs allerdings können sowohl Bitcoin selbst als auch andere börsengehandelte Produkte wie ETP- und ETN-Anteile erworben werden, die den Bitcoin-Kurs abbilden. Auch bei diesen schlagen sich Kursgewinne nieder. Sie bringen jedoch den Nachteil mit sich, dass das Kryptovermögen der Anleger im Falle einer Insolvenz des Anbieters nicht geschützt ist. (mki)

Bild: © plysuikvv – stock.adobe.com

 

Kein Ausblick ohne Rückblick

Auch 2024 dürfte ein spannendes Jahr für die Investmentbranche werden. Welche Herausforderungen stehen den Asset-Managern und den Anlegern bevor? Klaus-Dieter Erdmann, Geschäftsführer der funds excellence GmbH, blickt für AssCompact zunächst zurück und dann nach vorne.

Ein Artikel von Klaus-Dieter Erdmann, Geschäftsführer der funds excellence GmbH

2023, das Folgejahr zum fatalen Jahr 2022, war alles andere als einfach für den breit diversifizierten Anleger. Getrieben von einer Handvoll Aktien, den „Magnificent Seven“, haben die Aktienmärkte eine positive Performance hingelegt. Rechnet man diese aus dem S&P 500 heraus, wäre die Performance des Index per Oktober 2023 leicht negativ.

Was heißt das für die Zukunft? Mehr Perlen suchen oder weiter an einem gut diversifizierten Depot festhalten? Die Antwort gibt das Jahr 2022. Die „Magnificent Seven“ wiesen ein Minus von 40% auf. Somit gilt auch in der Zukunft: Don’t put all your eggs in one basket.

Die Herausforderung für den Berater wird im Jahr 2024 darin bestehen, den Kunden die Performance ihrer Portfolios ins Verhältnis zu der Entwicklung der Märkte zu stellen. Es gilt bei den Jahresgesprächen, die Sonderbewegung der Apples, Metas, Nvidias dieser Welt herauszuarbeiten.

Neben diesen Themen lässt auch der Einfluss der Weltpolitik auf die Aktienmärkte nicht nach. Krisen wie im Nahen Osten und der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine werden weiter auf die Stimmung drücken. Die wirtschaftliche Entwicklung Chinas ist derzeit geprägt von großen Problemen mit dem Immobilienmarkt. Auch scheint die kommunistische Partei weiter an ihrer eskalierenden Politik gegenüber Taiwan festzuhalten.

Der Name ist Bond

Besondere Aufmerksamkeit sollte 2024 wieder den Bondmärkten gelten. Zwar ist der Zins zurück, es scheinen sich aber andere Flanken zu öffnen. So steigen die Ausgaben für Zinszahlungen im Etat der USA erstmals über den des Verteidigungshaushaltes. Die hohe Verschuldung der Amerikaner, verstärkt durch die Aufwendungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie, birgt die Gefahr, dass die US-Regierung von der Zinslast in ihrer Haushaltspolitik gefangen ist. Der Markt wird es sich mit höheren Zinsen bezahlen lassen. Ein zweiter Aspekt ist eine zurückgehende Nachfrage nach US-Staatsanleihen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Volksrepublik China aufgrund der politischen Spannungen mit den USA ihren Kauf von US-Anleihen weiter reduziert und es so zu einem Überangebot an US Government Bonds kommt. China hat seit dem „Allzeithoch“ im Jahr 2013 seinen Bestand an US-Bonds von 1,3 Bio. US-Dollar um 500 Mrd. US-Dollar im Jahr 2023 reduziert. Auch diese geringere Nachfrage kann zu steigenden Zinsen führen. Aber nicht nur die daraus resultierenden Kursverluste in Rentenportfolios stellen eine Gefahr dar. Auch die Verteuerung der Refinanzierungskosten, besonders für Small und Mid Caps, würde sich als schwierig darstellen. Es ist fraglich, wie ausreichend die Finanzkraft dieser Unternehmen dauerhaft ist – in einem von einer anhaltenden Rezession geprägten wirtschaftlichen Umfeld.

Langfristig und breit gestreut – für die Sicherheit

Es gilt daher , dem Kunden 2024 die Vorteile eines breit diversifizierten Portfolios zu vermitteln. Der Anteil an Bonds muss unbedingt über ein breites Laufzeitband gestreut werden. Es ist die Zeit des aktiven Managers, sich in diesen Märkten gegen die passiven ETFs und Robo-Advisors durchzusetzen. Hier wird es spannend werden, wie es den Vermögensverwaltern gelingt, den Vormarsch der künstlichen Intelligenz als Unterstützung in der Portfoliooptimierung zu nutzen und nicht als Gegner anzusehen.

Bei aller Unsicherheit, die uns das Jahr 2024 bringen mag, bleibt eines doch positiv anzumerken: Der Gesetzgeber macht eine Pause in seiner Regulierungssucht. Nach Protokollen, ESG-Abfragen und Diskussionen um Beratungsprovision scheint 2024 ohne gravierende Veränderungen zu starten – ein Lichtblick!

Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 01/2024 und in unserem ePaper.

Bild: © funds excellence

 
Ein Artikel von
Klaus-Dieter Erdmann

BIT Capital sieht „entscheidenden Wettbewerbsvorteil“ bei KI

Auch 2024 dürfte ein spannendes Jahr für die Investmentbranche werden. Welche Herausforderungen stehen den Asset-Managern und den Anlegern bevor? AssCompact hat nachgefragt – heute bei Jan Beckers, Gründer und Chief Investment Officer der BIT Capital GmbH.

Herr Beckers, welche Themen und Entwicklungen werden Sie 2024 als Asset Manager besonders im Blick haben?

Auch 2024 wird der Fortschritt von KI im Fokus unserer Research stehen. Noch immer werden die Produktivitätseffekte durch die Technologie unterschätzt. Dabei führt KI bereits zu signifikanten Kosteneinsparungen. Dieser Trend wird sich fortsetzen und auf der Einnahmenseite vieler Unternehmen für positive Überraschungen sorgen. Gleichwohl gilt es auch mögliche Risiken im Blick zu behalten: Das makroökonomische Umfeld bleibt herausfordernd. Zudem beobachten wir aufmerksam die geopolitischen Entwicklungen sowie den US-Wahlkampf.

Welche Anlageprodukte werden unter den zu erwartenden Rahmenbedingungen im Fokus stehen?

Bereits Ende 2022 haben wir das Portfolio unseres BIT Global Internet Leaders 30 entsprechend den Chancen und Risiken durch KI angepasst. Durch einen Schwerpunkt auf noch unentdeckte KI-Gewinner konnte der Fonds im Jahr 2023 seine Peergroup hinter sich lassen und erfreut sich derzeit einmal mehr einer starken Nachfrage. Mit Auflage der vertriebsfreundlicheren R-II Anteilsklasse (WKN A3DV75) kommen wir zudem der Erwartung unserer Vermittlerschaft nach.

Welche vertrieblichen Vorhaben haben Sie?

Wir arbeiten intensiv daran, unsere Position am Markt durch einen verstärkten Kundenfokus weiter zu verbessern und wollen künftig eine noch festere Größe in den Kundengesprächen unserer Vermittler werden. Wir vertrauen im beratungsintensiven Endkundengeschäft bewusst auf unsere Vertriebspartner und haben das Ziel, in den kommenden Jahren gemeinsam weiter zu wachsen. Diese Strategie hat sich für uns bereits bewährt. Wir freuen uns, dass erste Versicherer unsere Expertise in ihre Unit-Linked-Produkte integriert haben.

Welche Pläne haben Sie zum Einsatz von KI?

Techniken des maschinellen Lernens sind fester Bestandteil unseres Investmentprozesses. Seit 2023 nutzen wir etwa Large-Language-Modelle, um unstrukturierte Daten effizienter zu verarbeiten. Geschäftsberichte unserer Unternehmen können wir so wesentlich schneller auswerten. Wir sind davon überzeugt, dass die Symbiose von Mensch und Technologie im Asset-Management ein entscheidender Wettbewerbsvorteil ist und arbeiten an weiteren Projekten, um diesen auszubauen.

Bild: © BIT Capital

 

BlackRock: „Investieren wird 2024 nicht weniger anspruchsvoll“

Auch 2024 dürfte ein spannendes Jahr für die Investmentbranche werden. Welche Herausforderungen stehen den Asset-Managern und den Anlegern bevor? AssCompact hat nachgefragt – heute bei David Wenicker, Leiter iShares & Wealth bei BlackRock Deutschland.

Herr Wenicker, welche Themen und Entwicklungen werden Sie 2024 als Asset-Manager besonders im Blick haben?

Investieren wird für Anleger im Jahr 2024 nicht weniger anspruchsvoll. Einige strukturelle Verschiebungen werden für die langfristige Entwicklung an den Märkten zentral sein. Dazu zählt unter anderem der Wandel hin zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft und die damit verbundenen technologischen Innovationen. Im Vertrieb sehen wir eine wachsende Nachfrage von Privatanlegern nach Privatmarktanlagen, die sich diversifizierter aufstellen möchten. Der Trend geht hin zu ganzheitlicher Portfolioberatung. Darüber hinaus erwarten wir weiterhin Wachstum bei ETF-Sparplänen.

Welche Anlageprodukte werden unter den zu erwartenden Rahmenbedingungen im Fokus stehen?

Der ELTIF hat sich als „Go-to-Product“ für Privatmarktanlagen bei Privatinvestoren entpuppt und dürfte durch die neue ELTIF-2.0-Regulatorik, die eine breitere Öffnung des Marktes ermöglicht, weiter Auftrieb erhalten.

Die gestiegenen Zinsen haben zu einem großem Interesse für Rentenlaufzeitfonds geführt. Insbesondere erfreut sich die entsprechende ETF-Version, die sogenannten iBonds-ETFs, großer Beliebtheit, weil sie Anlegern ermöglicht, die aktuellen hohen Zinsniveaus ins Depot zu holen.

Im aktiven Fondsmanagement beobachten wir ein zunehmendes Interesse an Strategien, die von der Transformation in eine kohlenstoffarme Welt profitierten.

Welche vertrieblichen Vorhaben haben Sie?

Wir werden mit unseren digitalen Partnern (Online-Banken, Neobroker etc.), aber auch mit den etablierten traditionellen Banken weiter eng zusammenarbeiten, um ihnen dabei zu helfen, Lösungen für ihre Kunden bereitzustellen. Darüber hinaus sind Asset-Manager, Vermögensverwalter und diverse Beraternetzwerke wichtige Partner für uns.

Bild: © BlackRock