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D&O: Steigende Ansprüche und neue Herausforderungen

Die Zunahme der Unternehmensinsolvenzen hat auch eine merkliche Steigerung der Schadenfälle in der D&O-Versicherung zur Folge. Wie war die Bilanz im zurück­liegenden Jahr? Welche neuen Entwicklungen sind zu beobachten? Und welchen Risiken und Herausforderungen sind Führungskräfte besonders ausgesetzt?

Ein Artikel von Marcel Braun, CEO der hendricks GmbH

Die D&O-Versicherung verzeichnete 2023 eine merkliche Zunahme der Schadenfälle. Laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV) stieg die Zahl der Fälle um knapp 7% auf 2.200. Im Schnitt knapp 100.000 Euro pro Fall leisteten die Versicherer, in Summe gut 9% mehr als im Vorjahr. Der GDV sieht einen klaren Zusammenhang mit der Zunahme der Unternehmensinsolvenzen, aufgrund derer sich Manager häufiger Haftungsansprüchen ausgesetzt sehen. Auch aus verschärften Compliance-Anforderungen ergeben sich weiterhin hohe Haftungsrisiken. Wie sich die Risikolandschaft und vor allem D&O-Schäden in den vergangenen Monaten entwickelt haben, zeigt eine Analyse der hendricks Schadendatenbank. Ausgewertet wurden rund 500 Schadenfälle im Zeitraum von 2019 bis 2024. Auch für 2024 rechnen die Versicherer nach Aussage der GDV mit vermehrten Schadensersatzforderungen.

Ex-Führungskräfte verstärkt betroffen

D&O-Versicherungsfälle sind komplex und rechtlich betrachtet meist mit hohen Unklarheiten verbunden. Nur etwa 7% der gemeldeten D&O-Fälle zeigen eine klare Haftungslage. Wenig überraschend entfallen rund 70% der Zahlungen aus D&O-Policen auf Rechtsberatungs- und Verfahrenskosten.

Mehr als 90% der D&O-Verfahren auf Schadensersatz enden mit einem Vergleich, oftmals jedoch erst nach Einreichung einer Klage. Dass Endurteile selten sind, deutet darauf hin, dass die Parteien in den meisten Fällen eine möglichst schnelle und geräuschlose Einigung anstreben, um Kosten und Öffentlichkeit zu vermeiden. Die Abwicklungszeiten variieren je nach Unternehmensgröße stark: Im Mittelstand beträgt die durchschnittliche Dauer eines D&O-Verfahrens etwa drei Jahre, während es bei Großunternehmen rund sieben Jahre sind. Die langen Abwicklungszeiten sind vor allem auf Haftungsstreitigkeiten über mehrere Instanzen und häufige Deckungseinwände durch Vorsatzbehauptungen zurückzuführen.

Drastisch erhöht hat sich in den vergangenen drei Jahren die Zahl der Fälle, in denen ehemalige Führungskräfte in Anspruch genommen werden. Waren 2021 noch etwa 80% der in Anspruch genommenen Manager zum Zeitpunkt des Anspruchs weiterhin im Unternehmen tätig, waren es 2024 nur noch rund 30%.

Die Daten zeigen, dass immer mehr Fälle in die Nachmeldefrist von Vorverträgen fallen. Besonders bei der Anpassung von Versicherungsschichten innerhalb eines bestehenden Versicherungsschutzes können Deckungslücken entstehen, wenn nicht alle Aspekte berücksichtigt werden. Diese können im Schadenfall zu erheblichen Problemen führen.

Haftungsansprüche – die zehn häufigsten Gründe

Die zehn häufigsten Gründe für Haftungsansprüche verdeutlichen die potenziellen Risiken und Heraus­­forderungen, denen Führungskräfte ausgesetzt sind.

1. Projektfehler

Projektfehler zählen zu den häufigsten Haftungsgründen. Sie treten auf, wenn Mängel im Projektmanagement wie etwa unzureichende Planung oder Fehler bei der Umsetzung zu finanziellen Verlusten führen. Besonders komplexe Projekte bergen ein erhöhtes Risiko, da die Koordination mehrerer Abteilungen oder externer Partner oft zu Missverständnissen und Fehlentscheidungen führen kann.

2. Unzureichende Organisation und Überwachung

Eine wesentliche Pflicht von Führungskräften ist die Sicherstellung einer ordnungsgemäßen Organisation und Überwachung der operativen Abläufe. Mängel in der internen Organisation oder eine unzureichende Überwachung können zu Haftungsansprüchen führen. Besonders wichtig ist hier die Einrichtung eines Compliance-Systems, um die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben sicherzustellen.

3. Insolvenzbezogene Forderungen

Die Haftung im Zusammenhang mit Insolvenzen ist ein häufiges Risiko für Manager. Vorwürfe der Insolvenzverschleppung oder fortgesetzte Zahlungen trotz bestehender Zahlungsunfähigkeit sind typische Gründe für Haftungsansprüche. Darüber hinaus können auch Verstöße gegen Kapitalerhaltungs-vorschriften zu erheblichen Forderungen führen.

4. Strafrechtliche Ermittlungen und behördliche Verfahren

Manager sehen sich nicht nur zivilrechtlichen, sondern auch strafrechtlichen Ansprüchen ausgesetzt. Ermittlungen und Verfahren durch Strafverfolgungsbehörden aufgrund von Untreue oder Betrug belasten die betroffenen Führungskräfte erheblich.

5. Steuerthemen ohne Insolvenzbezug

Auch steuerliche Verfehlungen sind häufige Ursachen für Haftungsansprüche. Fehlerhafte Steuererklärungen, unterlassene Steuerzahlungen oder falsche Buchhaltungsangaben können zu Nachforderungen führen.

6. Kartellrechts- und Datenschutzverstöße

Verstöße gegen das Kartellrecht und gegen Datenschutzvorgaben aus der Datenschutzgrundverordnung führen vermehrt zu Bußgeldern. Bei illegalen Preisabsprachen oder unrechtmäßiger Daten­verar­beitung können Unternehmen und ihre Organe zur Verantwortung gezogen werden.

7. Rückforderung von Fördermitteln, Subventionen und Coronahilfen

Manager haften auch bei Verstößen gegen die Bedingungen von Fördermitteln oder staatlichen Hilfen. Rückforderungen drohen, wenn die Mittel zweckentfremdet wurden oder die erforderlichen Nachweise fehlen. Fehlerhafte Anträge oder die Nichteinhaltung von Fristen können ebenfalls zu Regressansprüchen führen.

8. Untersuchungen von Aufsichtsbehörden im Bereich Finanzen

Unternehmen im Finanzsektor werden regelmäßig durch Behörden wie die BaFin oder die Europäische Zentralbank überprüft. Ver­stöße gegen regulatorische Anforderungen führen zu erheblichen Sanktionen und Haftungsrisiken für die verantwortlichen Manager.

9. Unzureichende Schutz­konzepte und Versicherungen

Manager sind verpflichtet, geeignete Schutz- und Absicherungskonzepte für das Unternehmen zu etablieren. Wenn etwaige Risiken nicht ausreichend abgedeckt sind oder Versicherungen fehlen, können daraus Schadensersatz­ansprüche folgen.

10. Fehler im Rahmen von M&A-Transaktionen

Fehler im Rahmen von M&A-Transaktionen – insbesondere bei der Due Diligence oder der Bewertung von Kaufpreisen – können zu erheblichen finanziellen Verlusten führen. Manager haften in diesem Zusammenhang für unzureichende oder falsche Risikoeinschätzungen.

Fazit

Die überwiegende Zahl der D&O-Fälle ist höchst komplex und mit vielfältigen Haftungsrisiken für Manager verbunden. Auch wenn neun von zehn D&O-Verfahren mit einem Vergleich enden, ziehen sich die Verfahren meist über mehrere Jahre hin und sind mit entsprechend hohen Kosten, vor allem für die Rechtsberatung, verbunden. Der zunehmende Anteil an ehemaligen Führungskräften, die zur Verantwortung gezogen werden, stellt eine besondere Herausforderung für die Versicherungsbranche dar. Eine gut strukturierte Umdeckungs-­strategie ist in diesen Fällen wesentlich, um Deckungslücken auch in komplexen Haftungssituationen zu vermeiden.

Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 03/2025 und in unserem ePaper.

 
Ein Artikel von
Marcel Braun

Insolvenzwelle: Herausforderungen für D&O-Versicherung

Die Zahl der Insolvenzen in Deutschland nimmt seit Mitte 2023 zweistellig zu. Eine Trendumkehr ist nicht in Sicht. Was heißt das für die D&O-Versicherung und für die Realität von Führungskräften?

Ein Artikel von Marcel Braun, CEO der hendricks GmbH

Im Dezember 2023 war in Deutschland ein Anstieg von 12,3% bei den Insolvenzen im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen. Auch für das laufende Jahr wird wieder mit mehr Unternehmensinsolvenzen gerechnet. Groß­insolvenzen, das heißt, Insolvenzen von Unternehmen mit einem Mindestumsatz von 50 Mio. Euro, sind laut einer Studie der Kreditversicherung Allianz Trade auf dem Vormarsch. Sie erreichten allein in den ersten neun Monaten des Jahres 2023 ein Niveau von 45 Fällen. Im Jahr 2020, dem bisherigen Rekordjahr bei den Insolvenzen, waren es insgesamt 58 Fälle.

Die am stärksten von Insolvenzen betroffenen Sektoren sind die Baubranche gefolgt vom Handel und Unternehmen im Dienstleistungssektor. Die Gründe liegen in den gestiegenen Kosten durch die Inflation, den hohen Energiepreisen und steigenden Finanzierungskosten. Zusammen mit einer Kaufzurückhaltung bei den Verbrauchern machen diese Faktoren den Unternehmen zunehmend zu schaffen und lassen sich kaum noch kompensieren. Hinzu kommt, dass die umfangreichen staatlichen Hilfen, die viele Unternehmen während und nach der Corona-Pandemie am Leben gehalten haben, in den vergangenen zwei Jahren ausgelaufen sind.

Insolvenzwelle: Herausforderungen für D&O-Versicherung

Grafik: Die zehn größten Unternehmensinsolvenzen in Deutschland im Jahr 2023

Höhere Risiken für Geschäftsleiter und Führungskräfte

Organe und Führungskräfte stehen vor der Aufgabe, flexibel und vorausschauend zu handeln, um ihre Unternehmen erfolgreich durch unsichere wirtschaftliche Phasen zu führen. Mit steigenden Insolvenzzahlen erhöht sich jedoch zugleich die Wahrscheinlichkeit der Geltendmachung von Schadensersatzansprüchen gegen Organe und Führungskräfte. Denn haben diese bei einer sich abzeichnenden Krise des Unternehmens nicht oder zu spät gehandelt, gar die Insolvenz verschleppt, können sie dafür persönlich haftbar gemacht werden.

Insolvenzverwalter spielen in diesem Szenario eine Schlüsselrolle. Die Aufgabe des Insolvenzverwalters besteht darin, die Insolvenz ordnungsgemäß abzuwickeln und dabei sicherzustellen, dass die Interessen aller Beteiligten, insbesondere der Gläubiger, in angemessener Weise berücksichtigt werden. Das beinhaltet auch die Prüfung, ob Ansprüche gegen die Organe des Unternehmens wegen einer Pflichtverletzung geltend gemacht werden können, um letztlich die Insolvenzmasse zu vergrößern.

Die D&O-Versicherungen, deren Aufgabe es ist, das Management gegen die Risiken einer persönlichen Haftung abzusichern, sind damit durch eine steigende Zahl von Insolvenzverfahren ebenfalls besonders gefordert. Die Versicherungsgesellschaften müssen sich auf eine verstärkte Nachfrage nach Deckung aus den Policen vorbereiten. Nicht ausgeschlossen ist, dass dies zu Prämienerhöhungen und einer intensiveren Risikobewertung führen kann.

Anforderungen an die Geschäftsleitung in Krisenzeiten

Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten muss die Geschäftsleitung sicherstellen, dass das Unternehmen über ausreichende finanzielle Mittel verfügt, um die operativen Herausforderungen zu bewältigen. Eine solide Liquiditätsplanung ist in Zeiten steigender Insolvenzen von entscheidender Bedeutung. Zudem kann das frühzeitige Knüpfen von Kontakten zu Insolvenzexperten und -beratern wertvoll sein. Dies ermöglicht im Fall der Fälle einen schnellen Zugang zu Fachleuten, die bei der Bewältigung von Insolvenzsituationen unterstützen können.

Die Erfahrung lehrt, dass es gerade Insolvenz- und Restrukturierungssituationen sind, in denen sich Geschäftsleitungen plötzlich mit D&O-Ansprüchen oder strafrechtlichen Ermittlungen konfrontiert sehen. Organe und Führungskräfte sollten deshalb ihre D&O- und Strafrechtsschutzpolicen sorgfältig überprüfen lassen, um sicherzustellen, dass ihre Versicherungen ausreichend Schutz bieten und potenzielle Risiken abdecken. Wichtig ist, dass die Versicherung insbesondere keinen Insolvenzausschluss beinhaltet – ansonsten kann das für den einzelnen Geschäftsführer oder Vorstand verheerende Folgen haben.

Darüber hinaus kommt es für Manager darauf an, Vorsorge für Rechtsverteidigung in einem potenziellen Zivil- und Strafverfahren zu treffen und sich entsprechend mit einer Firmen-D&O- und einer separaten Strafrechtsschutzversicherung abzusichern. Aufgrund ihrer einschlägigen Schadenexpertise können Spezialmakler wertvollen Input bieten, wenn es darum geht zu klären, ob die Versicherungen alle Risikoszenarien abdecken.

Ebenso wichtig ist die ernsthafte Auseinandersetzung mit einer zusätzlichen Individualabsicherung durch eine Personal-D&O-Versicherung. Mehr als 90% der D&O-Verfahren enden in einem Vergleich. Gerade im Insolvenzfall müssen sich die Organe einer Gesellschaft oft mit einem bisweilen hohen Eigenbetrag beteiligen. Hier offenbart sich dann oftmals die mangelnde Absicherung und Beratung des Managers. In dieser Situation, wo überraschend keine Deckung über die Konzernpolice und/oder keine Abdeckung des persönlichen Eigenbetrags vorhanden ist, hilft nur eine eigene Personal-D&O-Versicherung, die diese Risiken abgedeckt.

Ausblick

Auch wenn die Inflation in den vergangenen Monaten wieder gesunken ist, so deuten verschiedene Faktoren darauf hin, dass auch für das laufende Jahr mit unverändert hohen Inflationsraten oberhalb des Inflationsziels der EZB zu rechnen ist. Die Deglobalisierung und der demografische Wandel, der zu einem systematischen Rückgang der Anzahl der Erwerbstätigen mit einhergehenden dauerhaft steigenden Lohnentwicklungen führen kann, sind nur zwei dieser Faktoren.

Versicherer müssen sich auf höhere Inflationsraten einstellen und die Dynamik der Inflationsentwicklungen genau beobachten. Für die Schaden- und Unfallversicherer ist es nicht neu, dass die Preise für die Regulierung von Versicherungsschäden steigen. Die BaFin beobachtet mittlerweile allerdings sehr genau, wie die Versicherer die gestiegene Schadeninflation unter den Vorgaben des Handelsgesetzbuchs und Solvency II berücksichtigen. Damit geraten die Versicherer immer stärker unter Zugzwang. Die leichte Erholung der D&O-Versicherung, wie sie kürzlich ihren Anfang nahm, könnte dies gefährden. Als gesichert kann indessen gelten: Die steigenden Insolvenzen erfordern von den Versicherungsgesellschaften eine Anpassung ihrer Strategien, um die wachsenden Risiken zu bewältigen.

Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 04/2024 und in unserem ePaper.

Bild: © bluedesign – stock.adobe.com; Grafik: © Statista 2024

 
Ein Artikel von
Marcel Braun

Peter Pillath wird neuer Cyberchef bei Howden Deutschland

hendricks meldet eine neue Personalie: Ab April wird Peter Pillath neuer Head of Cyber, Howden Center of Excellence Germany. Der Cyberexperte folgt auf Theodoros Bitis, der das Unternehmen aus privaten Gründen verlässt.

Zum 01.04.2023 wird Peter Pillath neuer Head of Cyber, Howden Center of Excellence Germany, bei der hendricks GmbH. Er folgt in dieser Rolle auf Theodoros Bitis, der den Spezialversicherungsmakler nach fast fünf Jahren im Unternehmen aus privaten Gründen verlässt, wie es in einer Unternehmensmitteilung heißt.

Pillath verfügt über langjährige Erfahrung im Bereich Cyber. Er begann seine Karriere 2008 bei der Allianz Versicherungs AG und hatte dort bis 2017 verschiedene Positionen inne, zuletzt als Underwriter Individual Commercial Liability und Referent für Cyber. Anschließend wechselte er als Head of Cyber & Financial Lines zur RVM Versicherungsmakler GmbH & Co. KG. Nach einer dreijährigen Station bei Hiscox SA übernahm Pillath Ende 2021 die Funktion des Managing Director bei der Parametrix GmbH in München. (sts)

Bild: © hendricks

 

D&O – Wer nur auf den Preis schielt, springt zu kurz

Der Markt für D&O-Versicherungen hat erhebliche Preissteigerungen erfahren. Zuletzt gab es zwar Anzeichen für einen Stopp des Aufwärtstrends – doch das war wohl nur eine Atempause. Der Anstieg der Inflation und die Folgen der Rezession werden die Erhöhung der Prämien wahrscheinlich bereits bald befeuern.

Ein Artikel von Marcel Braun, CEO der hendricks GmbH

Aktuell gibt es in Deutschland rund 30 Anbieter von Manager-Haftpflichtpolicen – im Branchenjargon Director’s and Officer’s Liability Insurance (D&O) genannt. Getrieben durch teils besorgniserregende Schadenquoten einzelner Anbieter kam es in den Jahren 2020 und 2021 in Einzelfällen zu Prämienanhebungen von bis zu 1.000%. Damit einher gingen Deckungsausschlüsse in der D&O-Versicherung – unter anderem in den Bereichen Nachhaftung, Kontinuität und Insolvenz. Seit Jahren schon kommt es zu immer größeren D&O-Inanspruchnahmen.

Jüngstes öffentliches Beispiel ist Arcandor: Kürzlich urteilte ein Gericht 13 Jahre nach der Insolvenz des Handelskonzerns, dass Ansprüche des Insolvenzverwalters in Höhe von über 54 Mio. Euro gegen ehemalige Aufsichtsratsmitglieder gerechtfertigt sind. Und das ist bei Weitem kein Einzelfall – gerade bei Insolvenzen scheint es mittlerweile die Regel zu sein, dass Führungskräfte im Nachhinein in Haftung genommen werden. Bei der zahlungsunfähigen Fluggesellschaft Germania etwa fordert der Insolvenzverwalter insgesamt 381 Mio. Euro von mehreren Managern.

Doch auch abseits öffentlich bekannter Namen und Insolvenz­situationen kommt es in Unternehmen immer häufiger zu umfang­reicheren Forderungen gegen das (ehemalige) Management. Erst kürzlich hatte hendricks mit den Folgen einer wenig erfolgreichen Unternehmensakquisition (M&A) zu tun. Im Rahmen der Due Diligence war es zu Fehlern gekommen, die der Geschäftsführer der Käufergesellschaft nicht erkannt hatte. Der Deal wurde realisiert, gilt mittlerweile aber als „Flop“. Die Folge: Die Eigentümer der Gesellschaft forderten 110 Mio. Euro vom betreffenden Geschäftsführer. Nach jahrelangem Rechtsstreit einigte man sich zuletzt auf einen Vergleich in Höhe von 11 Mio. Euro. Auch wenn dieser Betrag sicherlich weit von der ursprünglich dreistelligen Ausgangsforderung entfernt ist, ist er doch nach wie vor ein erheblicher Aufwand für den involvierten Ver­sicherungsträger.

Entwicklung von Preisen und Deckungssummen

Als Marktführer für D&O-Ver­sicherungen in Deutschland verfügt hendricks über eine extrem umfangreiche und tiefe Kenntnis des Marktes und eine eigene Schadendatenbank. Man geht davon aus, dass die D&O-Preise in den vergangenen zwei Jahren segmentübergreifend durchschnittlich um rund 30 bis 40% erhöht wurden. Parallel dazu wurden die Deckungssummen sukzessive reduziert. hendricks schätzt, dass sich die weltweit verfügbare D&O-Kapazität mittler­weile auf weniger als 500 Mio. Euro halbiert hat.

Insbesondere für große Konzernunternehmen oder überdurchschnittlich komplexe und hohe Risiken gibt es bereits im aktuellen Marktumfeld nicht ausreichend Kapazitäten zu annehmbaren Preisen. Konnte man beispielsweise vor wenigen Jahren noch Deckungssummen über 700 Mio. Euro weltweit einkaufen, so kommt man heute häufig schon bei 350 Mio. Euro an Grenzen. Viele Versicherer haben ihre Deckungssumme massiv reduziert und erhöhen diese nicht oder nur sehr langsam wieder.

Zu früh für Entspannung?

Zuletzt gab es Anzeichen der Entspannung: So dürften 2022 die meisten Verträge ohne signifikante Aufschläge erneuert worden sein. Lediglich einzelne, aus Sicht der Versicherer unterbepreiste Risiken sollten im laufenden Jahr noch Prämienanpassungen durchlaufen.

Entlastung suggeriert zudem auch die erst Anfang Oktober revidierte D&O-Statistik des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). 2021 sank die Schadenquote nach Abwicklung den Daten zufolge auf 41% – weniger als die Hälfte des Vorjahreswerts (2020: 87%). Der Verband kommt zu dem Schluss, dass die D&O-Versicherer hierzulande nach Verlusten in den Jahren 2017, 2018 und 2020 zumindest im vergangenen Jahr Gewinne eingefahren haben. In den GDV-Zahlen sind jedoch keineswegs alle wesentlichen Versicherer mit ihren Zahlen vertreten. Beispielsweise fehlen etwa Allianz Global Corporate & Specialty und AXA XL als wesentliche Risiko­träger. Auch werden aufgrund der immer stärkeren Internationalisierung der Unternehmen Prämiener­höhungen der Versicherer für einzelne Branchen auch mit Blick auf die globalen Ergebnisse dieser Branchenunternehmen in anderen Ländern getroffen.

Aus Perspektive von hendricks ist es deshalb zu früh, hieraus bereits einen nachhaltigen Trend abzuleiten. Vor allem zwei Gründe sprechen dafür, dass wir aktuell nur eine kurze Atempause erleben: Da ist zunächst die Inflation, die Deutschland seit Ausbruch des Kriegs in der Ukraine mit zunehmender Vehemenz erfasst hat. So wird beispielsweise für September nach vorläufigen offiziellen Zahlen von einer Teuerungsrate von 10% ausgegangen. Kurzfristige Entspannung ist nicht in Sicht. Aktuell rechnen die meisten Wirtschaftsforschungsinstitute auch für das kommende Jahr mit hohen einstelligen Inflationsraten.

Kosten steigen aus verschiedenen Gründen

Das wiederum ist nicht nur für Verbraucher und Unternehmen relevant – es belastet auch D&O-­Anbieter und -Rückversicherer in ganz erheblichem Maße. Denn rund 70% der Zahlungen aus D&O-Policen betreffen Rechtskosten. Steigen aber die Stundensätze der Anwälte, erhöht sich automatisch auch die Belastung der Versicherer. Zugleich werden die Vergleichssummen in D&O-Streitigkeiten immer höher – und 90% aller Auseinandersetzungen enden selbst bei Beteiligung eines Gerichts nach wie vor mit einem Vergleich. Diesen Trend bestätigt im Übrigen auch die Statistik des GDV eindrücklich: So stiegen allein zwischen 2017 und 2021 die durchschnittlichen Kosten je D&O-Fall um 270%. Dieser Umstand allein wird also zu Preissteigerungen beitragen – selbst wenn die Zahl der Schadenfälle per se nicht steigen würde.

Mehr Insolvenzen zu erwarten

Doch genau letzteres Szenario zeichnet sich ab. Insbesondere die Zahl insolventer Unternehmen dürfte in den kommenden Quartalen deutlich zunehmen. Laut Statistischem Bundesamt stieg nach vorläufigen Zahlen bereits im August 2022 die Zahl der Regelinsolvenzen um 6,6% gegenüber dem Vormonat. Anfang Oktober warnte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) gar vor einer Pleitewelle deutscher Unternehmen. Die Gründe dafür sind hinlänglich bekannt: drastisch gestiegene Energiepreise und Materialkosten, anhaltende Lieferkettenprobleme sowie die Zurückhaltung der Verbraucher angesichts einer höchstwahrscheinlich bevorstehenden Rezession.

Die Erfahrung lehrt, dass es gerade diese Insolvenz- und Restrukturierungssituationen sind, in denen sich Organe plötzlich mit D&O-­Ansprüchen konfrontiert sehen. Ist in einem solchen Fall keine D&O-Police vorhanden, die genau diese Fälle deckt und eben keinen Insolvenzausschluss beinhaltet, kann das für den einzelnen Geschäftsführer oder Vorstand verheerende Folgen haben.

Manager müssen sich jetzt absichern

Umso mehr kommt es für Manager jetzt darauf an, Vorsorge für Rechtsverteidigung in einem potenziellen Zivil- und Strafverfahren zu treffen und sich entsprechend abzusichern. Dabei liegt es auf der Hand, dass sich im aktuellen Umfeld keine Schnäppchen erzielen lassen. Doch wer nur auf den Preis schielt, springt ohnehin zu kurz.

Mindestens ebenso entscheidend sind die D&O-Vertragsklauseln im Detail. Beispielsweise schließen Versicherer in Zeiten hoher Nachfrage und steigender Schadenbelastung häufig die Deckung für bestimmte Pflichtverletzungen sukzessive aus. Umso wichtiger ist es in diesen Fällen, dass sogenannte Kontinuitäts­klauseln enthalten sind. Sie stellen zumindest sicher, dass diese Deckungsausschlüsse nur auf künftige Pflichtverletzungen Anwendung finden. Für etwaige Pflichtverletzungen in der Vergangenheit kommen sie hingegen nicht zum Tragen – was für den Manager ein erhebliches Stück zusätzliche Sicherheit bedeutet. Genau aus diesem Grund sind Kontinuitätsklauseln wesentlicher Bestandteil der hendricks D&O- und Strafrechtsschutzpolice.

Die persönliche D&O

Ebenso lohnend ist die ernsthafte Auseinandersetzung mit einer zusätzlichen individuellen Absicherung (Personal D&O). Über 90% der D&O-Verfahren enden in einem Vergleich. Gerade im Insolvenzfall, aber auch bei außergerichtlichen Vergleichen müssen sich die Organe einer Gesellschaft oft mit einem bisweilen hohen Eigenbetrag beteiligen oder sehen im Schadenfall, dass der Ver­sicherer einen weitgehenden Insolvenzausschluss aufgenommen hat. Hier offenbart sich dann oftmals die mangelnde Absicherung und Beratung des Managers, denn seine Selbstbehaltspolice deckt nur bei einem rechtskräftigen Urteil den Selbstbehalt, nicht aber bei einem Vergleich. Auch folgt die Selbst­behaltspolice der Konzernpolice, die möglicherweise aber eben einen Insolvenzausschluss beinhaltet. In dieser Situation – keine Deckung über Konzernpolice und fehlende Abdeckung des persönlichen Eigenbetrags – hilft nur eine individuelle Personal D&O-Versicherung, die diese Risiken abdeckt. Ein weiterer Vorteil: Die oftmals angepriesene Selbstbehaltspolice wird hinfällig.

Fazit in drei Punkten

Unter dem Strich lassen sich damit drei zentrale Punkte für die kommenden Monate festhalten.

Erstens: Eine weitere Entspannung im D&O-Markt ist nicht absehbar, vielmehr spricht derzeit vieles für einen erneuten Preisanstieg. Dies gilt umso mehr, als die Versicherer den zentralen Fehler der jüngeren Vergangenheit noch vor Augen haben – es wurden Risiken zu Dumping-Preisen gezeichnet.

Zweitens: In den kommenden Quartalen wird der Besitz einer D&O-Police für Manager so wichtig wie selten zuvor werden, was die Nachfrage und Schadenzahlen tendenziell weiter ansteigen lassen wird.

Drittens – und auch auf die Gefahr der Wiederholung hin: Wer nur auf den Preis schielt, springt zu kurz. Denn hohe Preise sind kein Garant für optimalen Schutz. Die Konditionen der einzelnen Anbieter variieren im Detail nach wie vor signifikant. Eine kompetente und erfahrene Beratung kann Managern hier erhebliche Vorteile sichern. Denn eines ist klar: Wer viel Geld für seine D&O ausgeben muss, möchte zumindest sicher sein, dass er im Schadenfall nicht im Regen steht.

Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 12/2022, S. 30 ff., und in unserem ePaper.

Bild: © lassedesignen – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Marcel Braun

hendricks startet neuen digitalen Versicherungsmarktplatz

Mit „hendricks digital“ bietet der Experte für Manager-Versicherungen hendricks eine neue Plattform. Der Financial-Lines-Versicherungsmarktplatz bildet die gesamte Wertschöpfungskette voll digital ab. Damit sollen zusätzliche Kundengruppen erschlossen werden.

<p>Auf seiner neuen Plattform verbindet hendricks einen digitalen Financial-Lines-Versicherungsmarktplatz mit bewährter Schaden- und Beratungsexpertise. „hendricks digital kombiniert für digital-affine Kunden besten Service, kompetente Beratung und Digitalisierung auf dem Weg zum Vertragsabschluss“, erklärt hendricks-Geschäftsführer Marcel Braun. „Der digitale Abschluss bietet Geschwindigkeit, Übersichtlichkeit und Vergleichsmöglichkeit, ohne dass dabei der persönliche Kontakt mit hendricks verloren geht“; so Braun weiter. In jedem Prozessschritt kann ein Kooperationsmakler einen hendricks-Experten hinzuziehen. Wer auf das direkte Gespräch setzt, kann bei hendricks weiterhin Beratung und Service auf analogem Wege nutzen. </p><p>Über die neue Plattform können Makler den kompletten Prozess von der Anfrage über Angebotserstellung und Beratung bis hin zur digitalen und rechtsgültigen Unterschrift innerhalb von 15 Minuten abschließen. Makler finden auf der Plattform die passende Lösung für Gewerbe- und Industriekunden und dies bezogen auf die Produkte fast aller Versicherer. Laut hendricks deckt der neue digitale Marktplatz ungefähr 90% der relevanten Versicherer in dem anvisierten Geschäftssegment ab. </p><h5>Vier Datenpunkte für eine erste Indikation </h5><p>Makler brauchen künftig nur noch vier Datenpunkte, um unmittelbar eine erste Indikation für den Versicherungsschutz eines Unternehmens zu bekommen. Mit Eingabe des Unternehmensnamens zieht sich das System die genaue Branche, ergänzt werden muss nur noch Außenumsatz und Dauer der Geschäftstätigkeit des anfragenden Betriebs. Zudem werden automatisch qualifizierte Deckungsvergleiche (Synopsen) bereit gestellt. Die Plattform bewertet in diesem Rahmen das Risiko und die Qualität der jeweils für das Unternehmen angebotenen Bedingungen der Versicherer. </p><h5>Vertragsverwaltung über hendricks digital</h5><p>Über die Plattform lassen sich Verträge verwalten und jederzeit einsehen. Auch Vertragsverlängerungen und Anpassungen inklusive Nachtragsdokumente sind sicher und direkt verfügbar. Darüber hinaus schlägt die Plattform dem Makler auf Wunsch weitere Produkte vor, die für einen spezifischen Kunden eine sinnvolle Ergänzung darstellen. </p><h5>Relevante Informationen für Versicherer in Echtzeit </h5><p>Die beteiligten Versicher erhalten über die Plattform Zugang und in Echtzeit umfassende Informationen für ihr Underwriting. Auf dieser Grundlage können Sie beispielsweise Angebotskonditionen oder auch Vertragsmodalitäten anpassen. Zugleich kann eine Betrachtung auf Portfoliobasis erfolgen, die etwa auch Über- und Untergewichtung einzelner Sektoren oder Unternehmensgrößen ermöglicht. (tk)</p><h5>Bild: © ZinetroN – stock.adobe.com</h5><div id="bbgreadlog-getimage"><img src="/bbgreadlog/getimage/717BB161-96C5-4913-B469-304B2F11B294"></div>

 

hendricks erweitert Geschäftsleitung um neues Ressort

Das Ressort Rechts- und Schadenangelegenheiten ist neuer Bestandteil der Geschäftsleitung beim Spezialversicherungsmakler hendricks GmbH. Die Verantwortung dafür übernimmt ab 01.04.2022 Claudia Pott als Head of Legal & Claims.

Die hendricks GmbH erweitert die Geschäftsleitung um das Ressort für Rechts- und Schadenangelegenheiten. Claudia Pott als Head of Legal & Claims steigt mit Wirkung zum 01.04.2022 in das Führungsgremium des Spezialversicherungsmaklers auf.

Pott ist bereits seit 2015 für hendricks tätig. Sie verantwortete zunächst den Bereich Schadenangelegenheiten und übernahm vom Jahr 2021 an als Head of Legal & Claims Department zusätzlich die Leitung der Rechtsabteilung. Ihre berufliche Laufbahn hatte sie 2002 als Justiziarin bei einem mittelständischen Unternehmen begonnen und war 2004 zum Kölner Gerling-Konzern gewechselt. Nach dessen Übernahme durch Talanx war Pott innerhalb der Rechtsabteilung für die vertriebsrechtlichen Angelegenheiten des HDI zuständig.

Claudia Pott ist die zweite Frau im nun neunköpfigen Führungsgremium der hendricks GmbH. Als Volljuristin steht sie zudem für die enge Verbindung zu Hendricks + Partner Rechtsanwälte. Mit der ebenfalls von Namensgeber Michael Hendricks gegründeten Anwaltskanzlei verfügt die hendricks Maklergesellschaft über rechtliche Expertise im Bereich Managerhaftung. (ad)

Bild: © hendricks GmbH

 

Betriebsschließung in der D&O-Versicherung?

Die Corona-Krise verstärkt den Druck auf die D&O-Versicherung. Zuvor haben die Versicherer aber selbst kräftig die Basis für die Probleme gelegt. Manche Versicherer schließen gerade das Neugeschäft in der Sparte. Dabei hätten Kunden viel mehr Verständnis für höhere Prämien, als die Branche denkt, kommentiert D&O-Pionier Michael Hendricks die Lage in der Sparte.

Eine Flut von Manager-Haftungsverfahren im Zusammenhang mit der Dotcom-Pandemie (Neuer Markt) hat vor vielen Jahren zu einer existenziellen Bedrohung des D&O-­Versicherungsmarktes geführt. Die Marktverhärtung war im Jahre 2003 auf der Kundenseite angelangt mit der Folge von Prämienanhebungen und zahlreichen Versicherungsausschlüs­sen, die insbesondere auf die sogenannte Innenverhältnis­deckung zielten, also Inanspruchnahmen von Geschäfts­leitern durch Aufsichtsgremien oder Gesellschafter. Betriebsschließungen hat es in der D&O-Sparte seinerzeit nicht gegeben. Die Versicherer haben den Geschäftsbetrieb aufrechterhalten und sich flugs schon im Jahre 2004, also ein Jahr später, in einen weichen Markt begeben, der immerhin für einen Zeitraum von 17 Jahren bis zum jüngsten Renewal der Versicherungsverträge die D&O-Produktentwicklung zu Schleuderpreisen beflügelt hat.

Auf Corona folgt eine D&O-Schadenpandemie

Damit ist es jetzt vorbei. Der Versicherer StarStone hat den Betrieb geschlossen aufgrund einer D&O-Schadenpandemie, die für den Versicherer StarStone noch nicht einmal den deutschen Markt erreicht hat. Das Schadeninfektionsgeschehen hierzulande ist für StarStone harmlos, der Ausblick jedoch ist für die kommenden Jahre düster.

AXA XL hat den D&O-Betrieb (noch) nicht geschlossen. Underwriter und Schadenmitarbeiter sind weiter fleißig aktiv. Dies allerdings mit einer Einschränkung: D&O-Neugeschäftsabschlüsse kommen bis auf Weiteres nicht mehr in Betracht. Der Bestand wird gepflegt, gehegt und saniert und es soll abgewartet werden, wie sich die D&O-Schadeninfektionsraten weiterhin entwickeln. So sieht es jetzt aus im deutschen Markt. Kunden und Makler warten gespannt auf die Verhandlungen zu den Vertragsverlängerungen in das Jahr 2021.

Was jetzt schon feststeht

Die Versicherungsprämien werden bis auf wenige Ausnahmen bestandsübergreifend um mindestens 15% steigen, was überwiegend kleine und mittelständische Unternehmen betrifft. Größere Unternehmen müssen gar mit einem noch höheren Anstieg rechnen. Unterjährige Vertragsverlängerungen im Jahr 2020 haben gezeigt, dass sich die Versicherungsprämien auch verdoppeln oder gar verdreifachen können. Stark betroffen sind börsennotierte Unternehmen und auch solche, deren Umsätze coronabedingt geschrumpft sind. Hier gibt es Einzeluntersuchungen im Underwriting, Prognoseberichte der Unternehmen in Sachen Zukunft, den Nachweis von Staatshilfen und so weiter und so weiter. Bei großen Dax-Unternehmen schrumpfen die Kapazitäten auf teilweise weniger als 50% der Deckungssummen, mit denen sich Vorstände und Aufsichtsräte in vergangenen Jahren wohlgefühlt hatten. Ein Drama für die Betroffenen, da die tiefen Einschnitte in den Versicherungsschutz nahezu durchweg mit Rückwirkung gelten.

Hatten sich Unternehmensleiter bei waghalsigen Entscheidungen in der Vergangenheit auf den D&O-Versicherungsschutz verlassen, so war dies ein Trugschluss. Es gilt ja schließlich das Claims-made-Prinzip und damit derjenige Deckungsschutz, der zum Zeitpunkt des Claims, also der Geltendmachung von Schadensersatzansprüchen vereinbart ist. Dieser Schutz ist nun eingeschränkt, mit weniger Deckungssumme und vielleicht auch noch zahlreichen Deckungsausschlüssen bis hin zu mangelndem Versicherungsschutz in denkbaren Fällen von Insolvenz.

Mehrjahresverträge gibt es überhaupt nicht mehr. Vorzeitige Vertragsverlängerungen vor Ablauf von Kündigungsfristen sind eine Seltenheit im Segment der großen Unternehmen. Hier wird abgewartet bis zum Datum der Vertragsverlängerung, damit auch der Gesundheitszustand der Unternehmen bis zum letzten Tage vor Vertragsablauf noch einmal durchleuchtet werden kann.

Dagegen geht es im Mittelstand geradezu gemütlich zu. Jetzt schon erklären viele Versicherer die Bereitschaft zum Renewal in das nächste Jahr, und da sind die mittlerweile üblichen 15% zum Prämienanstieg eine Kleinigkeit.

Tragödie des D&O-Versicherungsmarktes

Was sagen denn die Kunden zu alledem? Sie haben Verständnis für die Tragödie des D&O-Versicherungsmarktes. Ein beinharter Wettbewerb, gezeichnet durch geradezu verrückte Versicherungsklauseln zulasten der Risikoträger, Prämien-Dumping bis hin zum Unzumutbaren sind schuld an der aktuellen Lage. Dann noch die vielen frischen Schlagzeilen um Wirecard. Wieder mal die Deckungssumme eines großen Versicherungsprogrammes futsch. Diesmal 125 Mio. Euro, schon gebucht als Totalverlust, wie Insider beschämt berichten. Und was wird Covid-19 noch alles bringen? Garantiert ganz viele Insolvenzen. Und da mag den D&O-Versicherern auch das neue Gesetz nicht helfen, das Insolvenzantragsaussetzungsgesetz. Ein fürchterliches Wort in fürchterlichen Zeiten. Die Haftung jedenfalls wird durch das Gesetz nicht ausgeschlossen, wie so mancher Manager das vermuten mag.

Makler sind jetzt in der Pflicht und Preisanpassungen derzeit unumgänglich

So ist es doch für jeden nachvollziehbar, dass sich etwas ändern muss. Gleichwohl sind viele Versicherungsmakler ängstlich, ihren Kunden mit neuen Prämienforderungen zu begegnen. Diese Ängstlichkeit sollte unbedingt der Überzeugung weichen, dass eine Anpassung der Marktverhältnisse und damit vor allem der Preise unumgänglich ist. Ein Zitat eines CEO der Pharma-Branche, konfrontiert mit einer Verdopplung der D&O-Versicherungsprämie: „Ich habe mich schon immer gewundert, dass die D&O-Versicherung so preiswert ist. Da konnte ja tatsächlich irgendetwas nicht stimmen!“

Also wird das alles nicht so schlimm wie befürchtet und es bleibt noch die Hoffnung, dass die Infektionsraten im Bereich der Mangerhaftung irgendwann im Gleichschritt mit Covid-19 gegen null tendieren werden.

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Ein Artikel von
Michael Hendricks

Führungswechsel bei D&O-Spezialberatung hendricks

Am 20.04.2020 ist der Unternehmensgründer Michael Hendricks wieder an die Spitze der D&O-Spezialberatung hendricks zurückgekehrt. Die Rückkehr erfolgt wegen der derzeit außergewöhnlich schwierigen Marktsituation, die seine besondere Vernetzung und Erfahrung erfordert.

Der Unternehmensgründer und Pionier für Managerhaftung (D&O), Michael Hendricks, ist am 20.04.2020 an die Spitze von hendricks zurückgekehrt. Zuletzt stand der Rechtsanwalt dem Unternehmen beratend und als Generalbevollmächtigter zur Seite, nachdem er es von 1994 an bis 2016 aufgebaut und geleitet hatte. Unter seiner Führung wurde die Spezialberatung vor gut zehn Jahren in die internationale Howden Broking Group aus London integriert.

Die Rückkehr von Michael Hendricks erfolgt wegen der derzeit außergewöhnlich schwierigen Marktsituation. Diese erfordert seine besondere Vernetzung und Erfahrung, damit hendricks Kunden weiterhin Versicherungsverträge mit den gewünschten Deckungssummen und bestmöglichen Versicherungsbedingungen erhalten, um ihr Unternehmen und ihre Top-Manager zu schützen. Denn erste Versicherer geben das D&O-Versicherungsgeschäft in Deutschland auf oder reduzieren die Deckungssummen. Etliche große Unternehmen sind von dieser Entwicklung bereits betroffen.

Marcel Armon, der die Funktion als CEO noch keine zwei Jahre innehatte, ist gleichzeitig von der Spitze bei hendricks als Geschäftsführer zurückgetreten und nicht mehr im operativen Geschäft tätig. (ad)

Bild: © hendricks

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hendricks und ROLAND bieten Strafrechtsschutz für Manager

Gemeinsam haben hendricks und ROLAND eine Strafrechtsschutzversicherung für Manager entwickelt. „HPST“ lässt sich vollständig digital bis zur Ausstellung der Police und ohne Schnittstellenanbindung über das Maklerportal „hendricks digital“ abwickeln.

Über das Makler-Portal für Managerschutz „hendricks digital“ ist es nun möglich, eine Strafrechtsschutzversicherung für Manager vollständig digital bis zur Ausstellung der Police und ohne Schnittstellenanbindung abzuwickeln. Den speziellen Strafrechtsschutz „HPST“ haben hendricks und ROLAND Rechtsschutz gemeinsam konzipiert. Die Absicherung richtet sich an Organmitglieder und Mitarbeiter von Wirtschaftsunternehmen.

Strafrechtsschutz als wichtige Absicherung für Manager

Staatsanwaltschaften und andere Behörden hätten immer häufiger Unternehmenslenker und Manager im Visier, wie hendricks unterstreicht. Ermittelt werde wegen des Vorwurfs der Korruption ebenso wie beim Verdacht der Insolvenzverschleppung, vermeintlichen Verstößen gegen das Umweltrecht und anderen Delikten. „Die Verteidigung gegen solche Vorwürfe verursacht oft hohe Kosten, die möglicherweise sogar eine Existenz gefährden können“, erklärt Marcel Armon, Geschäftsführer bei hendricks. „Der Strafrechtsschutz ist daher neben der Managerhaftpflicht (D&O) eine der wesentlichen Versicherungen für Manager.“

Freie Honorarvereinbarung mit gewählten Rechtsanwalt

In der Police ist eine unbegrenzte Rückwärtsversicherung ohne Nachmeldefristen enthalten: Es besteht auch nach dem Ende des Vertrags Versicherungsschutz für alle während des versicherten Zeitraums eingetretenen Rechtsschutzfälle. Zudem bietet die HPST-Versicherung die Möglichkeit der freien Vereinbarung von Anwaltshonoraren. Sobald ein Rechtsanwalt im hendricks-Anwaltsnetzwerk gelistet ist, gelten alle vereinbarten Stundensätze grundsätzlich als angemessen.

Komplett digitale Vertragsführung

Mit der neuen HPST-Police treibt hendricks die Digitalisierung voran. „Was bisher ein menschlicher Underwriter beim Strafrechtsschutz erledigt, geht bei hendricks digital künftig in Dunkelverarbeitung“, betont Armon. Das Makler-Portal bietet nun die Möglichkeit einer vollständig digitalen Vertragsführung vom Abschluss bis zur Verlängerung. Vollautomatisch werde auch die Versicherungssteuer in verschiedene Länder abgeführt, was besondere bei multinational aufgestellten Unternehmen bislang enorm aufwendig gewesen sei, so Armon weiter. „Dies ist unsere erste Industriepartnerschaft mit abschließender Fallbearbeitung, die sowohl Abschluss als auch Policen-Erstellung umfasst“, so Dr. Ulrich Eberhardt, Vorstand der ROLAND Rechtsschutz-Versicherungs-AG. Man sei damit einen wesentlichen Schritt in Richtung Digitalisierung vorangekommen. (tk)

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Hans John und hendricks bündeln Kräfte in der D&O-Versicherung

Künftig kooperieren die Hans John Versicherungsmakler GmbH und der Spezialmakler hendricks GmbH im Bereich der D&O-Versicherung. Durch die Zusammenarbeit wollen beide Maklerhäuser Synergien nutzen und Versicherten somit einen Mehrwert bieten.

Die Hans John Versicherungsmakler GmbH und der Spezialmakler für die Absicherung im Bereich D&O-Risiken haben eine Kooperation vereinbart. Durch die Zusammenarbeit wollen beide Unternehmen ihre Kernkompetenzen bündeln und die zu erwartenden Synergien nutzen.

Marcel Armon, Geschäftsführer der hendricks GmbH, erklärt zur Kooperation mit den Haftpflichtexperten von Hans John, dass die Bündelung der Kernkompetenzen der beiden Maklerhäuser nicht nur den jeweils handelnden Personen große Freude bereite, sondern auch für die Versicherungsnehmer einen erheblichen Mehrwert bieten werde. Beide Maklerhäuser hätten viele Parallelen in der Unternehmenskultur und -philosophie.

Zur Bedeutung der D&O-Versicherung unterstreicht Franziska Geusen, Geschäftsführerin der Hans John Versicherungsmakler GmbH: „Als Geschäftsführer haften wir bereits bei einfachster Fahrlässigkeit mit unserem gesamten Privatvermögen. Ob die Fehlentscheidung durch uns getroffen wird oder uns lediglich ein Überwachungs- beziehungsweise Organisationsverschulden vorgeworfen werden kann, ist dabei unerheblich.“ Vor allem im Fall einer Insolvenz würden Entscheider oft zu hohen Schadensersatzleistungen verurteilt, weshalb die Absicherung dieses Risikos über eine D&O-Versicherung empfehlenswert sei.

Wie die Maklerhäuser weiter mitteilen, werden sie im Rahmen der bundesweiten John-Vermittlerfortbildung im Februar und März zu grundlegenden Haftungs- und Deckungsfragen referieren und ihre jeweiligen und auch gemeinsamen Versicherungslösungen an 12 bundesweiten Standorten vorstellen. (tk)

Weitere Informationen zur John-Vermittlerfortbildung finden sich unter https://www.vermittlerfortbildung.de/.

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