Dass die gesetzliche Rente allein nicht reicht, um den Lebensstandard im Alter halten zu können, gilt wohl mittlerweile als eine Binsenweisheit. Daher hatte die Bundesregierung Ende 2022 die Einsetzung einer Fokusgruppe Private Altersvorsorge beschlossen. Das Ziel: Reformvorschläge für die private Altersvorsorge. Herausgekommen ist dabei u. a. die Idee eines sog. Altersvorsorgedepots, in dessen Rahmen Vorsorgende in Fonds und andere geeignete realwertorientierte Anlageklassen ohne Garantien investieren können. Als Vertragspartner und damit depotführende Stelle solle der jeweilige Anbieter fungieren. Auch Lebensversicherer könnten dieses Depot anbieten.
Die Versicherungswirtschaft reagierte insgesamt zurückhaltend auf diese Idee. Denn sie lehnt einen völligen Garantieverzicht und eine Abkehr vom Prinzip lebenslanger Leistungen ab.
Altersvorsorgedepot trifft auf hohe Akzeptanz
Doch das geplante Altersvorsorgedepot stößt laut einer aktuellen Postbank-Umfrage bei den Deutschen auf breite Zustimmung. Denn rund 58% der Erwerbstätigen erwägen demnach, ein solches Altersvorsorgedepot zu verwenden. Und sogar fast jeder zweite Befragte (47%), der bislang nicht am Kapitalmarkt anlegt, würde dank des geplanten Förderprogramms erstmalig Geld in Wertpapiere investieren, um für das Alter vorzusorgen. 86% der Befragten, die bereits Fonds und Aktien für die Altersvorsorge nutzen, würden ihre Investitionen erhöhen. Nur 22% der Erwerbstätigen würden ihr Anlageverhalten deshalb nicht ändern.
Bevölkerung ist nach wie vor verhalten bei Kapitalmarktinvestments
Unter den Befragten sind Aktien und Fonds für die private Altersvorsorge schon jetzt sehr beliebt: Mehr als jeder Zweite, der privat vorsorgt, setzt dafür Wertpapiere ein – davon rund ein Drittel sogar als „entscheidenden“ Bestandteil der Altersvorsorge. Gleichzeitig verzichtet ein erheblicher Anteil derjenigen, die private Altersvorsorge betreiben (38%), darauf, Rücklagen in Wertpapieren anzulegen. „Aufgrund der kurzfristigen Marktschwankungen stehen viele Menschen dem Kapitalmarkt skeptisch gegenüber und übersehen die Chancen, die eine langfristige Anlage eröffnet“, erklärt Dr. Ulrich Stephan, Chefanlagestratege der Postbank, die Zurückhaltung. „Gerade für Einsteiger ist rentierliches Investieren aber sehr erfolgversprechend – also regelmäßig und konsequent in einen Wertpapiersparplan zu investieren, unabhängig davon, ob es an den Märkten gerade auf oder ab geht.“
Akzeptanz von Wertpapieren fördern
Mit der Umsetzung des Altersvorsorgedepot will die aktuelle Bundesregierung die Altersvorsorge durch Wertpapiere zukünftig fördern: Verbraucher könnten dann beispielsweise in einen ETF-Sparplan investieren. Die Erträge in der Anlagephase sollen laut Reformentwurf bis zu einer bestimmten Grenze steuerfrei sein und erst im Rentenalter nachgelagert besteuert werden. Zudem sind Förderungen für Familien und Menschen mit geringerem Einkommen geplant.
Ob das Altersvorsorgedepot breite Bevölkerungsschichten erreichen kann, hängt für Dr. Ulrich Stephan auch davon ab, wie sich die Einstellung der Verbraucher zur Wertpapieranlagen entwickelt: „Es braucht mehr Mut und Zuversicht in die Zukunft. Es gibt viele Beispiele dafür, dass gerade Altersvorsorge über den Kapitalmarkt gelingt – nicht nur in den USA“, meint der Postbank Experte.
Über die Studie
Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage der YouGov-Deutschland GmbH, an der 2.248 Personen zwischen dem 26. und 29.07.2024 teilnahmen. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren. (as)
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Bild: © Robert Kneschke – stock.adobe.com
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