In einer Zeit der Krisen sind die Erwartungen an die wirtschaftlichen Entwicklungen eines Landes und deren Bewohner für gewöhnlich eher zurückhaltend. Doch auch die Corona-Pandemie, der Krieg im Nahen Osten und der Krieg in der Ukraine konnten zumindest das nominale Nettovermögen in den deutschen Haushalten wohl nicht stoppen. Das hat das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) zusammen mit dem Forschungsnetzwerk Alterssicherung (FNA) herausgefunden. Denn demnach ist sämtlichen Krisen zum Trotz das nominale Nettovermögen aller Haushalte in Deutschland über die vergangenen fünf Jahre „deutlich“ gestiegen.
Pensionäre vorne
Pensionäre verfügten 2023 mit rund 310.000 Euro über das höchste Median-Nettovermögen – eine Hälfte dieser Gruppe hatte also ein niedrigeres, die andere ein höheres Vermögen. 2018 betrug das Median-Nettovermögen unter den Pensionären noch rund 265.100 Euro.
Dicht dahinter folgen jene Senioren, die ihre Rente über berufsständige Versorgungswerke (BVW) beziehen, wie Ärzte und Rechtsanwälte, mit 260.400 Euro Nettovermögen im Jahr 2023.
Rentner in der gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) kommen mit rund 69.300 Euro netto nur auf den dritten Rang – haben allerdings unterm Strich mehr Rücklagen als die besonders große Gruppe der sonstigen Haushalte. Das sind vor allem jene, deren Haupteinkommen aus einer Erwerbstätigkeit stammen. Generell ist jedoch festzustellen, dass erwerbstätige Haushalte im Durchschnitt weniger Vermögen als die drei genannten Rentnergruppen besitzen.
Größter Anteil am Vermögen: Immobilienbesitz
Binnen fünf Jahren, von 2018 bis 2023, sind die Vermögen sowohl im Median als auch im Durchschnitt nominal merklich gestiegen. Und bei allen vier Gruppen setzt sich das Vermögen ähnlich zusammen: Den größten Anteil hat jeweils mit rund zwei Dritteln der Immobilienbesitz. Besonders viel Geldvermögen haben anteilig gesehen indes gesetzlich Rentenversicherte. Hier liegt laut IW und FNA die Vermutung nahe, dass ihnen zu Rentenbeginn bereits Lebensversicherungen ausgezahlt wurden.
Kein Vermögen haben nur 4,3% der Pensionäre und 5,6% der BVW-Rentner. Bei den GRV-Rentnern lag der Anteil knapp über 15%, bei den sonstigen Haushalten betrug er gut 19%.
Schulden
Zum Gesamtbild gehört zudem, dass GRV-Rentnerhaushalte seltener verschuldet sind als alle anderen Gruppen und die durchschnittliche Verschuldung mit rund 9.000 Euro am geringsten ist. Unter den sonstigen Haushalten lag sie 2023 bei fast 52.000 Euro. Die geringere Verschuldungsquote dürfte in erster Linie dem Alter zuzuschreiben sein, haben Rentner doch in aller Regel große Anschaffungen bereits bestritten und Kredite etwa für ein Haus abbezahlt, so das IW und das FNA.
Einordnung
Das Deutsche Institut für Altersvorsorge ordnet die Statistiken insofern ein, als dass die positive Entwicklung der privaten Nettovermögen in deutschen Haushalten angesichts der zum Teil schwierigeren Ausgangsbedingungen ein bemerkenswertes Phänomen sei. So stehe trotz wirtschaftlicher Krisen und privater Unsicherheiten insgesamt für viele Gruppen eine durchaus signifikante Vermögenssteigerung zu Buche. Diese Entwicklung basiere insbesondere auf Immobilienbesitz und Rücklagen aus individueller Vorsorge. Auch wenn eine gewisse Vermögensungleichheit zwischen den verschiedenen Gruppen bestehe, zeige sich somit insgesamt ein erfreuliches Bild. Zumal höhere Vermögen beispielsweise die private Altersvorsorge oder den Konsum in Deutschland stützen könnten. (mki)
Bild: © fotomek – stock.adobe.com
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Leserkommentare
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Aller Haushalte? Wohl nur bei den oberen 10%.
50% verarmen aktuell, Die Neudurchschnittsrente von € 805,00 bei immer mehr Rentnern und deutlich weniger Einzahlern, wird für viele Existenzbedrohend sein.
Energie-, Versicherungskosten, Mietsteigerungen etc.
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