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14. Mai 2024
Makler als Risikomanager in einer dynamischen Risikowelt

Makler als Risikomanager in einer dynamischen Risikowelt

Die digitale Transformation und eine dynamische Risikolandschaft prägen neue Herausforderungen für Versicherungsmakler. Heute fordern komplexe Risiken, neue Kundenansprüche, aber auch der breite Einsatz von Technologien wie KI ein ganzes Berufsfeld zum Wandel auf. Welche Rolle sollten Makler zukünftig einnehmen, um mit diesen Veränderungen Schritt zu halten?

Ein Beitrag von Artur Reimer, Geschäftsführer Corify, Vorstand bei Hypoport InsurTech

Heute stehen Makler in einer komplexen und digitalen Welt vor der Herausforderung, ihre berufliche Position zu überdenken und sich zu Risikomanagern zu entwickeln. Diese Entwicklung ist nicht auf eine einzelne Ursache zurückzuführen, sondern ist die Antwort auf die immer komplexer werdende Risikolandschaft, steigende Kundenanforderungen nach Transparenz und Informationsqualität sowie den Anspruch, jederzeit individuelle Lösungen bereitzustellen. Sich diesen Veränderungen, im Sinne des Fortschritts und des Kunden anzupassen, wird für Makler folglich immer dringender.

Risikomanager werden: Makler müssen sich an dynamisches Marktumfeld anpassen

Das moderne Geschäftsumfeld für Versicherungsmakler ist von einer nie dagewesenen Dynamik und Komplexität geprägt, die die Anforderungen an die strategische Ausrichtung der Maklerunternehmen erhöhen.

Ein Faktor, der diese Dynamik verdeutlicht, ist die Zunahme von Cyberattacken. Kriminalität im (und aus dem) digitalen Raum nimmt immer weiter zu und wird durch neue Angriffsmöglichkeiten unüberschaubarer, raffinierter und somit hochkomplex. Die Folgen für Unternehmen sind nur schwer absehbar. Ein weiterer Einflussfaktor ist der Klimawandel. Dieser führt nicht nur zu einer Zunahme von Naturkatastrophen, sondern zwingt die Versicherungsbranche auch dazu, ihre Modelle zur Bewertung von Umweltrisiken anzupassen. Darüber hinaus beeinflussen wirtschaftliche Volatilität und komplexe geopolitische Unsicherheiten die Risikolandschaft, indem sie die Nachfrage nach Versicherungsschutz gegen politische Instabilität und Handelsrisiken steigern. Eine wichtige soziodemografische Veränderung ist der Fachkräftemangel. Er beeinflusst die strategische Ausrichtung von Unternehmen, die trotz Mitarbeitermangel immer flexibel bleiben müssen, um ihre wirtschaftlichen Funktionen erhalten zu können.

Durch die schnellen und anhaltenden Veränderungen des Marktumfelds wird für Versicherungsmakler die Gestaltung des richtigen Versicherungsschutzes für ihre Kunden anspruchsvoll: Einflussfaktoren erfordern eine kontinuierliche Anpassung ihrer Risikomanagementstrategien, Produktangebote und Geschäftsmodelle, um den sich verändernden Bedürfnissen und Risiken gerecht zu werden. Für Makler liegt genau hier die Chance, Risiken vollumfänglich, detailliert und transparent zu erfassen und die Veränderlichkeit des Marktes abzubilden.

Die Herausforderung, sich vom Versicherungsmakler zum Risikomanager zu entwickeln, liegt im Kern darin, sich mit innovativen Lösungsansätzen im Spannungsfeld gestiegener Anforderungen an den Versicherungsschutz (und den Möglichkeiten, diesen Schutz zu schaffen und weiterzuentwickeln) durchzusetzen.

Standardisierte Risikosprache wird Pflicht für zukunftsweisendes Risikomanagement

Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, wird eine datenbasierte, standardisierte Risikobeschreibung für Makler obligatorisch.

Die Dynamik und die Komplexität der Risikolandschaft machten es bisher nur schwer möglich, die Grundsubstanz der Risiken einzufangen und ihnen mit individuellen Produktlösungen zu begegnen. Bei einer standardisierten Beschreibung sind (und bleiben) die Risiken zu jedem Zeitpunkt individuell und unterschiedlich – eine datenbasierte und strukturierte Risikobeschreibung führt jedoch zwangsläufig zu mehr Transparenz.

Die Datengrundlage ermöglicht hierbei die Integration von digitalen Services wie beispielsweise der Immobilienbewertung, den Einfluss von Umweltfaktoren auf Standorte oder sogar Vorhersagen von Lieferkettenunterbrechungen, mit denen Risiken besser bewertet werden können.

Eine vereinheitlichte „Risikosprache“ unterstützt das gemeinsame Risikoverständnis. Das vereinfacht die Kommunikation zwischen Kunde und Makler, da beide Parteien von einer gleichartigen Darstellung des Risikos ausgehen können. Das verbessert langfristig die Risikoanalyse, -bewertung sowie das -management, denn Makler erhalten einen fundierten und vermittelbaren Eindruck der Risikolandschaft. Auf Basis von Daten, Standardisierung und Generik können sie antizipieren, welche Risiken Kunden in Zukunft treffen können. So können sie ihre Risikomanagementprozesse sowie ihre Produkte und Dienstleistungen neu ausrichten und entsprechend weiterentwickeln. Die Vergleich- und die Berechenbarkeit ermöglichen präziseres Benchmarking und akkuratere Versicherungsprämien. Zudem gewährleisten sie durch genaue Risikodokumentation ein hohes Maß an regulatorischer Compliance.

Durch die standardisierte Risikobeschreibung entsteht somit eine solide, flexible und verständliche Basis für das Risikomanagement – und macht traditionelle Versicherungsmakler zu kompetenten, modernen Risikomanagern.

Fazit

Die Risikolandschaft wird immer dynamischer und komplexer. Versicherungsmakler stehen in diesem Zusammenhang vor der Herausforderung, das Spannungsfeld zwischen immer größer werdenden Anforderungen an den Versicherungsschutz und den Gestaltungsoptionen, diesen Schutz zu bieten und weiterzuentwickeln, zu durchkreuzen. Damit diese Herausforderung nicht zum Problem wird, müssen sich Makler neu definieren und sich zunehmend zu strategischen Risikomanagern weiterentwickeln. Diese Notwendigkeit entsteht, weil Kunden transparente, schnelle Informationen und individuelle Lösungen erwarten und Makler immer mehr als proaktive Partner in der Risikobewältigung sehen.

Die standardisierte Risikobeschreibung wird hierbei zu einem unverzichtbaren Werkzeug für Makler, da sie ein einheitliches Verständnis ermöglicht, die Effizienz steigert und die Risikobewertung sowie die Kundenkommunikation verbessert. Sie erlaubt es Maklern, komplexe und neue Bedrohungen wie Cyberkriminalität und Klimarisiken effektiv zu handhaben und ihre Kundenberatung an die dynamische Risikolandschaft anzupassen.

Die Entwicklung hin zum Risikomanager erfordert von Maklern, über den Tellerrand traditioneller Versicherungsvermittlung hinauszuschauen. Sie müssen sich kontinuierlich mit risikobezogenen Daten und Analysen auseinandersetzen, um den Bedürfnissen ihrer Kunden gerecht zu werden und um als kompetente Risikomanager zu fungieren.

Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 05/2024 und in unserem ePaper.

Bild: © photobyphotoboy – stock.adobe.com; Porträtfoto: © Corify

 
Ein Artikel von
Artur Reimer