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14. Mai 2024
Selbstständige vernachlässigen Versicherungsschutz

Selbstständige vernachlässigen Versicherungsschutz

Selbstständige tragen häufig ein höheres Risiko als Angestellte und sollten bereit sein, in Versicherungen zu investieren, die sie und ihr Unternehmen schützen. Einer aktuellen Umfrage zufolge tun sie dies allerdings viel zu wenig. Die Risiken werden zwar erkannt, gehandelt wird aber oftmals nicht.

Selbstständige sind eine interessante Zielgruppe für Versicherungsmakler und Versicherer. Eine homogene Gruppe sind sie allerdings nicht. Entsprechend klafft auch die eigene Risikoeinschätzung der einzelnen Unternehmen auseinander. Sie ist abhängig vom Umsatz, der Beschäftigung von Mitarbeitern oder auch vom Anlagevermögen. Generell scheinen Selbstständige aber mögliche Risiken zu unterschätzen, so zumindest das Ergebnis des zweiten „Risikobarometer Selbstständige“ vom Fachmedium Versicherungsmonitor und dem Spezialversicherer Hiscox.

Für das „VM-Hiscox-Risikobarometer Selbstständige“ hat das Meinungsforschungsinstitut infas quo eine repräsentative Umfrage durchgeführt. Befragt wurden etwas mehr als 600 Selbstständige aus drei Gruppen: solche mit einem Jahresumsatz unter 70.000 Euro, einem Umsatz bis 150.000 Euro und Selbstständige mit höherem Umsatz. Darunter befanden sich Solo-Selbstständige als auch Unternehmen mit mindestens einem Mitarbeiter.

Die Befragten blicken laut der Umfrage nach einem wirtschaftlich schwierigen Jahr 2023 mit Optimismus in die Zukunft. Mehr als die Hälfte (53%) bewerteten ihre Geschäftsaussichten als stabil, über ein Drittel (34%) gehen sogar von einem Wachstum in den kommenden Jahren aus. Lediglich 15% schätzen die Gefahr eines existenziellen Risikos als hoch bis sehr hoch ein.

Existenzbedrohende Risiken: Krankheit, IT-Ausfall, Cyber

Zu den existenziellen Risiken zählen Selbstständige wie in der Vorjahresstudie vor allem die eigene Krankheit oder einen Unfall mit Ausfallzeit. Jeweils 41% sehen darin „in jedem Fall“ bzw. „eventuell“ eine Bedrohung ihrer Existenz. Ebenfalls wie im Vorjahr folgt an zweiter Stelle der Ausfall von IT-Systemen: 32% bewerten das in jedem Fall, 38% eventuell als existenzbedrohend. Insgesamt sei das Bewusstsein für Cyber- und Datenrisiken gestiegen, so die Studienautoren. In diesen Zusammenhang fallen auch Befürchtungen, die Auflagen der DSGVO nicht einhalten zu können. Zudem hat auch die Angst vor einem Zahlungsausfall zugenommen.

Eine zu niedrige Versicherungsquote

Risiken erkennen und sich dagegen finanziell abzusichern, sind jedoch zwei verschiedene Schuhe. Dies gilt auch für die selbstständig Tätigen. Wie die Studie ergeben hat, haben sich gegen betriebliche Folgen von Krankheit und Unfall nur 39% abgesichert. Etwa genauso viele planen, keine Versicherung abzuschließen.

Doch auch bei den abgeschlossenen Versicherungen zeigt sich ein unglückliches Bild: Am häufigsten werden Unfallversicherungen genutzt (29%), gefolgt vom Krankengeld (26%). Jedoch hat nur ein Fünftel eine Berufsunfähigkeitsversicherung.

Auch bei Cyber- und Datenrisiken trifft die Absicherung die Risikoeinschätzung. Fast die Hälfte der Studienteilnehmer hat nicht vor, sich dagegen abzusichern und nur 26% der Befragten haben hier Sicherheitsmaßnahmen ergriffen, 28% planen dies immerhin. Eine Versicherung gegen Cyberangriffe haben nur die wenigsten abgeschlossen, nämlich 12%.

Zu hohe Kosten, kein Bedarf

Auf die Frage nach den Gründen für die fehlende Versicherung gegen betriebliche Risiken gaben 35% zu hohe Kosten und 27% fehlenden Bedarf an. Hohe Kosten nannten vor allem Selbstständige mit einem Umsatz bis zu 70.000 Euro, während der fehlende Bedarf bei den Selbstständigen mit einem Umsatz über 150.000 Euro der wichtigste Grund war. Größere Unternehmen sind zudem deutlich häufiger versichert als Unternehmen in den niedrigeren Umsatzgrößen. (bh)

 

Bild: © tunedin – stock.adobe.com