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10. Mai 2024
„Finanzbildung und Verbraucherschutz Hand in Hand“
„Finanzbildung und Verbraucherschutz gehen Hand in Hand“

„Finanzbildung und Verbraucherschutz Hand in Hand“

Mit Social-Media-Beiträgen will das Start-up FinanzStarter aktiv Aufklärungsarbeit im Bereich finanzielle Bildung leisten und das Verbraucherwissen stärken. Warum Makler einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung des Finanzwissens ihrer Kunden leisten können, darüber sprachen die Gründer mit AssCompact.

Interview mit Philipp Berner (links im Bild) und Tim Thöne (rechts im Bild), Gründer und Geschäftsführer des Start-ups FinanzStarter
Was hat die Finanzbildung Ihrer Meinung nach mit Verbraucherschutz zu tun?

Philipp Berner: Dafür muss man sich zuerst anschauen, was Verbraucherschutz bewirken soll. Kurzum: den Schutz der Verbraucher. Ich denke, es gibt wenige Dinge, die einen Menschen so gut schützen wie sein eigenes Wissen. Wenn die Menschen sich mit dem Thema Finanzen auseinandersetzen und die Basics kennen, können sie besser einordnen, ob ein Produkt oder eine Dienstleistung für sie gut oder schlecht ist. Flächendeckende finanzielle Bildung könnte demnach den Verbraucherschutz und die Verbraucherzentralen entlasten.

Was können Makler tun, um die Finanzbildung ihrer Kunden zu verbessern?

Philipp Berner: Ich denke, es hilft, wenn Makler, aber auch alle anderen Marktteilnehmer offen und transparent über die Themen sprechen. Es war zu lange so, dass die Branche auch von einer gewissen Intransparenz gelebt hat. Dadurch hat sie den schlechten Ruf bekommen, den sie heute hat. Als Makler arbeiten wir für den Kunden und seine Interessen. Um die finanzielle Bildung ihrer Kunden zu verbessern, könnten die Makler zum einen in Beratungsgesprächen mehr Aufklärungsarbeit leisten und auch die Hintergründe z. B. unserer Rentenproblematik erläutern. Das würde für mehr Verständnis sorgen und mit Sicherheit auch für niedrigere Stornoquoten. Auf der anderen Seite können sie natürlich in den sozialen Medien aktiv sein und ihren Followern nützliche Tipps aus dem Alltag mitgeben. Egal ob über Instagram, TikTok oder via Podcast, das Thema findet besonders bei den jungen Leuten immer mehr Anklang, und von wem könnten diese jungen Menschen besser lernen als von den Experten dieser Branche?

Sollte es überhaupt die Aufgabe von Maklern sein, Menschen in finanzieller Sicht weiterzubilden?

Philipp Berner: Definitiv! Ich denke, es liegt im Interesse aller, dass Makler sich mit der finanziellen Bildung ihrer Kunden auseinandersetzen. Leider ist es besonders auf Social Media oft so, dass nicht derjenige recht bekommt, der das beste Wissen hat, sondern der mit der meisten Reichweite. Das sorgt natürlich dafür, dass auch viel gefährliches Halbwissen auf Social Media verbreitet wird.

Auf Ihrem Instagram-Kanal geben Sie hilfreiche, in ansprechende Grafiken und Reels verpackte Informationen zur Finanzbildung. Wie kam es dazu, dass Sie sich über die sozialen Medien für finanzielle Bildung einsetzen wollten?

Philipp Berner: Das war tatsächlich eher Zufall. Tim und ich kennen uns schon, seitdem wir klein sind. Nach dem Abi haben wir uns allerdings in unterschiedliche Richtungen entwickelt. Ich bin in die Finanz- und Versicherungsbranche gegangen und Tim ins Marketing. Für das Thema Finanzen hatte allerdings auch Tim schon immer ein Faible. Als wir eines Nachmittags zusammen spazieren waren, kam uns die Idee, jungen Menschen das Wissen zu vermitteln, das sie so in der Schule nicht lernen. Und so starteten wir FinanzStarter. Dafür war natürlich kein Medium besser geeignet als Social Media, und so fingen wir an. Die Absicht, daraus ein Unternehmen aufzubauen, hatten wir anfangs gar nicht. Es ging einfach um die soziale Verantwortung, da im Umfeld viele Freunde gar keine Ahnung von diesem Thema hatten und wir Spaß daran fanden, unser Wissen aus Ausbildung und Studium zu teilen.

Wie gehen Sie vor, um komplexe finanzielle Konzepte so zu erklären, dass es sowohl informativ als auch unterhaltsam ist?

Tim Thöne: Unser Ansatz ist, komplexe Themen in einfache, alltägliche Sprache zu übersetzen und mit realen Beispielen zu veranschaulichen. Wir nutzen analoge Vergleiche, die unsere Zielgruppe aus dem Alltag kennt, um abstrakte finanzielle Konzepte greifbar zu machen. Dabei setzen wir auf visuelle Hilfsmittel wie ansprechende Grafiken und Reels auf Instagram, um die Aufmerksamkeit zu erhöhen und die Inhalte leichter verdaulich zu machen. Humor ist ein weiteres wichtiges Element, das wir gezielt einsetzen, um die Themen nicht nur informativ, sondern auch unterhaltsam zu gestalten.

Gehen Sie davon aus, dass die meisten Menschen, die Ihren Kanal besuchen, wenig Vorwissen zum Thema Finanzbildung haben? Wie finden diese Leute Sie auf Instagram?

Tim Thöne: Wir gehen tatsächlich davon aus, dass ein Großteil der Besucher unseres Kanals wenig Vorwissen im Bereich der Finanzen hat. Das Internet ist zwar voll von Informationen, sodass sich theoretisch jeder zum Finanzexperten recherchieren kann, aber nicht alles ist leicht verständlich oder direkt anwendbar. Genau hier setzen wir an. Zu Beginn sind viele unserer Follower durch gezielte Hashtags, Empfehlungen von Freunden oder durch die Instagram-Suchfunktion auf uns aufmerksam geworden. Mittlerweile erreichen wir Millionen von Menschen über Reels, die durch den Algorithmus automatisch an die Leute ausgespielt werden, die sich für das Thema interessieren.

Welchen Rat würden Sie jemandem geben, der gerade erst anfängt, sich mit Finanzbildung und seinen Finanzen auseinanderzusetzen?

Philipp Berner: Ich vergleiche Finanzplanung gerne mit einem Hausbau. Zu Beginn sollte man sich die Frage stellen, was man eigentlich will. Dann geht es darum, Stück für Stück, beginnend mit einem soliden Fundament, eine Strategie aufzubauen. Zum Fundament gehören Themen wie ein Drei-Konten-Modell, Rücklagen, aber auch das Thema Versicherungen. Wenn man diese Themen gelöst hat, sollte man sich an das Thema Investieren herantasten. Schon mit 25 bis 50 Euro im Monat kann man in einen MSCI-World-ETF investieren, erste Erfahrungen sammeln und diese nach und nach ausbauen. Allerdings würde ich empfehlen, diesen Weg immer mit einem Sparringspartner zu gehen, der bereits Erfahrungen in dem Bereich hat, egal ob dies ein guter Freund oder Berater ist.

Gewinnen Sie den Großteil Ihrer Kunden über Social Media? Und ist dies überhaupt das Ziel Ihres Kanals?

Tim Thöne: Tatsächlich gewinnen wir alle unsere Kunden über Social Media, auch wenn das ursprünglich gar nicht so geplant war. Unsere Inhalte sind schon immer darauf ausgerichtet, finanzielle Bildung zu vermitteln, da das Bildungssystem an dieser Stelle unserer Meinung nach leider versagt hat. Die Gewinnung von Kunden ist ein positiver Nebeneffekt unserer Bemühungen und wurde sich proaktiv von unseren Followern gewünscht. Wenn wir zum Beispiel einen Beitrag über unser Rentensystem posten, indem wir ein Bewusstsein dafür schaffen, dass die gesetzliche Rente nicht reichen wird, kommen dadurch viele Anfragen nach dem Motto: „Ich wusste gar nicht, dass das Problem so groß ist, was kann ich machen, könnt ihr mir helfen?“

Welche Rolle spielen Empfehlungen zum Verbraucherschutz bei Ihrer Arbeit auf Social Media?

Philipp Berner: Wie bereits erwähnt, geht für uns das Thema finanzielle Bildung und Verbraucherschutz Hand in Hand. Wir legen großen Wert darauf, unsere Follower finanziell zu bilden und sie zugleich über bestimmte Risiken aufzuklären. Ein Beispiel aus jüngster Vergangenheit war z. B. der PayPal-Betrug, bei dem Betrüger versucht haben, Unwissende um ihr Geld zu bringen. Indem wir auf Risiken hinweisen und konkrete Tipps geben, tragen wir dazu bei, das Bewusstsein für Verbraucherschutz zu stärken und unseren Followern zu helfen, fundierte Entscheidungen zu treffen.

Glauben Sie, dass die Arbeit von sogenannten „Finfluencern“ von Institutionen, die sich für den Verbraucherschutz einsetzen, überwacht werden sollte?

Tim Thöne: Ja, wir sind der Meinung, dass eine gewisse Überwachung notwendig ist. Im Internet verbreiten sich Informationen rasend schnell, und nicht alles, was geteilt wird, ist korrekt oder im Interesse der Verbraucher. Eine Überwachung durch entsprechende Institutionen kann dazu beitragen, die Qualität und Richtigkeit der verbreiteten Informationen sicherzustellen und Verbraucher vor irreführenden oder gar schädlichen Inhalten zu schützen. Gleichzeitig muss ein Gleichgewicht gefunden werden, das die kreative und bildende Arbeit der Finfluencer nicht einschränkt.

Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 05/2024 und in unserem ePaper.

Bild: © Finanzstarter