Bei fast 8 Bio. Euro liegt nun das Geldvermögen der deutschen Privathaushalte. Im Jahr 2022 ist es um etwa 2% gestiegen, zeigt eine Studie des DZ BANK Research, des wirtschaftlichen Analysehauses der DZ BANK. Zum Vergleich: Im Vorjahr 2021 war das Geldvermögen noch um 8,5% nach oben gegangen.
Für Michael Stappel, Leiter Makroökonomik bei DZ BANK Research und Autor der Studie, liegt der geringere Zuwachs vor allem an dem durchwachsenen Aktienjahr. Besonders bemerkenswert: „Zur Mitte des Jahres hatten erhebliche Kursverluste bei Aktien und Fonds sogar zu einem Rückgang des Geldvermögens geführt“, so Stappel. Den entscheidenden Wachstumsbeitrag in der zweiten Jahreshälfte hätte die hohe Ersparnis geliefert.
Sparquote höher als vor der Pandemie
Laut Stappel sei Vorsorge die „traditionelle Krisenreaktion privater Haushalte“. Aufgrund der hohen Inflation herrsche derzeit viel Unsicherheit in den deutschen Haushalten und es falle immer schwerer, Geld zur Seite zu legen. Dennoch liege die Sparquote mit voraussichtlich 11% über dem Niveau von 2019 – die Deutschen werden mit Anschaffungen vorsichtiger und würden den Kauf von Möbeln oder einem neuen Auto auf der „Prioritätenliste erstmal weit nach unten“ setzen, sagt Stappel. An den historischen Rekordwert von 16,4% aus dem ersten Corona-Jahr 2020 aber komme das Sparniveau lange nicht heran.
Zinswende hilft noch nicht bei Vermögensaufbau
Die Zinsen zogen in diesem Jahr stark an, der durchschnittliche Realzins auf festverzinsliche Geldvermögensbestandteile wie Einlagen, Rentenpapiere und Versicherungen dürfte der DZ BANK zufolge jedoch aufgrund der „historischen Teuerungsrate“ –7,3% betragen. Auch für den Vermögensaufbau sei die sehr hohe Inflation ein Problem. Die Haushalte müssten durch den Kaufkraftverlust regelmäßig einen größeren Teil ihres Einkommens „auf die hohe Kante legen“, damit sie ihre Sparziele erreichen, betont Stappel.
2023 dürfte Geldvermögen stärker zulegen
Im Frühjahr dürften die Kurse an der Börse tendenziell weiter steigen, meint Stappel. Für ihn sei es positiv, dass trotz der Kursverluste viele Deutsche der Börse treu geblieben sind und die Rücksetzer sogar für Nachkäufe genutzt haben.
Weiterhin rechnet er mit einer allmählich zurückgehenden Inflation und insgesamt weiter steigenden Zinsen. Der Anteil von Bargeld und Sichteinlagen sei jedoch mit fast 30% des gesamten Geldvermögens weiter zu hoch: „Nach wie vor sehen wir einen Anlagestau. Die Bundesbürger sollten sich auch aufgrund der Altersvorsorge aktiver um ihre Ersparnisse kümmern. Künftig dürften neben Aktien auch bestimmte Anleihen wieder interessant sein“, ergänzt Stappel. (mki)
Bild: © Wolfilser – stock.adobe.com
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