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13. September 2022
Preventio: Innovation in der Gebäudeversicherung
Preventio: Innovation in der Gebäudeversicherung

Preventio: Innovation in der Gebäudeversicherung

Es sind nicht immer nur unwetterartige Wetterereignisse, die die Wohngebäude­sparte unter Druck setzen. So zählen z. B. auch Leitungswasserschäden zu den Kostentreibern. Das Start-up Preventio verfolgt das Ziel, mithilfe maschinellen Lernens das Risikomanagement von Leitungswasserschäden zu verbessern.

Ein Artikel von Andreas Bechmann, Mitgründer und Co-Geschäftsführer der Preventio GmbH

Mit über einer Million Schadenfällen pro Jahr verursachen Wasserschäden jährlich über 3 Mrd. Euro an Kosten. Diese Schäden waren in den letzten Jahren einer der Hauptkostentreiber in der Gebäudeversicherung und werden aller Voraussicht nach weiter ansteigen. Leitungswasserschäden sind daher eine echte Herausforderung für Gebäudebesitzer, aber auch für Versicherer. Dabei könnten 90% dieser Schäden verhindert oder minimiert werden, wenn frühzeitig präventive Maßnahmen durchgeführt würden.

Die Gründungsidee

Diese Idee einer proaktiven Schadenkontrolle und -vorhersage hat das junge Team um Andreas Bechmann – Autor dieses Textes – Bledion Vladi und Frederic Büdel begeistert. Bereits während des Studiums an der accadis Hochschule Bad Homburg reifte die Geschäftsidee, durch Integration von disruptiven Technologien innovative und nachhaltige Lösungen in der Versicherungsbranche zu etablieren. Unterstützt von der accadis Hochschule, vom Versicherungsmakler Mootz & Partner, der Basler Sachversicherungs-AG sowie der Nürnberger Versicherung haben die drei Gründer daher ein Forschungsprojekt namens Preventio gestartet. Hierfür hat das Start-up das Gründer­stipendium der Impact Factory erhalten und wurde von der deutschen Sporthilfe und der Deutschen Kreditbank AG als „Start-up des Jahres 2021“ ausgezeichnet. Im September 2021 wurde die Preventio GmbH dann offiziell aus der Hochschule ausgegründet.

Praxisnahe Forschung mit Einbindung der Industrie

Ziel des Forschungsprojekts war es, eine intelligente Lösung zur Erkennung und Vermeidung von Gebäudeschäden zu entwickeln. Durch die frühe Einbindung des Maklerhauses Mootz & Partner und der Basler Sachversicherungs-AG konnte Preventio relevante Einblicke in die Versicherungsbranche gewinnen und notwendige Daten zum Trainieren und Testen der Algorithmen sammeln. Neben den Datensätzen der Projektpartner konnten im Verlauf des Forschungsprojekts noch die Nürnberger Versicherung sowie weitere Wohnungsgesellschaften und Rohrhersteller – die das Team mit Know-how und Daten unterstützten – für das Projekt gewonnen werden. Die accadis Hochschule als Projektträger und das accadis Institut für Entrepreneurship unterstützten Preventio bei der Durchführung von Machbarkeitsanalysen und der Entwicklung eines trag­fähigen Geschäftsmodells.

Und so funktioniert der Ansatz

Preventio nutzt Daten von verschiedenen Industriepartnern, strukturiert und vereinheitlicht diese Datenbestände und führt sie anschließend in einem Datenpool zusammen. Darauf aufbauend hat Preventio Machine-Learning-­Modelle entwickelt, die die Wahrscheinlichkeit von Leitungswasserschäden – ohne die Nutzung kostspieliger Sensoren – prognostizieren können. Das Prognosemodell führt zu einer genauen und zuverlässigen Schadenprognose, die auch eine Risikoermittlung auf Gebäude­ebene beinhaltet und geeignete Maßnahmen zur Schadenbegrenzung ermöglicht.

Den Hauptanwendungsfall sieht Preventio im Risikomanagement von Versicherern und Wohnungsgesellschaften. So kann ein Paradigmenwechsel vom Schadenmanagement hin zu einem Vorsorgemanagement, also der proaktiven Schadenvermeidung bzw. Schadenminimierung, eingeleitet werden. In der nächsten Phase des Start-ups soll das Modell mit weiteren Marktdaten erprobt und anschließend auf dem breiten Markt der Immobilienwirtschaft getestet werden.

Ausblick

Parallel zum Abschluss des Forschungsprojektes hat Preventio über eine Eigenkapitalfinanzierung 1,35 Mio. Euro eingesammelt. Damit sollen die Erkenntnisse und Forschungsergebnisse über ein wirtschaftlich tragfähiges Geschäfts­modell kommerzialisiert und die bisherigen Machine-Learning-Modelle bis zur Marktreife weiterentwickelt werden.

Um den bisherigen Datenpool weiter auszubauen, akquiriert das Team weitere Unterstützer. Hierzu zählen unter anderem die Wohnungsgesellschaft Vonovia sowie Viega, der führende Hersteller für Leitungsrohre. Preventio strebt ein Go-to-Market Ende 2022 bzw. Anfang 2023 an.

Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 09/2022, S. 34, und in unserem ePaper.

Lesen sie auch: Maklerhaus Mootz unterstützt Projekt Preventio

Bild: © IRStone – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Andreas Bechmann