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17. Juli 2022
Wie Versicherungsnehmer von korrekten Angaben profitieren
Wie Versicherungsnehmer von korrekten Angaben profitieren

Wie Versicherungsnehmer von korrekten Angaben profitieren

Hohe Inflationsrate, klimabedingte Wetterereignisse und Cyberangriffe verschärfen die Situation der Unternehmen. In der industriellen Sachversicherung sollte man auf diese Komplexität reagieren. FM Global hält die akkurate Ermittlung der Versicherungswerte für versicherte Unternehmen für entscheidend.

Ein Fachbeitrag von Alexander Lubbadeh, Operations Engineering Manager bei FM Global

Wer eine Versicherung abschließt, sollte dabei natürlich angeben, was genau versichert werden soll. Das gilt für Privatpersonen genauso wie für Unternehmen. Letztere scheinen allerdings unter Umständen Schwierigkeiten damit zu haben, ihre Versicherungswerte und potenziellen Risiken korrekt anzugeben. Möglicherweise stützen sie sich auf veraltete Daten, arbeiten mit Schätzungen oder wollen sich schlicht den Aufwand sparen.

Doch diese Angaben bilden eine wichtige Grundlage für den gesamten weiteren Versicherungsprozess und wirken sich maßgeblich auf die Höhe der Prämien und der gedeckten Versicherungssumme aus. Stellen sich die Angaben des Versicherungsnehmers nach Eintritt eines Schadenereignisses als fehlerhaft heraus, fallen die Kosten unter Umständen höher aus als ursprünglich angenommen – bei Prämien, die für das übernommene Risiko womöglich nicht angemessen waren. Für die Versicherungsnehmer entstehen so unter Umständen nicht kalkulierbare Kosten – akkurate und hochqualitative Daten hingegen schützen Versicherungsnehmer. Sie profitieren davon, wenn sie ihre Werte und Risiken genau kennen.

Die Risikolandschaft wird komplexer

Im Fall industrieller Sachver­sicherungen geht es den Versicherten vor allem um ihre physischen Standorte und Anlagen. Versicherungsnehmer sollten ihre Risiken, die für die Geschäftstätigkeit am wichtigsten sind, nach Prioritäten ordnen und bestimmen, welchen externen Einflüssen und systemischen Risiken diese ausgesetzt sind. Diese Risiken haben in den vergangenen Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Klimabedingte Wetterereignisse wie Stürme oder Überschwemmungen, wiederholte Störungen der Lieferketten, beispielsweise durch Staus in den weltweiten Containerhäfen, oder Cyberangriffe sorgen für eine immer komplexere Risikolandschaft.

Die Beschleunigung der digitalen Transformation in den vergangenen Jahren hat dazu noch einmal erheblich beigetragen und die Cyberrisiken erhöht. So vernetzen Industrieunternehmen zunehmend ihre Maschinen und Anlagen, um ihre Produktion effizienter, flexibler und kostengünstiger zu gestalten. Jedoch sind die Steuerungssysteme, die ans Internet angeschlossen werden, unter Umständen nicht ausreichend geschützt und bieten Cyberkriminellen neue Angriffs­flächen. Neben Datenverlusten können die Angreifer inzwischen auch große Schäden anrichten, indem sie die Produktionsprozesse stören.

Infolgedessen ist es für Unternehmen eine Herausforderung, alle Risiken für all ihre Standorte kontinuierlich im Blick zu be­halten und immer wieder neu zu bewerten. Und dennoch ist die Ermittlung des Risikoprofils notwendig und ein wichtiger Schritt für die präzise Erfassung der Versicherungswerte eines Unternehmens. Sachver­sicherer und Makler können hierbei eine wichtige Rolle spielen, indem sie ihre Kunden bei der Risikoermittlung aktiv unterstützen. Möglicherweise können sie eigene Experten für die Sachschadenbewertung zur Verfügung stellen, die Versicherungslücken identifizieren können. Oder aber der Ver­sicherer beteiligt sich an den Kosten für eine Standortbewertung durch eine externe Fachfirma. Deren Mitarbeiter können Unternehmen mit einem neutralen Blick unter die Lupe nehmen und potenzielle Risiken erkennen.

Hohe Kosten durch präzise Angaben vermeiden

Auf Basis des Risikoprofils können Unternehmen dann Maßnahmen identifizieren, um ihr Risiko zu senken. Durch die Ermittlung der Versicherungswerte können sie ihre Ressourcen effizienter einsetzen und Investitionen in die Standorte und Anlagen priorisieren, die für den Geschäftsbetrieb essenziell sind. So minimieren sie ihre Risiken und stärken die Resilienz langfristig. Zudem können Versicherungsprämien und Entschädigungsgrenzen anhand genauer und hochwertiger Angaben noch einfacher und akkurater bestimmt werden.

Sollten einem Unternehmen dagegen keine präzisen Angaben zu seinen Versicherungswerten zur Verfügung stehen, werden Maßnahmen zur Schadenverhütung oder -minimierung möglicherweise an der falschen Stelle umgesetzt oder sind nicht ausreichend. Und auch alle zukünftigen Maßnahmen basieren dann auf falschen Annahmen, was unter Umständen zusätzlicher Ressourcen bedarf.

Transparenz verbessert die Kundenbeziehung

Dementsprechend gilt es für Versicherungsnehmer, ihre Versicherungswerte so genau wie möglich anzugeben. Dadurch können die Versicherer selbst die Erhöhung der Prämien besser – und auch für die Kunden verständlicher – umsetzen und dynamisch an die aktuelle Situation anpassen. Durch die höhere Transparenz können alle Parteien eine bewusste Entscheidung treffen, ob sie der dynamischen Anpassung zustimmen oder nicht, und sind sich der möglichen Folgen bewusst. Damit kommt es im Nachhinein nicht zu Überraschungen, stattdessen wächst das Vertrauen auf allen Seiten – eine gute Basis für eine langfristige Beziehung.

Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 07/2022 und in unserem ePaper.

Bild: © Song_about_summer – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Alexander Lubbadeh