Negativzinsen auf Sparguthaben bei Banken werden immer selbstverständlicher. Erst 2021 kletterte die Anzahl an Banken, die einen solchen Strafzins bzw. ein sogenanntes Verwahrentgelt einführten, auf einen neuen Höchststand, wie AssCompact bereits berichtete. Doch die Negativzinswelle schwappt weiter unaufhaltsam durch die deutsche Bankenlandschaft. So hat eine aktuelle Studie des Vergleichsportals Verivox ermittelt, dass die Zahl der deutschen Geldhäuser, die Negativzinsen auf private Guthaben einfordern, in den letzten Monaten weiter zugenommen hat.
Freibeträge sinken deutlich
Ende März haben nach Verivox-Angaben 449 von 1.300 untersuchten Instituten für Summen ab einer bestimmten Höhe auf dem Tagesgeld- oder Girokonto negative Zinsen verlangt. Vor drei Monaten seien es noch 423, vor einem Jahr sogar nur 281 Banken gewesen, schreibt das Vergleichsportal. Zudem würden auch die Freibeträge, die von Negativzinsen ausgenommen sind, weiter fallen. „Schon längst müssen nicht mehr nur besonders vermögende Bankkunden Negativzinsen zahlen, auch Klein- und Durchschnittssparer sind immer häufiger betroffen“, erläuterte Oliver Maier von Verivox. Bereits ab 5.000 Euro würden einige Geldhäuser Verwahrentgelte kassieren, während bei über 175 Instituten der Freibetrag bei 50.000 Euro oder weniger liege. Vor drei Monaten seien es noch 155, vor einem Jahr lediglich 90 Banken gewesen. In den allermeisten Fälle liegt der Negativzins bei minus 0,5%. Nichtsdestotrotz gibt es auch Banken wie die Merkur Privatbank oder die Berliner Volksbank, die bis zu 1% des Sparguthabens verlangten.
Negativzinsen sind juristisch umstritten
Ob die Geldinstitute Verwahrentgelte überhaupt verlangen dürfen, ist gerichtlich noch umstritten. So sind sie mittlerweile schon mehrfach von Gerichten für nicht zulässig erklärt worden – zuletzt vor dem Landgericht Berlin. Unterdessen hat die größte deutsche Direktbank, ING-DiBa, ein Ende des Verwahrentgelts in Aussicht gestellt, wie AssCompact bereits berichtete. Vor dem Hintergrund immer neuer Höchststände bei der Inflation in der Eurozone – zuletzt war die Teuerung im März auf +7,5% gestiegen – könnte durch eine Zinswende bei der EZB der Negativzinswelle dann doch langsam die Kraft ausgehen. (as)
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