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12. März 2021
Greensill-Skandal zieht immer weitere Kreise
Water drop falling on water surface in evening  sunlight with reflection

Greensill-Skandal zieht immer weitere Kreise

Der Skandal um die von der BaFin geschlossene Greensill Bank zieht immer weitere Kreise. Die BaFin will nun offenbar ein Verfahren gegen den für die Bank zuständigen Abschlussprüfer einleiten. Auch Versicherer, Zinsportale und zahlreiche deutsche Kommunen sind von der Bankschließung betroffen.

Wenige Tage nach der Schließung der Greensill Bank durch die BaFin kommen immer mehr Details zu dem Fall ans Licht. Einem aktuellen Bericht der Wirtschaftswoche zufolge will die BaFin ein Verfahren gegen Ebner Stolz bei der zuständigen Aufsichtskommission Apas anregen. Die Finanzaufsicht hege erhebliche Zweifel, dass die Abschlussprüfung der Bank durch die Stuttgarter Gesellschaft korrekt abgelaufen sei, so das Wirtschaftsmagazin unter Berufung auf Insider. Die BaFin habe zuvor bereits die KPMG damit beauftragt, den Abschluss der Bank zu überprüfen. Dabei habe die Existenz zahlreicher verbuchter Forderungen nicht nachgewiesen werden können.

Mehrere deutsche Kommunen betroffen

Für Kleinsparer dürfte sich der Schaden selbst bei einer Pleite der Bank in Grenzen halten. Schließlich sind Einlagen bis 100.000 Euro im Rahmen der gesetzlichen Einlagensicherung abgesichert. Problematischer wird es bei größeren Summen – und damit vermutlich auch für mehrere deutsche Kommunen. Einer Auswertung des Finanzportals Tagesgeldvergleich.net zufolge haben mindestens 24 deutsche Kommunen insgesamt fast 300 Mio. Euro bei der Greensill Bank angelegt. Insidern zufolge könnte die Gesamtsumme, die öffentliche Haushalte bei der Bank liegen haben, sogar bei 500 Mio. Euro liegen. Das ist besonders vor dem Hintergrund problematisch, dass ihre Einlagen seit dem 01.10.2017 nicht mehr von der freiwilligen Einlagensicherung des Bundesverbandes Deutscher Banken geschützt sind.

Greensillfonds und die unklare Absicherung

Auch Versicherer sind von dem Bankenskandal betroffen. Dabei geht es vor allem um die Anleger der Greensillfonds der Credit Suisse. Die Schweizer Bank hatte bei diesen laut dem Schweizer Medium Finews stets den Versicherungsschutz hervorgehoben. Die Kreditrisiken seien „durch Versicherer mit hohen Ratings abgedeckt“ gewesen. Laut Factsheet lag die Versicherungsdeckung bei 81,5%. Die Bank selbst spreche sogar davon, dass sie voll versichert sind. Unklar ist allerdings, welcher Versicherer dafür zuständig ist. Im Sommer 2020 nannte Credit Suisse in der Produktbeschreibung noch Insurance Australia Group (IAG), Tokio Marine und Euler Hermes. Geringe Teile seien zudem von Zurich und HCC International Insurance abgesichert.

Versicherer zweifelt Validität an

Ob ein bzw. welcher Versicherer tatsächlich für mögliche Schäden zahlt, ist aber unklar. IAG hat mitgeteilt, den Schutz durch Tokio Marine rückversichert zu haben. Der japanische Versicherer hat laut der Financial Times aber bereits erklärt, dass er die „Validität der Greensill Versicherung anzweifelt“ und deshalb die Gültigkeit der Versicherungspolicen untersuche. Australischen Gerichtsunterlagen zufolge hatte Tokio Marine über eine Tochtergesellschaft 4,6 Mrd. US-Dollar für die Deckung von Greensill-Kreditanleihen bereitgestellt. Falls die Kreditvergabepraktiken von Greensill allerdings nicht den „festgelegten Standards entsprachen“ oder „mit den üblichen Buchhaltungsregeln unvereinbar waren“, könnte Tokio Marine den Schaden anfechten.

Zinsportal wehrt sich gegen Kritik

In der Kritik stehen im Rahmen der Greensill-Schließung auch Zinsportale wie Weltsparen oder Zinspilot, die tausende Kunden an die Greensill Bank vermittelt haben. Allein im Falle von Weltsparen seien es etwa 15.000 Kunden gewesen, die Geld auf Festgeldkonten der Bremer Bank angelegt haben. Gegenüber dem Spiegel verwies Tamaz Georgadze, Geschäftsführer der Weltsparen-Mutter raisin, darauf, dass die Gelder der Sparer aufgrund der gesetzlichen Einlagensicherung nicht gefährdet seien. Eine Plattform könne zudem nicht mehr leisten als Finanzaufsicht und Wirtschaftsprüfer. „Auf deren Arbeit müssen wir uns schon verlassen“, so Georgadze im Spiegel-Interview. (mh)

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