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22. August 2024
„Wechsel in Versicherungsbranche habe ich nicht bereut“
„Wechsel in Versicherungsbranche habe ich nicht bereut“

„Wechsel in Versicherungsbranche habe ich nicht bereut“

Seit über 20 Jahren ist Katrin Götz in der Versicherungsbranche tätig. Davor war sie Buchhalterin. Wie steht die Expertin für gewerbliche und industrielle Sach- und Haftpflichtversicherungen zu Digitalisierung und KI, welche Herausforderungen sieht sie bei der Schadenbearbeitung und was wünscht sie sich von Versicherern?

Interview mit Katrin Götz, Versicherungsmaklerin und Expertin für gewerbliche und industrielle Sach- und Haftpflichtversicherungen
Frau Götz, Sie sind gelernte Bilanzbuchhalterin. Was hat Sie dazu bewogen, in die Versicherungsbranche zu wechseln, und wie verlief der Übergang für Sie?

Nach der Erziehungszeit meiner beiden großen Kinder erlebte ich eine schwierige Phase auf dem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt Ende der 90er-Jahre, daher war eine berufliche Neuorientierung notwendig. Durch eine Zeitungsanzeige bin ich auf eine Ausschreibung einer großen Krankenversicherung gestoßen. Das Assessment-Center, bei dem ich meine Fähigkeiten unter Beweis stellen konnte, hat mir großen Spaß gemacht. Die positiven Erfahrungen sind mir immer noch in guter Erinnerung. Ich habe dabei für mich entdeckt, dass mir die tägliche Arbeit mit Menschen sehr liegt.

Würden Sie es heute wieder so machen?

Die Entscheidung zum Wechsel in die Versicherungsbranche habe ich nicht bereut. Es war genau der richtige Lebensweg für mich. Die Freiheit, jetzt in meinem eigenen Maklerunternehmen Ideen umzusetzen und zu gestalten, ist eine große Herausforderung und Freude. Ich kann Menschen helfen, ihre Existenz, ihre Unternehmen vor Kostenrisiken zu schützen und durch meinen umfangreichen Service das Leben mit dem oft ungeliebten Thema Versiche­rungen zu erleichtern.

Bei welchen Tätigkeiten kommt denn vielleicht ab und zu auch heute im Arbeitsalltag die Bilanzbuchhalterin wieder zum Vorschein?

Die Eigenschaften einer Buchhalterin wie der Blick fürs Detail, Genauigkeit und eine analytische Vorgehensweise sind auch für mich als Versicherungsmaklerin von Vorteil und oft Bestandteil meiner Arbeit. Als Versicherungsmaklerin muss ich häufig umfangreiche Dokumente und Policen prüfen und verwalten. Genauigkeit und Aufmerksamkeit für Details sind entscheidend, um Fehler zu vermeiden und sicherzustellen, dass alle Informationen korrekt und vollständig sind.

Ein analytischer Ansatz hilft mir als Versicherungsmaklerin, die besten Versicherungsprodukte für meine Kunden zu identifizieren, indem ich verschiedene Optionen und Bedingungen vergleiche. Ich muss Risiken bewerten und finanzielle Daten analysieren, um meinen Kunden maßgeschneiderte Lösungen anzubieten. Genauigkeit ist auch wichtig, um sicherzustellen, dass alle gesetzlichen und regulatorischen Anforderungen erfüllt werden. Als Versicherungsmaklerin muss ich mich an eine Vielzahl von Vorschriften halten und Fehler können zu rechtlichen Problemen führen. Der detaillierte und genaue Ansatz ist unerlässlich, um potenzielle Risiken meiner Kunden richtig zu bewerten und entsprechende Maßnahmen vorzuschlagen. Diese Fähigkeiten tragen wesentlich dazu bei, dass ich als Versicherungsmaklerin effektiv arbeite und meinen Kunden bestmög­lichen Service biete.

Sie müssen Ihren Kunden in der Beratung detaillierte Risikoanalysen und individuelle Versicherungslösungen liefern. Wie stellen Sie als Maklerin sicher, dass Sie die spezifischen Bedürfnisse und Risiken Ihrer Zielgruppe bestmöglich verstehen?

Durch eine ausführliche Bedarfsanalyse mit Besichtigung vor Ort und intensiven Gesprächen versuche ich, das Unternehmen und die Tätigkeit zu verstehen. Welche Gefahren gibt es und was kann existenzbedrohend werden? Im Vorfeld ist der Erwerb von branchenspezifischem Wissen durch den Besuch von Fachseminaren und Schulungen, die sich auf Versicherungsthemen, Risikomanagement und Schadenbearbeitung beziehen, unerlässlich. Die Deutsche Maklerakademie möchte ich in diesem Zusammenhang gerne erwähnen. Seit Beginn meiner Maklertätigkeit nutze ich das Angebot regelmäßig.

Wie gehen Sie denn mit dem großen Thema „Digitalisierung“ um?

Durch gezielte Digitalisierung können Maklerbüros ihre Arbeitsweise modernisieren, die Servicequalität verbessern und wettbewerbsfähig bleiben. Der Einsatz einer digitalisierten Dokumentenverwaltung, die Nutzung von BiPRO-Schnittstellen, elektronischen Signaturen, Cloud-Speicherlösungen, die Verwendung von digitalen Kommunikationskanälen wie E-Mail oder Makler-App, die Online-Beratung und Verwendung von Tools wie SkenData und Streetview nutze ich täglich in meinem Arbeitsalltag. Dadurch ergibt sich eine große Kostenersparnis, die Einsparung von Ressourcen und die Bereitstellung von mobilen Arbeitsplätzen für Mitarbeiter werden ermöglicht. Wir können schneller auf Kundenanliegen reagieren und die Kommunikation mit Versicherern beschleunigen.

Und welche Herausforderungen begegnen Ihnen aktuell häufig bei der Schadenbearbeitung?

Schadenbearbeitung beginnt mit der Risikoanalyse, der Auswahl der Gesellschaft und der Produkte. Durch die optimale und bedarfsgerechte Absicherung von Unternehmen gibt es weniger Probleme im Schadenfall. Eine qualifizierte Schadenmeldung ist mein Anspruch, um die Bearbeitungszeiten zu verkürzen und schnelle Auszahlungen zu ermöglichen. Für meine Kunden ist es oft schwierig, alle notwendigen Informationen für die Darstellung eines Schadenfalls zusammenzustellen. Hier ist schnelle und effektive Unterstützung erforderlich, die jedoch einen hohen Zeitaufwand bedeutet. Dazu gehört für mich auch die schnelle Koordinierung der Handwerker zur Lösung der Probleme, die ein größerer Sachschaden mit sich bringt.

Können Sie sich denn vorstellen, dass bei Ihnen auch KI, z. B. bei sehr komplexen Schadenfällen, immer öfter zum Einsatz kommen könnte?

Das kann ich mir sehr gut für viele Bereiche meiner täglichen Arbeit vorstellen und habe bereits erste Gespräche für die Umsetzung mit einem Unternehmen der IT-Branche geführt. Gemeinsam haben wir uns die Abläufe im Unternehmen angeschaut und über Optimierungsmöglichkeiten nachgedacht. Die ersten Ausarbeitungen laufen und die Umsetzung soll im nächsten Jahr erfolgen. Bei sehr komplexen Schadenfällen kann ich mir die vollständige Auswertung und Abwicklung noch nicht vorstellen, wohl aber für routinemäßige Abläufe. Beispielsweise bei der Erstschadenmeldung zur Prüfung der Vollständigkeit aller Informationen und der automatischen Anforderung weiterer Angaben.

Welche Verbesserungen oder Innovationen wünschen Sie sich dann im Fazit von den Produkt­gebern der Versicherungsbranche, um Ihre Arbeit und die Bedürfnisse Ihrer Kunden noch besser zu unterstützen?

Eine breite Palette an Versicherungsprodukten, die sich flexibel an die individuellen Bedürfnisse der Kunden anpassen lassen, wäre wünschenswert. Zum Beispiel selbstrechnende Deckungsnoten mit verschiedenen Bausteinen und durchgeschriebenem Bedingungswerk, wie sie schon von einigen Anbietern zur Verfügung gestellt werden, könnte ich mir auch in anderen Bereichen vorstellen.

Bei der Schadenbearbeitung wünsche ich mir klare und transparente Prozesse, damit wir unsere Kunden jederzeit über den aktuellen Stand und die nächsten Schritte informieren können. Möglich werden könnte das durch digitale Akten, in die der Makler Einsicht hat.

Sehr wichtig sind für mich auch persönliche, fachlich kompetente Ansprechpartner für die Umsetzung von individuellen, auf den Kunden bezogenen Lösungen.

Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 08/2024 und in unserem ePaper.

Bild: © Katrin Götz

 
Ein Interview mit
Katrin Götz