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16. Mai 2023
„Regionale Expertise ist unabdingbar für Immobilienmakler“
„Regionale Expertise ist unabdingbar für Immobilienmakler“

„Regionale Expertise ist unabdingbar für Immobilienmakler“

Silke Hanebuth hat ihr eigenes Unternehmen gegründet, ist in Branchengremien aktiv und schreibt zudem zum Thema „Immobilien“. Im Interview wagt die Expertin einen Blick in die „Kristallkugel“ des Immobilienmarkts.

Interview mit Silke Hanebuth, Geschäftsführerin der Silke Hanebuth Immobiliengesellschaft mbH
Frau Hanebuth, können Sie uns bitte kurz Ihr Unternehmen vorstellen?

Nach meiner Ausbildung und Berufstätigkeit als Kauffrau in der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft (IHK), meinem späteren Abschluss als Diplom-Kauffrau sowie meiner langjährigen Berufserfahrung im Marketing und Vertrieb gründete ich im Jahr 2016 das Unternehmen Silke Hanebuth Immobilien. Innerhalb kürzester Zeit entwickelte es sich zu einem erfolgreichen Unternehmen in der nördlichen Region von Hannover. Mittlerweile ist daraus die Silke Hanebuth Immobiliengesellschaft mbH entstanden. Die Spezialisierung liegt in der Vermittlung von Wohnimmobilien und Kapitalanlagen.

Mein hoher Anspruch und die Qualität unserer Arbeit zeichnen sich offensichtlich aus. Denn zwischenzeitlich erhielt ich diverse Ehrungen, u. a. den Immobilien Dienstleister Award – mehrere Jahre in Folge. Bereits seit 2019 bin ich Regionaldirektorin des BVFI – Bundesverband für die Immobilienwirtschaft und wurde zur Abgeordneten im Bundeskongress für die Immobilienwirtschaft ernannt. Auch wurde ich in den Beirat des Vorstandes vom BVFI berufen. 2022 und auch 2023 hat mich das Magazin FOCUS als Top-Immobilienmaklerin ausgezeichnet, und damit zählen wir zu den besten 1.000 Maklern deutschlandweit.

Es trauen sich aufgrund hoher Zinsen aktuell weniger Menschen, eine Immobilie zu erwerben. Wie wirkt sich das auf Ihr Geschäft aus?

Es geht gar nicht zwingend um das Trauen, sondern viel mehr um das Können. Durch die höheren Zinsen steigt die monatliche Belastung deutlich. Die Niedrigzinsphase des vergangenen Jahrzehnts bot wenig Sparanreize, sodass oft nicht das nötige Eigenkapital vorhanden ist. Wiederum sind die Immobilienpreise aufgrund der niedrigen Zinsen im letzten Jahrzehnt stark gestiegen. Somit ruckelt sich der Markt nun zurecht, und das ist auch gut so. Der Immobilienverkauf wird zunehmend anspruchsvoller, auch weil die energetischen Themen und die damit verbundenen Kosten nicht zu unterschätzen sind. Verkäufer wie auch Käufer benötigen mehr Unterstützung. Wir waren bereits vor diesem Wandel dahingehend gut aufgestellt und haben sowohl die Verkäufer als auch die Käufer intensiv begleitet. Daher bin ich sehr dankbar, dass die neue Marktsituation sich sogar positiv auf unser Geschäft auswirkt.

Energie, Sanierung, Heizung – das sind zurzeit die Themen von Immobilienbesitzern. Inwieweit werden Sie damit konfrontiert?

Täglich, u. a. in jeder Besichtigung, wird es thematisiert. In unserer Politik und unseren Medien ist das Thema Energie und Immobilien omnipräsent. Daher ist es wichtig, mit potenziellen Immobilienkäufern darüber zu sprechen: Wie gut ist die Immobilie bereits aufgestellt? Was erwartet den Käufer – sowohl an Aufwand als auch an Kosten, um die Immobilie für die Zukunft energetisch fit zu machen? Darf die bisherige Heizung weiter betrieben werden? Es kommen berechtigterweise sehr viele Fragen in dieser Beziehung.

Ob eine Wärmepumpe immer das Allheilmittel ist, wage ich infrage zu stellen. Es kann eine Lösung sein, ist aber nicht zwingend die Lösung. Insbesondere wenn die Gebäudehülle außer Acht gelassen wird, können die mit einer Wärmepumpe verbundenen Stromkosten in die Höhe schnellen und zum eigentlichen Kostenfaktor werden. Es gilt also immer, das Gesamtbild zu betrachten. Welche Maßnahmen sind wirklich sinnvoll, auch um bis 2033 den geforderten Energiestandard zu erreichen? Dahingehend erarbeiten wir Handlungsempfehlungen. Auch begrüßen wir, wenn Interessenten zusätzlich mit einem eigenen Sachverständigen oder Energieberater zu einem Termin kommen, um sich ein eigenes fundiertes Bild machen zu können.

Ihre Kunden erhalten ein breites Serviceangebot – auch bei der Auswahl von Baugutachter, Handwerker und Notar sowie beim Energieausweis sind Sie behilflich. Dazu müssen Sie in Ihrer Region gut vernetzt sein?

Ich bin hier im Norden der Region Hannover aufgewachsen und mein Unternehmen hat sich sehr gut eta­bliert. Daher ergeben sich gute Kontakte in der Regel automatisch. Manchmal kennt man sich bereits aus vergangenen Tagen, manchmal hat es sich berufsbedingt ergeben. Ich weiß, welche Notare gut und gründlich arbeiten. Auch kenne ich die Schornsteinfegermeister, die Handwerksbetriebe, kann gute von nicht so guten Sachverständigen unterscheiden, habe meine Ansprechpartner bei den zuständigen Ämtern und vieles mehr. Wenn in einer Leerstandsimmobilie über Nacht die Heizung ausfällt, weiß ich, wen wir anrufen können und wer sofort zur Stelle ist. Das ist unbeschreiblich schön und wichtig, so verlässliche Partner an der Seite zu haben. Daher können wir schnell und unkompliziert helfen, wenn es gefordert ist. Und das wiederum wissen unsere Kunden zu schätzen. Die regionale Expertise ist unabdingbar für einen Immobilienmakler. Darin sehe ich tatsächlich einen deutlichen Wettbewerbsvorteil gegenüber den großen Maklerketten, die sich als Hybridmakler oder digitaler Makler bezeichnen, denen aber die lokale Präsenz und Vernetzung fehlen und somit auch das Wissen.

Und wie stehen Sie zur Änderung der Vergütungsmodelle für Makler?

Für mich spielte die Änderung des Maklergesetzes keine große Rolle. Ich finde es nur fair, dass der private Käufer nicht benachteiligt werden darf. Bereits vor der Gesetzesänderung haben wir meist mit der geteilten oder der reinen Verkäuferprovision gearbeitet, und das sehr erfolgreich. Das Werben von einigen dubiosen Branchenkollegen mit „Wir verkaufen für Sie kostenfrei“, um Aufträge zu erhaschen, hat ein Ende, sodass sich schlussendlich Leistung und Qualität durchsetzen müssen und werden. Daher war es überfällig und es ist gut so.

Inwieweit ist denn die Digitalisierung in Ihrem Unternehmen Teil des Arbeitsalltags? Ist sie ein Vorteil für Sie oder stärkt sie nicht sogar eher den Wettbewerb aus dem Netz?

Digital sind wir meines Erachtens bereits gut aufgestellt und gehen auch technologische Veränderungen mit. Bei all der Digitalisierung dürfen wir aber eines nicht vergessen: Wir sind alle Menschen. Gerade jetzt wird deutlich, dass die Technik nicht die persönliche Beratung und Begleitung ersetzen kann. Sie ist lediglich eine sinnvolle Ergänzung. Ein guter lokaler bzw. regionaler Makler wird sich am Ende des Tages gegenüber den reinen Digitalmaklern durchsetzen.

Sie sind auch Autorin, z. B. im Buch „Powerfrauen in der Immobilienbranche“. Worum geht es Ihnen in dem Zusammenhang?

Nun, ich bin weder Frauenrechtlerin noch Feministin. Auch halte ich nichts vom Gendern und stehe dazu. Egal ob männlich, weiblich oder divers – am Ende zählen das Ergebnis und der Mensch. Ob ein Makler oder eine Maklerin der oder die Richtige ist, entscheidet der Kunde selbst. Meiner Meinung nach können sowohl Frauen als auch Männer erfolgreich im Immobiliengeschäft sein. Ich habe gute männliche wie auch weibliche Kollegen über ganz Deutschland verteilt, die ich sehr für ihre Arbeit und ihre Art schätze. Es gibt sicher einige Punkte, die ich eher den weiblichen als den männlichen Maklern zuspreche und andersherum ebenso. Und das tue ich gern auch mal mit einem Augenzwinkern, wenn ich die stereotype Schublade aufmache.

Fakt ist, dass Frauen allgemein dazu neigen, ihr Licht unter den Scheffel zu stellen und sich oft weniger zutrauen. Daher möchte ich unter anderem mit diesem Buch insbesondere Frauen dazu motivieren, ihren Weg zu gehen, an sich zu glauben und es einfach zu machen.

Wie haben Sie denn selbst Ihren Weg in die Immobilienbranche gefunden?

Für mich war nach meiner schulischen Laufbahn mit dem Abitur klar, dass ich eine kaufmännische Ausbildung machen wollte. Der Bereich Immobilien schien mir der spannendste und vielfältigste. „Egal, wie sich die Umstände ändern“, so sagte ich mir, „gewohnt werden muss immer.“ Daher habe ich mich für die Ausbildung zur Kauffrau in der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft (IHK), heute Immobilienkauffrau, entschieden. Ich lernte bei der NILEG mbH, einer Tochter der Nord/LB, und konnte durch die vielen verschiedenen Tätigkeitsbereiche einen umfassenden Einblick in die Immobilienbranche erhalten. Lieben Dank an dieser Stelle an meine ehemaligen Vorgesetzten und Kollegen! Nach der Ausbildung war ich dort als Kundenbetreuerin in der Immobilienverwaltung tätig. Da das für mich noch nicht der abschließende Punkt sein konnte, entschied ich mich schlussendlich für ein Studium, welches mich anschließend für einige Jahre in andere Branchen brachte. Aber die Immobilien ließen mich nicht los. Lediglich das klischeehafte Image unserer Branche bzw. der Makler an sich hielt mich etliche Jahre ab, den Weg zu gehen, weil ich mich nicht in diesen Schubladen sah und sehen wollte. Und dann war der Zeitpunkt da – der „Jetzt-erst-recht-Moment“. Ich wollte es anders, besser machen – und gründete die Silke Hanebuth Immobilien.

Darüber hinaus sind Sie in verschiedensten Gremien Ihrer Branche aktiv. Was bedeutet das für Sie und welchen Einfluss können Sie nehmen?

Immobilien gehören zu unseren größten materiellen Werten. Es ist kein Sofa, das wir heute kaufen und morgen wieder inserieren. Auch ist es nicht nur ein Haarschnitt, der sich nach sechs Wochen verwächst. Bei dem Verkauf und Erwerb von Immobilien gibt es sehr viel zu beachten. Die Verantwortung ist groß. Daher braucht es Fachleute, Dienstleister, die ihr Werk verstehen. Wie bereits erwähnt, gibt es in unserer Branche leider auch nicht so geschulte Wettbewerber, die den Kunden eher Schaden zufügen, als ihnen mit wirklicher Expertise zu helfen. Es ist mir ein persönliches Anliegen, dass sich die guten Makler durchsetzen und unsere Branche gestärkt wird. Wie wichtig gute Makler sind, wird in Zeiten wie diesen besonders deutlich. Daher setze ich mich für unsere Branche ein und engagiere mich.

Und noch ein kurzer Blick nach vorne: Wie wird der Immobilienmarkt denn Ihrer Ansicht nach in einem Jahr aussehen?

Jetzt wäre eine Glaskugel sicher hilfreich. Die Ereignisse mit dem Ausbruch des Krieges vor gut einem Jahr haben uns gezeigt, dass sich ein Markt über Nacht verändern kann. Zu Beginn von Corona hatten viele bereits eine Marktveränderung erwartet. Gerade die Junginvestoren, die Fix und Flipper, hatten auf einen Preisverfall gehofft, der dann nicht kam. Nun ist der Markt im Wandel. Und wo genau die Reise hingehen wird, wissen wir noch nicht. Die Wohnungsnot ist groß. Die Regierung hat ihre Wohnbauziele bisher klar verfehlt. Jede weitere Restriktion und jede neue Auflage sind erneute Hürden dahingehend, mehr Wohnraum zu schaffen. Es gibt kaum Anreize, neu zu bauen bzw. es ist derzeit schlichtweg nicht finanzierbar. Die großen Investoren springen ab. Sanierungen sind ebenfalls kaum leistbar, insbesondere für den normalen „kleinen“ Immobilienbesitzer. Das heißt, dass das Gut Wohnen weiterhin sehr knapp bleiben wird. Also werden der Bedarf und auch die Nachfrage weiterhin hoch sein. Die Frage wird nur sein, wie und zu welchen Kondi­tionen man diesen gerecht werden kann. Daher wird es Zeit für nachhaltige und weniger ideologie­gesteuerte Entscheidungen unserer Regierung. Es bleibt spannend, also gehen wir es an!

Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 05/2023, S. 65 f., und in unserem ePaper.

Bild: © Silke Hanebuth Immobiliengesellschaft mbH

 
Ein Interview mit
Silke Hanebuth