Interview mit Dietmar Bläsing, Sprecher der Vorstände der VOLKSWOHL BUND Versicherungen
Herr Bläsing, wir leiten direkt von unserem Jubiläum zu den Ihrigen über: Im vergangenen Jahr waren es bei Ihnen 25 Jahre in der Position des Vertriebsvorstands, dieses Jahr feiern Sie Ihre 40-jährige Betriebszugehörigkeit. Was bedeuten diese Jubiläen für Sie?
Vor allem empfinde ich große Dankbarkeit dafür, dass ich die Chance bekommen habe, als ehemaliger Azubi erst über die Hauptabteilungsleitung und schließlich als Vorstand den VOLKSWOHL BUND über all die Jahre mitgestalten zu dürfen. Ich hatte außerdem das große Glück, den Wandel des Unternehmens vom Ausschließlichkeits- zum Maklerversicherer komplett begleiten zu dürfen. Deshalb ist der VOLKSWOHL BUND auch immer mein Baby gewesen. Ich hätte mir niemals einen Wechsel vorstellen können.
Mit Blick auf die 25 Jahre: Lassen Sie uns auf das Ende der 1990er-Jahre sehen. Fallen Ihnen spontan ein paar Dinge ein, die sich gravierend geändert haben?
Vor allem im Produktbereich hat sich vieles getan. Die Steuerfreiheit der Lebensversicherung ist weggefallen, vertrieblich hat sich der Schwerpunkt von der Lebensversicherung hin zur Rentenversicherung verlagert. Dazu haben wir einen Umschwung von der klassischen zur fondsgebundenen Police erlebt. Und es gibt eine deutliche Zunahme des Biometriegeschäfts.
Es hat sich im Bereich der Regulatorik vieles – meines Erachtens zu vieles – geändert und in letzter Zeit enorm zunehmend im Bereich der Digitalisierung. Was wäre mit uns zum Beispiel in Coronazeiten passiert, wenn wir unsere Geschäftsprozesse nicht home-based hätten abwickeln können?
Was waren weitere große Meilensteine beim VOLKSWOHL BUND in diesem Zeitraum?
Wenn ich mich auf meine persönlichen Top Drei beschränke, war ein Meilenstein sicherlich die Einführung der fondsgebundenen Rentenversicherung beim VOLKSWOHL BUND im Jahr 1998. Dazu kommt die konsequente Hinwendung zu geförderten Produkten, nachdem für Verträge ab dem Jahr 2005 die Steuerfreiheit weggefallen war. Und dann natürlich die Fokussierung auf die Biometrie bis hin zur Gründung eines eigenen Risikoträgers in Form der Dortmunder Lebensversicherung AG.
Wir reden gerne über „die gute alte Zeit“. War es im und für den Vertrieb damals noch leichter?
Es war schon immer schwierig, Menschen in Bereichen zu beraten, mit denen sie sich eigentlich nicht gern beschäftigen möchten. Was definitiv schwieriger geworden ist, sind die Anforderungen der Regulatorik. Nehmen Sie allein die vorgeschriebene Abfrage von Nachhaltigkeitspräferenzen in der Beratung seit dem 02.08.2022. Zu einer Zeit, als noch gar nicht klar war, was die Taxonomie- und Offenlegungsverordnung verlangen würden. Trotzdem wurden den Vermittlern diese Pflichten damals schon auferlegt.
Der Maklermarkt wandelt sich. Wie erleben Sie als Maklerversicherer diese Veränderung?
Wir erleben zurzeit eine starke Tendenz zur Konsolidierung in allen Bereichen. Bei vielen Prozessen setzen sich Dritte auf die Schnittstellen zwischen Vermittler und Versicherer. Die große Aufgabe des Maklerversicherers besteht darin, echter Dienstleister in den Kernprozessen zu sein und zu bleiben und nicht auf die austauschbare Rolle eines Produktlieferanten reduziert zu werden.
Die Versicherer erwarten 2023 ein schwieriges Jahr. Was sind Ihre Erwartungen?
Auf der einen Seite erleben wir Angebotsverknappungen und Preissteigerungen, die es vielen Verbrauchern schwer machen, den nötigen Versicherungsschutz nachzufragen oder aufrechtzuerhalten. Auf der anderen Seite stellen wir fest – und das wird auch in vielen Umfragen betätigt –, dass Menschen nach Corona, nach den vielen Naturkatastrophen und während des täglich im Fernsehen sichtbaren Angriffskriegs auf die Ukraine ein stark gewachsenes Sicherheitsbedürfnis haben und deshalb sagen, dass sie eher bei Urlauben, Lebensmitteln oder Freizeitaktivitäten sparen würden als beim Versicherungsschutz. Aus diesem Grund erwarten wir 2023 nur ein gering wachsendes Storno und ein in etwa gleichbleibendes Neugeschäft.
Das große Problem findet sich in der Altersvorsorge. Das trifft dennoch auch den VOLKSWOHL BUND. Wie groß sind hier die Sorgen für Ihr Unternehmen und darüber hinaus?
Natürlich stellt sich für jeden Kunden die Frage, ob bei hohen Inflationsraten ein heutiger Konsumverzicht überhaupt noch eine kaufkräftige Altersvorsorge aufbauen kann. Doch gerade fondsgebundenen Rentenversicherungen, die – mit und ohne Garantien, mit und ohne staatliche Förderung – den überwiegenden Anteil unseres Altersvorsorge-Neugeschäfts ausmachen, sind in der Lage, darauf eine positive Antwort zu geben. Denn hier wird in Sachwerte investiert, deren Renditen bei steigenden Preisen ebenfalls steigen und so einen Ausgleich herstellen. Insbesondere nachhaltigen Investitionen wie etwa in erneuerbare Energien kommt daher eine besondere Bedeutung zu, da ihre Erträge natürlich auch die steigenden Preise abbilden.
Und wenn wir Sie zum Abschluss noch zum 25-jährigen Bestehen von AssCompact befragen würden, was wäre Ihre Antwort?
Die AssCompact ist von Anfang an meine monatliche Pflichtlektüre gewesen und in den 25 Jahren ihres Bestehens – oder anders ausgedrückt in mittlerweile 300 Ausgaben – die Stimme aus der Branche für die Branche. Von mir deshalb die besten Wünsche für die nächsten 25 Jahre und ein herzliches „Glück auf!“ aus Dortmund!
Über Dietmar Bläsing
Dietmar Bläsing ist Sprecher der Vorstände der VOLKSWOHL BUND Versicherungen und dort seit über 25 Jahren für den Vertrieb verantwortlich. In diesem Jahr feiert er seine 40-jährige Betriebszugehörigkeit. Seine Ausbildung begann er im August 1983. Nach verschiedenen Aufgaben im Marketing folgte 1997 die Berufung in den Vorstand. Von Anfang an war er für die Ressorts Vertrieb und Marketing verantwortlich. Seit Mai 2017 ist er Sprecher der Vorstände der VOLKSWOHL BUND Versicherungen. AssCompact begleitet Dietmar Bläsing von Anfang an – und umgekehrt.
Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 03/2023, S. 26 f., und in unserem ePaper.
Weitere Informationen zum Jubiläum finden sich hier.
Bild: © Dietmar Bläsing, VOLKSWOHL BUND
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