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26. August 2024
„Gute PKV bietet Zugang zu echter, innovativer Spitzenmedizin“

„Gute PKV bietet Zugang zu echter, innovativer Spitzenmedizin“

Als junge Maklerin hat sich Sarah Ledermann auf die Vermittlung privater Krankenversicherungen spezialisiert. Mit AssCompact spricht sie über die PKV als Zugpferd für den Zugang zu innovativer Gesundheitsversorgung in Deutschland und wohin sich die Sparte in Zukunft entwickeln könnte.

Interview mit Sarah Ledermann, Krankenversicherungsexpertin 
Frau Ledermann, Sie sind noch eine sehr junge Maklerin. Wie sind Sie zu dem Beruf und zu der Spezialisierung auf die PKV gekommen?

Ich bin nach meinem Masterstudium durch viel Zufall und ungeplant Maklerin geworden und habe mich schnell auf den Krankenversicherungsbereich spezialisiert – einfach weil es die Themen am besten vereint, die mich persönlich interessieren.

Wen sehen Sie hier als Ihre Zielgruppe? Haben Sie sich auch in diesem Bezug spezialisiert?

Meine Zielgruppe sind gesundheitsbewusste und fitnessaffine Performer. Personen, die außergewöhnlich viel Wert auf Longevity legen und Medizin 3.0 schätzen. Personen, die Spitzenversorgung für ihre Gesundheit wünschen. Spezialisierung ist mir extrem wichtig. Nur so kann ich Krankenversicherung als Maklerin ganzheitlich angehen.

Wie arbeiten Sie als junge Maklerin? Nutzen Sie hier auch soziale Medien oder andere digitale Strategien, um Kunden zu gewinnen?

Ich liebe LinkedIn und habe meinen eigenen Newsletter „extraordinary health“. Auch Plattformen wie Youtube oder Instagram finde ich wichtig. Social Media ist meist der Beginn der Customer Journey oder ein zusätzlicher Touchpoint im Beratungsprozess. Eine gute Personal Brand gibt dem Kunden Vertrauen und zeigt, ob man „sich riechen“ kann.

Die Digitalisierung schreitet auch bei den Versicherern immer weiter fort. Vor allem in der Krankenversicherung nutzen viele Unternehmen Apps. Wie ist Ihre Meinung? Ist das der richtige Weg?

Definitiv. Gibt es noch eine private Krankenversicherung ohne App? Egal ob fürs Rechnungeinreichen oder um schnell was nachzuschauen. Es macht es für den Kunden einfacher. Spannend sind Kooperationen mit Tele-Medizin und die zunehmende Auswahl an DiGas (digitale Gesundheitsanwendungen). Hier liegt viel Potenzial.

Wie gehen Sie mit den Beitragserhöhungen in der privaten Krankenversicherung um? Wie kommunizieren Sie sie an Ihre Kunden und halten Sie sie für gerechtfertigt?

Ich bin in die private Krankenversicherung gegangen, weil ich außergewöhnliche medizinische Leistungen bekommen will, gerade in Notfällen oder bei starken Erkrankungen. Im Vordergrund steht die Leistung. Letztendlich will ich, dass meine PKV sich darum kümmert, diese Leistung auch in Zukunft zu bezahlen. Natürlich muss der Beitrag angepasst werden. Beitragserhöhungen sind selbstverständlich und logisch.

Es ist wichtig, den Kunden offen und ehrlich über Beitragssteigerungen zu informieren. Der normale Kunde versteht das. Wenn ein Kunde das nicht versteht, ist es ja nicht schlimm. Dann muss geprüft werden, ob die PKV die richtige Wahl ist.

Blicken wir in die Zukunft: Sie beschäftigen sich mit künstlicher Intelligenz (KI) im Bereich Gesundheit und haben einen Master im Bereich Gesundheitsmanagement und Prävention. Wie wird Ihrer Meinung nach die KI Einzug in die Tarife der Versicherer halten?

Für unser Gesundheitssystem bietet KI fantastische Chancen. Beim Smart Hospital NRW erhält man einen guten Einblick in die Möglichkeiten: Mehr direkter Patientenkontakt, weniger unnötige Bürokratie. Mehr Erleichterung für den Patienten und besonders wichtig: bessere Diagnostik. Die Krankenversicherung hat die Aufgabe, KI im Gesundheitssystem zu bezahlen. Zum Beispiel setzt in Wuppertal Prof. Dr. Ehrhardt KI zur Krebsvorsorge (Polypendetektion im Dickdarm) ein. Abgerechnet wird es über GoÄ 5733. Die KV hat die Rolle, die KI-Leistungen zu integrieren. Zusätzlich wird KI Prozesse intern erleichtern. In Zeiten von Personalmangel ist es wichtig, dass KI z. B. die Leistungsabteilung oder Risikoprüfung unterstützt. Die KI kann wunderbar mit großen Datenmengen umgehen und Auffälligkeiten aufzeigen.

Mit der Weiterentwicklung der personalisierten Medizin werden maßgeschneiderte Behandlungspläne für Patienten immer realistischer. Wie wird sich das auf die private Krankenversicherung auswirken und welche Chancen und Herausforderungen sehen Sie hier für die PKV?

Ja, richtig. Dort entwickelt sich die Spitzenmedizin gerade hin. Das Zukunftsinstitut zeigt, dass der Megatrend Gesundheit in Richtung individuelle Medizin geht. Und das macht absolut Sinn. Die aktuelle Medizin ist auf Männer ausgelegt, wir haben einen Gender Health Gap (siehe z. B. Herzforschung). Die Referenzwerte beziehen sich in Deutschland auf den Durchschnitt und werden dementsprechend angepasst und teilweise schlechter. Für mich hat das nichts mit Spitzenmedizin zu tun. Hier setzen aktuelle Trends an. Das Spannende: Aus Medizinersicht bietet es mehr Erfüllung und bessere Rahmenbedingungen, wenn mit langfristigen präventiven Maßnahmen statt kurzfristiger Symptombehandlung gearbeitet werden kann.

Welche Vision haben Sie für die Zukunft der privaten Krankenversicherung? Wie kann sie auch in 10 oder 20 Jahren noch relevant und attraktiv für Versicherte bleiben?

Die PKV wird deutlich relevanter werden. Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) wird sich in den nächsten Jahren zunehmend ambulantisieren und für Gutverdiener mit Leistungsgedanken aufgrund von Beitragssteigerungen und/oder Leistungskürzungen unattraktiver werden. Insgesamt ist das GKV-System wahnsinnig komplex, das macht Reformen herausfordernd.

Die PKV hingegen wird die Frage der medizinischen Notwendigkeit klären. Hier scheint es Unstimmigkeiten und teilweise kein kundenorientiertes Verhalten zu geben. In Zeiten von TikTok und Co. ein No-Go und zu kurzfristig gedacht.

Die PKV wird sich an die Bedürfnisse der Gen Z anpassen, z. B. in Form von Flexibilität und Internationalität (siehe Geltungsbereich Barmenia expert mit PCD-Vereinbarung und SDK AM10). Denn die Gen Z geht anders als bisherige Generationen an die KV-Auswahl heran – sowohl aus Marketing- als auch aus Leistungsperspektive. Besonders spannend finde ich, wie die PKV mit präventiver Medizin umgehen wird. Erste deutsche Praxen arbeiten nach „Medizin 3.0“. In Amerika sehen wir den Hype um Longevity, der langsam nach Deutschland kommt.

Fazit: Ich bin gerade zukünftig ein Fan der privaten Krankenversicherung. Sie bietet die einzigartige Möglichkeit, sich die Krankenversorgung eigenverantwortlich auszuwählen und damit Zugang zu echter, innovativer Spitzenmedizin zu bekommen. Und wenn ich mir die aktuelle Forschung anschaue, wird das spannend. Voraussetzung: Man hat eine qualitativ hochwertige PKV ausgewählt.

Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 08/2024 und in unserem ePaper.

Bild: © Sarah Ledermann

 
Ein Interview mit
Sarah Ledermann