Interview mit Stephan Bruckner, Director Sales Department Germany bei der Liechtenstein Life Assurance AG
Herr Bruckner, die Geschäfte der Liechtenstein Life sind zuletzt gut gelaufen. Zeichnet sich das auch für das laufende Jahr ab?
Wir haben gute Gründe, optimistisch zu sein. Die Liechtenstein Life konnte im ersten Halbjahr bei allen relevanten Kennzahlen zweistellige Zuwächse verbuchen. Zudem haben wir das Neukundengeschäft insbesondere in Deutschland deutlich ausgebaut. Wir erwarten, dass sich dieser positive Trend für das Gesamtjahr fortsetzt. Unsere Tarife bieten eine ausgewogene und renditestarke Mischung aus Investmentorientierung und Nachhaltigkeit. Zudem haben wir von Beginn an auf Digitalisierung gesetzt. Damit können wir bei Kunden und Maklern punkten.
Das Wachstum kam vor allem über Einmalbeiträge. Ist das ein strategischer Faktor?
Investments über fondsgebundene Lebensversicherungen sind keine kurzfristigen Tradinggeschäfte, sondern langfristige Geldanlagen mit guten Renditechancen, also ideal zur Altersvorsorge. Das Portfolio von rund 400 auswählbaren Fonds ermöglicht Kunden eine Vorsorge, die zu ihren persönlichen Prioritäten passt und sich flexibel an das Leben anpassen lässt. Mit Einmalbeiträgen und Zuzahlungen nutzen sie diese Flexibilität für zusätzliche Investments, die sie unkompliziert per App tätigen können.
Seit vergangenem Jahr sind Sie mit einem neuen bAV-Angebot am Markt. Wir nehmen an in Form einer BOLZ?
Genau, wir sind überzeugt, dass die klassische 100%-Garantielösung ausgedient hat, weil kapitalmarktorientierte Lösungen langfristig deutlich mehr Rendite versprechen. Den optimalen individuellen Mix aus Garantie und Renditechance sollten Kunden und Makler selbst bestimmen können. Deshalb bietet unsere bAV drei unterschiedliche Garantiemodelle an: 0%, 50% und 80% Garantie.
Es wird ja aber darüber diskutiert, welche Garantiehöhe für eine vernünftige Balance zwischen Sicherheit und Rendite richtig ist. Wo spielt sich die Höhe bei Ihnen ein?
Diese Balance sollte sich nach den konkreten Bedürfnissen und der jeweiligen Situation der Kunden richten. Unsere Direktversicherung kann durch die drei Garantiestufen für die Bedürfnisse unterschiedlicher Zielgruppen optimiert werden: die 80%-Garantie für klassische Angestellte, die 0%- bzw. 50%-Garantievariante mit hoher Kapitalmarktorientierung für investmentaffine Zielgruppen wie beispielsweise Unternehmer, Gesellschafter und Geschäftsführer.
Zudem haben wir eine Haftungsfreistellungserklärung für Makler entwickelt, die wir in den Antragsprozess eingebettet und digitalisiert haben.
Ebenfalls noch recht neu ist der Nettotarif „yourlife netto (plus)“. Wie läuft es mit Nettotarifen auf dem deutschen Markt?
Wir sind sehr zufrieden. Mit yourlife netto (plus) können wir nicht nur einen Top-Nettotarif, sondern auch eine Unterstützung im Bereich der Vergütung – also ein Factoring – anbieten. So können gerade investmentaffine Vermittler flexibel Honorar- und NAV-Vergütung wählen.
Wie zu erfahren war, starten Sie eine Kooperation mit dem FinTech honorado, einem Netto-Maklerpool. Was steckt dahinter?
Unser Ziel ist es, Vermittlern eine smarte 360-Grad-Lösung für digitale Abschlüsse zu bieten und den Aufwand für Verwaltung auf ein Minimum zu reduzieren. Um Netto, also Honorar, beim Kunden optimal platzieren zu können, bedarf es zusätzlicher Dienstleistungen. Mit honorado als unabhängiger Plattform können honoraraffine Vermittler alle notwendigen Prozesse in einem One-Stop-Shop für Honorarberatung inklusive unserer Nettotarife nutzen.
Liechtenstein Life fokussiert sich also auf Nettotarife?
Wir sehen darin enormes Potenzial für die Zukunft. Wir verfolgen aber einen hybriden Ansatz, der Kunden und Vermittlern die Entscheidungsfreiheit lässt. Nettotarife sind für uns ein Geschäftsfeld, vornehmlich in der dritten Schicht – aber wir bieten auch weiterhin Provisionstarife an. Der Vermittler wählt schließlich aus, was für ihn und seinen Kunden die passendste Lösung ist.
Wer sind denn Ihre klassischen Vertriebspartner in Deutschland?
Wir arbeiten ausschließlich mit unabhängigen, investmentorientierten Vermittlern, speziell auch mit mittelständischen Vertrieben, zusammen. Da sich „Einzelmakler“ immer mehr Pools anschließen, haben wir schon vor einigen Jahren Kooperationen mit Pools in Deutschland geschlossen. Unsere vollautomatischen Prozesse sind für Pools gut integrierbar und unterstützen sie bei ihren administrativen Aufgaben.
Müssen Sie Ihren Partnern noch erklären, was anders an einem Liechtensteiner Versicherer ist?
Liechtenstein ist unsere Heimat und damit in unserer DNA tief verankert. Als ein europäischer Hub für Finanzdienstleistungen bietet Liechtenstein Anlegern entscheidende Vorteile: Liechtenstein gehört zu den wachstumsstärksten, sichersten und innovativsten Finanzstandorten weltweit. Das Land ist Teil des europäischen Wirtschaftsraums, aber kein EU-Mitglied und offeriert damit eine zusätzliche Komponente der Risikostreuung und Renditeperspektive für jedes Portfolio.
Nun wurden Sie Teil einer portugiesischen Gruppe. Spielt das eine Rolle?
In den letzten Jahren haben wir uns sehr dynamisch entwickelt. Unser kontinuierliches Wachstum, aber auch die höheren Anforderungen an Regulatorik sind eine Herausforderung. Mit Fidelidade haben wir jetzt einen starken strategischen Partner mit 200-jähriger Erfahrung im Versicherungsbereich an unserer Seite, der uns perfekt ergänzt.
Digitalisierung spielt in der Gruppe eine große Rolle. Was bedeutet das in Bezug auf Ihre Partner?
Die Liechtenstein Life wurde als digitales Unternehmen gegründet. Alle Produkte und Services bieten unseren Kunden deshalb Möglichkeiten und Tools, die ihre Altersvorsorge einfach, transparent und nachvollziehbar machen. Sie können beispielsweise die Entwicklung ihrer Einlagen tagesaktuell verfolgen und bei Fragen oder Änderungswünschen direkt mit uns Kontakt aufnehmen. Bei Bedienungsfreundlichkeit und Reaktionsgeschwindigkeit gehört unser digitales Angebot zu den führenden Applikationen am Markt.
Mit dem Maklerportal unserer Schwestergesellschaft brokershome verfügen wir schon jetzt über eines der modernsten und leistungsfähigsten Systeme für das Management von Stamm- und Kundendaten. Makler und Finanzberater haben mit unserer Plattform im Gespräch mit ihren Kunden alle notwendigen Daten per Tablet oder Handy parat, können Verträge digital abschließen und sparen sich Mehrfacharbeit und beträchtlichen Aufwand. In Kürze werden wir weitere, innovative Tools für die Vertriebsunterstützung starten, speziell im komplexen Segment der bAV.
Welche aktuellen Projekte und Pläne stehen des Weiteren an?
Die bAV und Nettotarife sind für uns hochattraktive Geschäftsfelder, die bei Weitem noch nicht ausgeschöpft sind und viele Wachstumsmöglichkeiten offerieren. Im Bereich bAV bieten wir mit Xempus die Beratungs- und Antragsstrecke volldigital an. Das neue Maklerportal mit seiner Toolbox und die personelle Unterstützung unseres neuen Leiters der bAV runden das Angebot ab. Darüber hinaus wollen wir die Zusammenarbeit mit Pools intensivieren. Weiteres größeres Vorhaben ist die Verbreitung des Honorar-/Nettogedankens und damit unseres Angebotes an honoraraffine Vermittler.
Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 10/2022, S. 30 f., und in unserem ePaper.
Bild: Stephan Bruckner, Liechtenstein Life Assurance AG

- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können