Zum mittlerweile sechsten Mal haben der Projekt- und Gebietsentwickler BPD (Bouwfonds Immobilienentwicklung) und das Analyseunternehmen bulwiengesa ihre gemeinsame Studie zur Situation des Wohnungsmarktes in Deutschland veröffentlicht. Auf der sogenannten Wohnwetterkarte werden Wohnungsmarkttrends und deren Veränderungen anhand einer Farbskala wie bei der Wettervorhersage abgebildet. Wo ein hoher tatsächlicher Bedarf an Wohnraum auf ein geringes Angebot triff, wird es sehr heiß – auf der Wohnwetterkarte in dunkelrot ersichtlich.
Wohnraummangel: Auch kleinere Städte heizen sich auf
Laut BPD und bulwiengesa steht auch die Wohnwetterkarte 2024 unter dem Einfluss der Krise von Bau- und Immobilienwirtschaft, die noch nicht überwunden scheint. Der Einbruch der Fertigstellungszahlen, insbesondere in Hochpreisregionen, zeige das ganz deutlich, heißt es von den Experten. Von diesem Einbruch sind vor allem Metropolen und deren umliegende Landkreise stark betroffen, doch auch bei kleineren hochpreisigen Städten wie Bamberg und Potsdam sind Auswirkungen klar erkennbar. Die heißeste Kommune in diesem Jahr ist Ketzin bei Potsdam.
Wohnungsknappheit flächendeckend spürbar
Das von der Politik erklärte Ziel von 400.000 neuen Wohnungen im Jahr ist weit verfehlt. Dabei werde sich der dramatische Einbruch an Baufertigstellungen sogar erst in den kommenden Jahren so richtig bemerkbar machen, wie es von den Studienautoren heißt. bulwiengesa rechnet im Mittel von lediglich 203.000 Wohnungsfertigstellungen pro Jahr und erwartet einen Tiefststand von nur 175.000 Wohnungen im Jahr 2026. Demgegenüber geht das Analysehaus von 480.000 benötigten Wohneinheiten pro Jahr aus.
Lage dürfte sich weiter zuspitzen
„Die starke Anspannung des Wohnungsmarktes hat insgesamt weiter zugenommen und wird sich aller Voraussicht nach weiter verschärfen. Grund dafür sind vor allem die geringen Baufertigstellungen. Es zeigt sich bereits, dass Regionen heißer geworden sind, die die Nachfrage bisher mit entsprechender Neubautätigkeit bedienen konnten. Der weiter erhöhte Wohnungsbedarf und die gleichzeitig eingebrochenen Fertigstellungszahlen sorgen nun für großflächige Temperaturanstiege“, erklärt Alexander Heinzmann. Geschäftsführer (Sprecher) von BPD.
Umland zunehmend in Bedrängnis
Ausgehend von den Großstädten kommt es wegen eines geringen Angebots an Wohnraum und einem gleichzeitig hohen Bedarf zu einer weiteren Verschiebung der Nachfrage ins Umland. Somit heizen sich auch bislang kühlere Bereiche stärker auf.
So präsentierte sich in den vergangenen Wohnwetterkarten der Wohnungsmarkt beispielsweise im Rhein-Neckar-Raum um die Städte Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg außerhalb weniger Top-Lagen preislich moderat. Nun hat sich das Blatt gewendet, sodass weitere Entlastungsstandorte in der Region gefragt sind. Ein ähnliches Bild ergibt sich in Bayern für den Raum Würzburg, in Oberschwaben für Ravensburg.
„Nachdem die Zuwanderung nun fast überall in Deutschland Leerstände abgebaut hat, kommt durch den bevorstehenden Einbruch bei den Baufertigstellungszahlen das Thema Wohnungsknappheit jetzt in Regionen an, die das seit Jahrzehnten nicht kannten. Dabei wird die finanzielle Leistbarkeit zum zentralen Aspekt, den es zu berücksichtigen gilt“, so Heinzmann.
Projekte künftig an regionale Bedürfnisse anpassen
BPD und bulwiengesa heben hervor, dass es für Entwickler entscheidend wird, Angebote in Größe, Ausstattung und Preis dort bereitzustellen, wo sie benötigt werden. Zukünftige Projekte sollten gezielt an regionale Bedürfnisse und Bedingungen ausgerichtet sein, um nachhaltig erfolgreich zu sein. (tik)
Bild: © Kara – stock.adobe.com; Grafik: © BPD / bulwiengesa
- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können