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6. September 2024
Wohngebäudeversicherung bleibt Verlustgeschäft

Wohngebäudeversicherung bleibt Verlustgeschäft

Der GDV hatte Anfang des Jahres noch prognostiziert, dass die Wohngebäudeversicherer 2023 einen leichten Gewinn einfahren könnten – doch die Realität sieht wohl anders aus, wie ein aktueller Blogbeitrag der Assekurata zeigt. Auch für 2024 wird der durchschnittliche Beitrag wohl wieder deutlich höher liegen.

Der Schadenbedarf in der Wohngebäudeversicherung wächst unaufhörlich weiter. Das hat dazu geführt, dass die Wohngebäudeversicherer auch 2023 auf keinen grünen Zweig gekommen sind. Nachdem der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV) im Januar des laufenden Jahres noch eine Schaden-Kosten-Quote von 98% für das vergangene Geschäftsjahr prognostiziert hatte, sehen einige Marktteilnehmer die Geschäftsentwicklung nun kritischer, schreibt das Analysehaus Assekurata in einem aktuellen Blogbeitrag.

Combined Ratio im Marktmittelwert bei 100,9%

Laut einer Assekurata-Analyse lag die Combined Ratio von 52 Schaden-/ Unfallversicherern – die gemeinsam etwa 95% des Marktes in der Wohngebäudeversicherung abdecken – im Jahr 2023 zwischen 70,8% und 144,1%. Unter die 100%-Marke fallen dabei 22 Gesellschaften, insgesamt ergibt sich dabei ein Marktmittelwert von 100,9%. „Die Prognose, dass der Markt bereits 2023 in die Gewinnzone zurückkehrt, hat sich somit nicht bestätigt“, schreibt der Blogautor Dr. Reiner Will, Geschäftsführer bei der Assekurata GmbH. „Dies trifft sowohl brutto als auch netto zu. Die Prämienzuwächse der letzten Jahre reichen dafür offensichtlich noch nicht aus.“

Geplante Gefahrenstoffverordnung könnte für deutliche Mehrkosten sorgen

Wohngebäudeversicherer stehen schon seit längerem unter Druck, mahnt der Blogbeitrag. Insbesondere die hohe Schadenbelastung durch Leitungswasserschäden macht ihnen zu schaffen, doch auch das zunehmende Risiko durch Klimaschäden wirkt sich auf die Versicherbarkeit und die Kosten für den Schutz gegen Naturgefahren aus. Eine geplante Änderung der Gefahrenstoffverordnung, die künftig vor Reparaturen an Gebäuden unter bestimmten Bedingungen eine Asbestprüfung erforderlich machen könnte, dürfte die Lage noch verschärfen. Die Änderung könnte für Wohngebäudeversicherer Mehrkosten in dreistelliger Millionenhöhe verursachen. Am Ende würde dies über Prämienerhöhungen an die Kunden weitergegeben werden, schreibt Will.

Doch selbst ohne diese geplante Verordnung ist mit weiteren Prämiensteigerungen zu rechnen. Besonders in Jahren mit vielen Extremwetterereignissen, wie 2021 oder 2013 fielen die Prämienerhöhungen überdurchschnittlich aus. „Auch 2024 wird der durchschnittliche Beitrag, bedingt durch die Inflation und steigende Baukosten, voraussichtlich wieder deutlich steigen und bei rund 650 Euro liegen“, prophezeit der Blogbeitrag.

Wohngebäudegeschäft „zweischneidiges Schwert“

Angesichts der Zahlen stelle sich daher für die einzelnen Marktteilnehmer die Frage, wie zielführend das Angebot von Wohngebäudeversicherungsschutz noch ist. Doch trotz der vielfältigen Herausforderungen gebe es mehrere Argumente für Unternehmen, die Wohngebäudeversicherung weiterhin im Portfolio zu behalten. „Die Zielgruppe für diesen Schutz zeichnet sich durch ein hohes Risikobewusstsein, finanzielle Stabilität und eine starke Nachfrage nach umfassendem Schutz und zusätzlichem Service aus“, argumentiert Will. Insbesondere Kunden im Alter von 35 bis 65 Jahren mit mittlerem oder höherem Einkommen seien bereit, höhere Prämien zu zahlen und zusätzliche Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen. Zudem gehe der Abschluss einer Wohngebäudeversicherung oft mit einem Vertrag in der Hausratversicherung einher, die sich oftmals als wesentlich profitabler erweist.

Insgesamt sei das Geschäft mit der Wohngebäudeversicherung ein „zweischneidiges Schwert“ für die Versicherer. Steigende Beiträge und regelmäßigen Prämienanpassungen sorgen für Einnahmen. Dem stehen jedoch die höheren Kosten und zunehmenden Schadenfälle entgegen. „Versicherer müssen daher kontinuierlich ihre Prämien und Leistungen anpassen, um profitabel zu bleiben oder zu werden. Dies bringt einen erheblichen Wettbewerbsdruck mit sich“, resümiert das Analysehaus. (js)

Bild: © moritz – stock.adobe.com