AssCompact: Was genau ist eine Wetterversicherung?
Olga Mursajew: Eine Wetterversicherung wie WetterProtect kompensiert finanzielle Einbußen aufgrund schlechten Wetters. Dabei geht es nicht um Wetterextreme wie Stürme oder Flut, sondern um ganz normale Wetterschwankungen, wie etwa einen zu warmen Sommer oder einen zu kalten Winter. Diese Schwankungen nehmen auch in Deutschland allmählich zu. Dadurch werden die, in den USA bereits seit vielen Jahren etablierten, Wetterversicherungen auch hierzulande immer relevanter.
In welchen Bereichen kann man eine solche Versicherung einsetzen?
Grundsätzlich in sehr vielen Bereichen. Der Hauptbereich ist hierzulande bisher die Bauindustrie. Viele Bauprojekte sind stark von Wettereinflüssen betroffen. Wenn eine Baustelle zum Beispiel aufgrund von Frost still stehen muss, bedeutet das in der Regel hohe finanzielle Mehrkosten. Auch der Energiesektor ist wichtig. Energieversorger haben große Probleme bei einem Winter wie im letzten Jahr. Da geht es teilweise um Summen im Millionenbereich. Durch eine Versicherung reduzieren die Unternehmen die Einnahmeschwankungen und verbessern dadurch die Planbarkeit ihrer Erträge. Aber auch im Tourismus sind Wetterversicherungen einsetzbar.
Inwiefern?
Reiseanbieter können ihren Kunden zum Beispiel eine Schönwetter-Versicherung geben. Kunden erhalten dabei im Falle eines schlechten Wetters eine gewisse Rückvergütung. Aber auch Veranstalter von Open-Airs oder auch Getränkelieferanten können sich gegen Einbußen wegen schlechten Wetters versichern lassen. Die Größe spielt dabei kaum eine Rolle. Wir haben etwa auch schon Stadtfeste oder kleine Straßenfeste mit Prämien von rund 500 Euro versichert.
Wie funktioniert eine solche Versicherung konkret?
Der Kunde legt genau fest, bei welchen Ereignissen er welche Kompensation erhalten will. Je höher die Wahrscheinlichkeit der Ereignisse und je höher die gewünschten Zahlungen sind, desto höher fällt die Prämie aus. Wenn der Kunde genau weiß, welche Wettereinflüsse für ihn eine Rolle spielen, ist eine Wetterversicherung relativ einfach umzusetzen.
Wie viel Vorlaufzeit muss man einplanen?
Ein Abschluss ist bis zu 30 Tage vor Beginn der Versicherung möglich. Das ist notwendig, da es in Deutschland ein 14-tägiges Widerrufsrecht gibt und ansonsten die Wetterprognosen schon relativ genau sind. Eine Wetterversicherung ist aber vor allem dann sinnvoll, wenn keine genauen Prognosen vorhanden sind.
Wie wird ein Schadenfall festgestellt?
Ganz einfach: Man sieht sich im Nachhinein die Aufzeichnungen der örtlichen Wetterstationen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) an. Auf Wunsch kann sogar eine mobile Wetterstation bereitgestellt werden. Da vorher genau geregelt wurde, für welche Temperaturen, Niederschläge, usw. gezahlt wird, bleibt in der Regel für beide Seiten kein Spielraum für Diskussionen oder Nachverhandlungen. Zudem sind keine teuren Gutachter notwendig, da der Versicherer aber auch der Kunde kann beim DWD online nachlesen, wie das Wetter zum jeweiligen Zeitpunkt an dem bestimmten Ort war. Die Abwicklung kann daher zum Teil innerhalb weniger Stunden abgeschlossen werden.
Was ist die wichtigste Aufgabe in der Beratung und Vermittlung?
Zunächst einmal aufzuklären, dass es solche Produkte gibt. Die meisten potenziellen Kunden wissen schließlich noch nicht einmal, dass es Wetterversicherungen gibt. Doch selbst wenn sie die Produkte kennen, wissen sie oft nicht, was überhaupt die relevanten Wetterereignisse sind. Schlechtes Wetter ist ja ein relativer Begriff und für jeden etwas anderes. Man muss daher in der Regel zunächst abklären, welches Wettereignis tatsächlich den Umsatz beeinflusst. In der Beratung gilt es zusammen mit den Kunden zu identifizieren ab wie viel Grad oder welcher Regenmenge ein Ausgleich gezahlt werden soll. Auf Wunsch sind auch gestaffelte Ausgleichszahlungen möglich.
Mit welchen Partnern arbeitet WetterProtect zusammen?
Wir sind vor allem Dienstleister der Erstversicherer. Da sie selbst mit diesen Produkten in der Regel wenig Erfahrung haben, helfen wir ihnen dabei die Produkte an den Markt zu bringen – unter anderem durch Marketingmaterial, der Etablierung von Prozessstrukturen oder auch der Begleitung von Beratungsgesprächen. Unsere bisherigen Partner sind HDI und VHV. Mit zwei weiteren Interessenten sind wir gerade in Verhandlungen.
An wen müssen sich interessierte Vermittler wenden?
In der Regel läuft der Kontakt über den Erstversicherer, sprich HDI oder VHV. Wenn ein Makler noch nicht an einen der Partner angeschlossen, vermitteln wir das aber auch weiter. Wir wollen aber keinen eigenen Vertrieb aufbauen, sondern den Versicherern dabei helfen, das Produkt der Wetterversicherung am Markt zu platzieren. (mh)
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