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18. Oktober 2024
Welches Potenzial der ELTIF Vermittlern bietet
Welches Potenzial der ELTIF Vermittlern bietet

Welches Potenzial der ELTIF Vermittlern bietet

Anfang des Jahres lockerte die EU die Auflagen für den Vertrieb und die Anlage in den ELTIF. Damit könnte es zukünftig zu einer steigenden Popularität des Vehikels und auch der damit eng verbundenen Anlageklasse Private Equity kommen. Können hiervon auch Vermittler profitieren?

Ein Artikel von Ferdinand Dalhuisen, Managing Director Private Equity bei ODDO BHF AM

Die 2024 in Kraft getretene Novelle des European Long Term Investment Fund (ELTIF) eröffnet Privatanlegern die Chance, an der Wertentwicklung von Privatmarktanlagen teilzuhaben und ihr Portfolio sinnvoll zu diversifizieren. Im Gespräch mit Kunden sind Aufklärung und Wissensvermittlung gefragt. Für Finanzberater, die sich intensiv mit den zugrunde liegenden Anlageklassen und den Produktspezifika befasst haben, könnte sich die Beratung in puncto ELTIF zu einem zentralen Werttreiber für den Ausbau langfristiger Kundenbeziehungen entwickeln.

Neuer Schwung durch ELTIF-Novelle

Die Fondsstruktur ELTIF wurde 2015 europaweit eingeführt, um Kapital für langfristige Investitionen zu mobilisieren. Der Schwerpunkt lag zunächst auf Infrastruktur-Investments, für die der Bedarf in Europa sehr groß ist. Anfang 2024 trat eine Reform der ELTIF-Verordnung in Kraft, die weitere für Privatanleger interessante Anlagen und auch globale Investitionen zulässt. Als Anlagen kommen Infrastruktur, Private Equity, Private Debt, Immobilien und sonstige Sachwerte infrage. Es darf sowohl direkt als auch über Fonds investiert werden. Die Beteiligung an Privatmarktanlagen kann nach Meinung von ODDO BHF AM auch in einem privaten Portfolio zur potenziellen Risikostreuung und Erschließung von alternativen Renditepotenzialen beitragen. Zentraler Baustein des ELTIF 2.0 ist, dass die bis dato für den Vertrieb an Privatpersonen geforderte Mindestanlagesumme von 10.000 Euro aufgehoben wurde. Nunmehr kann ein ELTIF an jeden qualifizierten Privatanleger vertrieben werden, sofern eine Geeignetheitsprüfung durchgeführt wurde.

Chance Private Equity

Die Novelle ermöglicht jetzt auch die Auflage von ELTIFs, die über Private-Equity-Fonds Investitionen von Privatanlegern in Unternehmen mit langfristigem Kapitalbedarf schleusen. Privatanleger können nun in eine Anlageklasse investieren, die bei institutionellen Investoren schon lange Standard ist. Private-Equity-Fonds investieren das Kapital von Anlegern in Unternehmen, die sich in Privatbesitz befinden und nicht an der Börse gehandelt werden. Ziel von Private-Equity-Beteiligungen ist, diese Unternehmen bei ihrem Wachstum zu unterstützen und ihre Leistung zu verbessern. Dies ermöglicht es, sie nach einigen Jahren potenziell mit Gewinn zu veräußern. Dieser mögliche Gewinn wird dann zwischen dem Manager eines Private-Equity-Fonds, dem sogenannten General Partner, und den Investoren, den Limited Partners, nach einem vorgegebenen Schlüssel aufgeteilt.

Vorteil aktives Management

Laut einer Studie von Moonfare, in der 4.300 Unternehmen zwischen 2000 und 2021 untersucht wurden, konnte Private Equity die Performance traditioneller Aktien übertreffen. Aussagen für die Zukunft lassen sich davon nicht ableiten. Ein wesentlicher Grund für die hohen Renditen dürfte unserer Ansicht nach im aktiven Management liegen. Denn die Private-Equity-Fonds nehmen über den Dialog mit dem Management direkt Einfluss auf das Unternehmen und leiten zum Beispiel operative Verbesserungen ein. Das kann im Lauf der Zeit zu einer erheblichen Wertschöpfung führen, die mit dem Verkauf des Unternehmens realisiert werden kann. Da sich Private-Equity-Investments häufig nicht im Gleichklang mit anderen Anlageformen entwickeln, können sie außerdem zu einer besseren Risikostreuung etwa über andere thematische und geografische Schwerpunkte im Gesamtportfolio führen.

Eine Frage der Liquidität

Diese potenziellen Renditen werden durch eine direkte Beteiligung am Management und an der Entwicklung der Zielunternehmen erzielt. Das braucht seine Zeit. Dennoch bietet Private Equity den Unternehmen Planungssicherheit und die Mittel für Investitionen, um die Geschäftsentwicklung auf die nächste Stufe zu heben und die Bewertungen zu steigern. Den Unternehmen Barmittel vorzuenthalten, um Liquidität für die Fondsinvestoren bereitzustellen, würde diesen Zweck verfehlen. Ein großer Unterschied zwischen einem Private-Equity-Fonds und börsengehandelten Anlagen betrifft daher die Liquidität. Eine Aktie lässt sich jederzeit kurzfristig verkaufen. Das ist bei einem Private-Equity-Investment nicht möglich. Schließlich soll die Beteiligung am Private-Equity-Fonds dazu beitragen, das Unternehmen in seinen Wachstumszielen zu unterstützen – das geht nicht von heute auf morgen. Daher empfiehlt es sich nicht, in Private Equity zu investieren, wenn man sein investiertes Vermögen kurzfristig benötigt.

Zukunftslösungen – eine Langfristanlage

Die Private-Equity-Teams von ODDO BHF wählen seit mehr als 20 Jahren Fonds auf dem Primär- und Sekundärmarkt aus und waren an der Seite von erfahrenen Private-Equity-Häusern auch als Co-Investor aktiv. Die Vernetzung in der Branche ist ein wichtiger Faktor, wenn es um Angebote neuer Fonds oder den Erwerb von Fondsbeteiligungen während der Laufzeit am Zweitmarkt (Secondaries) geht.

Diese Erfahrung findet sich auch im ODDO BHF „Commit for Tomorrow“-ELTIF, den das Unternehmen bereits seit mehr als vier Jahren institutionellen Anlegern anbietet und der nun auch Privatanlegern zur Verfügung steht. Dabei investieren die Teams als Co-Investor oder indirekt über Fonds weltweit in Privatunternehmen, die Lösungen für die Herausforderungen der Zukunft entwickeln, und konzentrieren sich auf mittelgroße Unternehmen, die das Potenzial haben, die Marktführer von morgen zu werden. Das Spektrum reicht von intelligenter Software, mit der Energie gespart wird, über Elektromobilität und die Speicherung von Energie bis hin zu Technologien für Smart Citys und die Aufbereitung von Wasser. Ein wesentlicher Aspekt dabei ist die Risikostreuung: geografisch, thematisch sowie über verschiedene Unternehmen in den Fonds und Co-Investments. Dieser Aspekt kann insbesondere für Privatanleger ausgesprochen relevant sein.

Produktanbieter in der Verantwortung

Mit dem ELTIF verfügen Vermittler und Finanzberater über ein vielseitiges Vehikel, mit dem sie eine Brücke zwischen dem Kapitalbedarf von Unternehmen oder Infrastrukturvorhaben und den Renditeerwartungen von langfristig orientierten Anlegern schlagen können. Unserer Ansicht nach dürften die Qualität und Transparenz der Produktinformationen sowie der Schulungsangebote der Emittenten neben den Renditeperspektiven ein entscheidendes Differenzierungsmerkmal werden. Grundsätzlich müssen Kunden bereit sein, das Kapital langfristig zu binden. Der Umgang mit weniger liquiden Anlagen ist sicherlich eine Herausforderung für Vermittler, die bisher nur offene Publikumsfonds verkauft haben. Andererseits ist die eingeschränkte Liquidität auch aus geschlossenen Immobilienfonds und anderen Anlageformen bekannt.

Finanzberater, die Kunden mithilfe des neuen ELTIF-Vehikels zielgerichtet an den Vorteilen von Privatmarktanlagen teilhaben lassen, dürften dank höherer Kundenzufriedenheit und Kompetenzwahrnehmung ihr Geschäft ausbauen.

Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 10/2024 und in unserem ePaper.

Bild: © Who is Danny – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Ferdinand Dalhuisen