Ein Artikel von Andreas Wollermann, Berater und Trainer für Versicherer und Finanzdienstleister unter der Wortmarke GENsurance®
Die Digitalisierung bleibt in den nächsten Jahren der beherrschende Trend. Während einige Unternehmen in der Versicherungswirtschaft hier bereits Fortschritte machen, gibt es nach wie vor viele Nachzügler. Doch der Druck wird weiter steigen. Kunden erwarten mittlerweile nahtlose und meist digitale Prozesse, von der Schadenmeldung bis zur Vertragsverwaltung. Wer hier nicht liefert, wird zukünftig verlieren.
Mutige Unternehmen investieren nicht nur in Technologie, sondern in smarte, kundenzentrierte Lösungen. Digitale Plattformen, die den gesamten Versicherungsprozess abbilden, sind der Schlüssel. Unternehmen, die digitale Innovationen als Kern ihrer Strategie verstehen, werden nicht nur effizienter arbeiten, sondern auch neue Zielgruppen erreichen.
Einige Unternehmen zeigen bereits, wie es gehen kann, etwa mit schnellen, intuitiven Apps, die Kunden begeistern. Doch der wahre Wettbewerbsvorteil liegt in der Verbindung von Technologie mit persönlicher Beratung. Hybride Modelle, die das Beste aus beiden Welten vereinen, sind das Erfolgsrezept.
Klimawandel: Vom Risiko zur Wachstumschance
Der Klimawandel ist mehr als nur ein gesellschaftliches Problem, er ist eine existenzielle Herausforderung für die Versicherungswirtschaft. Extremwetterereignisse wie Stürme, Überschwemmungen und Dürreperioden nehmen zu, und mit ihnen steigen die Schadensummen. Gleichzeitig wächst die Nachfrage nach Lösungen, die Risiken abfedern.
Nachhaltigkeit ist nicht nur ein Marketing-Buzzword, sondern eine strategische Notwendigkeit. Versicherer, die nachhaltige Produkte entwickeln und sich als Partner in der Risikoprävention positionieren, werden langfristig profitieren. Als Beispiel könnten Policen mit integrierten Präventionsmaßnahmen oder Rabatten für nachhaltiges Verhalten neue Möglichkeiten bieten.
Hinzu kommen mutige Maßnahmen und Innovationen durch Technologie: Versicherer könnten in Partnerschaften mit Unternehmen aus der Green-Tech-Branche investieren und innovative Technologien wie Klimadatenanalysen oder Smart-Home-Systeme nutzen, um Schäden zu minimieren.
Demografischer Wandel: Neue Zielgruppen, neue Ansprüche
Der demografische Wandel bringt massive Veränderungen mit sich: eine alternde Gesellschaft, neue Generationen von Kunden und Mitarbeitenden, insbesondere GenZ und bald GenAlpha, ein wachsendes Bewusstsein für Diversität, Nachhaltigkeit, Verantwortung, das nicht auf Ländergrenzen begrenzt ist, sowie Inklusion.
Versicherer, die ihre Kommunikation und Produkte an die Bedürfnisse verschiedener Zielgruppen anpassen, werden Marktanteile gewinnen. Für die junge Generation bedeutet dies transparente, einfache und flexible Produkte. Gleichzeitig bieten „Seniorenmärkte“ enormes Potenzial und einen enormen Beratungsbedarf, von der Pflegeversicherungen bis hin zur Sicherung des Lebensstandards.
Warum nicht ein Produkt entwickeln, das von Jung bis Alt Mehrwert bietet, beispielsweise ein „Family Package“, das generationsübergreifend Risiken abdeckt?
KI: Automatisierung mit menschlichem Touch
Künstliche Intelligenzen (KI) verändern derzeit überall die Spielregeln. Ob Chatbots, die rund um die Uhr Kundenanfragen beantworten, oder Algorithmen, die Risiken präzise berechnen oder Menschen in Feeds mit Themen bespielen, die genau zum Userverhalten passen - KI bietet unzählige Möglichkeiten, Prozesse zu optimieren und Kundenerlebnisse zu verbessern.
Unternehmen, die KI nicht nur zur Kostenreduktion einsetzen, sondern zur Verbesserung der Kundenbindung und Kundenerlebnisse, werden einen Wettbewerbsvorteil haben. Vorstellbar sind beispielsweise KI-gestützte Tools, die Kunden dabei helfen, Risiken selbst einzuschätzen, oder smarte Vertragsmodelle, die sich dynamisch an Lebensveränderungen anpassen, fast so wie der eigene Feed einer App.
Der Einsatz von KI erfordert auch Transparenz und Ethik. Versicherer, die offenlegen, wie ihre Algorithmen arbeiten, und gleichzeitig auf Datenschutz setzen, werden das Vertrauen der Kunden gewinnen können.
Neue Arbeitswelten: Flexibilität als Wettbewerbsvorteil
Die Pandemie hat die Arbeitswelt nachhaltig verändert, auch wenn viele auf eine Rückkehr in die Arbeitswelt der Vergangenheit hoffen. Home Office, hybride Arbeitsmodelle und der Wunsch nach Work-Life-Balance prägen die Erwartungen vieler Mitarbeitenden, besonders der jüngeren. Die Arbeit mit dem Leben um diese herum zu verbinden, schafft das verschmelzen beider Welten, wenn der Ort, an dem Arbeiten erledigt werden, die eigene Entscheidung bleibt.
Unternehmen, die sich als moderne Arbeitgeber positionieren, werden Talente nicht nur gewinnen, sondern auch langfristig binden. Flexible Arbeitszeiten, innovative Weiterbildungsmöglichkeiten, offene Büroräume, die den Austausch untereinander fördern, und eine Kultur, die Eigenverantwortung unterstützt, werden zum entscheidenden Faktor.
Warum nicht „Future Work Labs“ einrichten, in denen Mitarbeitende an neuen Lösungen arbeiten können? Oder Pilotprojekte für eine Vier-Tage-Woche starten? Solche Maßnahmen können nicht nur die Produktivität steigern, sondern auch die Attraktivität als Arbeit- geber erhöhen. „Vor Ort sein“ bedeutet nicht gleichzeitig auch „produktiv“ sein!
Mut ist der Schlüssel
Die nächsten fünf Jahre werden zeigen, wer bereit ist, die Chancen der Megatrends zu nutzen oder aber in alten Denkmustern zu verharren. Mutige Unternehmen, die bereit sind, neue Wege zu gehen, werden nicht nur die Herausforderungen meistern, sondern als Vorreiter die Zukunft der Branche gestalten.
Eines ist sicher: Stillstand ist keine Option. Wer jetzt handelt, schafft die Grundlage für nachhaltigen Erfolg in einer Welt, die sich schneller denn je verändert. Die Frage ist nicht, ob der Wandel kommt. Die Frage ist, wer ihn gestalten wird.
Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 01/2025 und in unserem ePaper.
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