Im Streit um die Deutungshoheit der bereits vielfach kritisierten Studie des Fondsverbandes BVI zur sogenannten Fondsrente haben die Versicherer nachgelegt und ihren Ton verschärft. Der Fondsverband BVI betreibe mit seiner Studie zur Fondsrente eine Irreführung der Bevölkerung, kritisierte Dr. Norbert Rollinger in seiner Eröffnungsrede auf dem Versicherungstag 2024, den der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV) am 26.09.2024 in Berlin ausrichtete.
Der frisch wiedergewählte GDV-Präsident blieb in seiner Ansprache angriffslustig. So nannte er die Fondswirtschaft unter anderem Brandstifter, die versuchten, die Altersvorsorge in Verruf zu bringen und die Grenzen zwischen Vermögensaufbau und Altersvorsorge zu verwischen. Und mit Blick auf die laut Versicherer zu optimistischen Annahmen der BVI-Studie wie auf das als zu niedrig unterstellte Lebensalter kritisierte Rollinger, dass man sich die Welt immer auch schön rechnen könne. Damit sei aber niemandem geholfen, erst recht nicht Kleinsparern und Geringverdienern, die in besonderem Maße auf eine lebenslange private Altersrente angewiesen seien. „Für die Menschen ist die Lebensversicherung die beste Universallösung“, betonte Rollinger.
„Nur Lebensversicherer leisten lebenslang“
Darüber hinaus machte Rollinger deutlich, dass die Versicherer auch von der Vorstellung des BVI einer sog. Fondsrente nichts halten. Auszahlungen aus einem Fonds seien ja schön und gut, so Rollinger. Sie seien aber eben keine verlässliche Alterssicherung, wofür wiederum die Versicherungswirtschaft stehe. „Nur die Lebensversicherer leisten garantiert lebenslang“, bekräftigte Rollinger. Zugleich machte der GDV-Präsident klar, dass man sich an einer Reformierung der privaten Altersvorsorge konstruktiv beteilige. Nur der derzeit eingeschlagene Pfad weg von Garantien und weg von einer lebenslangen Auszahlung stoße beim GDV auf klaren Widerspruch. Dagegen werde man sich wehren, auch wenn derzeit die Zeichen in der Politik eindeutig auf mehr Flexibilität und Wahlfreiheit für die Menschen in der privaten Altersvorsorge liegen.
Vom BVI heißt es in einer LinkedIn-Veröffentlichung dazu, dass „die private Rentenversicherung die Umverteilung von unten nach oben begünstige. Denn Menschen mit geringeren Einkommen leben im Schnitt fünf Jahre kürzer als gut Betuchte. Ihr angespartes Restkapital fällt bei ihrem Tod überwiegend an das Kollektiv und subventioniert damit die Altersvorsorge der älter werdenden und reicheren Rentner.“ Die Zeichen zwischen Versicherern und Fondswirtschaft stehen damit wohl nicht auf Entspannung, und das, obwohl zwischen Versicherungswirtschaft und Investmentgesellschaften intensive Geschäftsbeziehungen, gerade in der Altersvorsorge, bestehen.
Über die Hintergründe des Streits
Hintergrund des Disputs zwischen Versicherungs- und Fondswirtschaft ist eine Studie des BVI, in der von einer Fondsrente die Rede ist und die Berechnungen vorweist, dass bei einer Fondsrente das Geld in rund 96 von 100 Fällen bis zum Lebensende reiche. Selbst wenn das Kapital vorzeitig aufgezehrt werde, decke die Fondsrente den größten Teil des Ruhestands ab. Der BVI hatte errechnet, dass nur in rund 1% der Fälle das Kapital für eine private Zusatzrente fünf oder mehr Jahre zu früh verzehrt sei. (as)
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