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13. Juli 2022
Versicherer werden zögerlicher bei Investitionen in Immobilien
Versicherer bei Immobilieninvestitionen zögerlicher

Versicherer werden zögerlicher bei Investitionen in Immobilien

Laut einer Analyse von EY Real Estate hat sich die Immobilienquote der deutschen Versicherer weiter erhöht. Jedoch zeigen sich die Gesellschaften im aktuellen Umfeld zurückhaltender. Der seit Jahren anhaltende Trend steigender Immobilienquoten von Versicherungsunternehmen scheint sich demnach abzuschwächen.

Im Rahmen des diesjährigen „Trendbarometers Immobilienanlagen der Assekuranz“ hat EY Real Estate bei 30 Versicherungsunternehmen zum Thema Immobilieninvestitionen nachgefragt. Wie die Ergebnisse zeigen, hat die Immobilienquote der Versicherer mit 12,1% einen neuen Höchststand erreicht und im Vergleich zum Vorjahr um weitere 0,6% zugelegt. Doch bei den Gesellschaften ist laut EY Real Estate im aktuellen Umfeld eine Zurückhaltung zu beobachten. Während im Vorjahr noch zwei Drittel angegeben. haben, ihre Immobilienquote weiter steigern zu wollen, ist es jetzt nur noch die Hälfte. 5% wollen ihre Immobilienquote derzeit sogar senken. Somit scheint sich der seit 13 Jahren anhaltende Trend steigender Immobilienquoten von Versicherungsunternehmen nun abzuschwächen.

Europa nicht mehr attraktivstes Investitionsziel

Wie das Trendbarometer weiter zeigt, verdrängt Nordamerika Europa als gefragtestes Investitionsziel. So ist Deutschland nach Meinung von 95% der Befragten wegen seiner Abhängigkeit von Energieimporten aus Russland als Investitionsstandort weniger attraktiv.

„Versicherungen agieren am Immobilienmarkt derzeit überwiegend abwartend. Zwar stellen sie ihre Investitionsstrategie nicht gänzlich infrage – im aktuell volatilen Umfeld zwischen Inflation, Zinsanstieg und Krieg in der Ukraine ist Geduld allerdings das Gebot der Stunde“, erklärt Jan Ohligs, Partner bei EY Real Estate und Autor der Studie.

Neuausrichtung der Investitionsstrategien

Mit der nachhaltigen Transformation rücke zudem eine so dringliche wie langfristige Herausforderung auf der Agenda weit nach oben, so der Studienautor weiter. Dies hat zur Folge, dass Versicherer ihre Investitionsstrategien neu ausrichten. So berücksichtigen bereits 95% der Umfrageteilnehmer Klimarisiken und transitorische Risiken in ihren Investmentstrategien. Zudem ist mit 90% eine große Mehrheit der Auffassung, dass sich Nachhaltigkeit neben den ökologischen Effekten niedrigerer Emissionen auch positiv auf den Wiederverkaufswert auswirkt. Laut EY Real Estate seien sich aber mehr als die Hälfte der Befragten nicht umfänglich bewusst, welche Finanzierungslücken die notwendig werdenden energetischen Sanierungen reißen werden.

Nachhaltigkeit im Fokus

„Nachhaltigkeit und insbesondere die Emissionsoptimierung von Immobilienbeständen werden nicht zuletzt auch durch die striktere Regulatorik zum ökonomischen Faktor“, meint Ohligs. „Auch ein höherer Wiederverkaufswert scheint realistisch – aktuell steht jedoch die Finanzierung der notwendigen Maßnahmen an. Eine rein cashflow-basierte Herangehensweise könnte sich als zu optimistisch herausstellen, wenn wir die Entwicklung der Bau- und Materialkosten in der Rechnung berücksichtigen.“

Abgesehen von finanziellen Aspekten sehen 95% der Befragten fehlende valide Daten als große Herausforderung bei der Umsetzung von ESG-Strategien.

Assekuranz zeigt höhere Risikoneigung

Die bevorzugten Investitionsziele der Versicherer bleiben „Core“ und „Core+“ als die risikoärmsten Kategorien. Doch gegenüber dem Vorjahr nimmt der Fokus darauf ab. Dagegen erfährt die risikoreichste Kategorie „Opportunistic“ einen signifikant höheren Zuspruch. Zugleich bleibt die Renditeerwartung der Versicherer mit minimalen Abschlägen stabil.

„Versicherer müssen trotz knappem Produktangebot und entsprechendem Druck ihre Renditeerwartungen erfüllen und können diese nicht beliebig senken“, sagt Ohligs. „Hinzu kommt, dass nicht wenige Immobilien, die zuvor noch als ‚Core‘ eingestuft wurden, durch die neuen Anforderungen an den Klimaschutz nun in eine risikoreichere Kategorie fallen.“

Wohnimmobilien bei Versicherern nach wie vor am beliebtesten

Wie auch im Vorjahr setzen die Versicherer bevorzugt auf Wohnimmobilien. Auch Logistikimmobilien und Infrastrukturinvestments bleiben gefragt, verlieren aber etwas an Attraktivität. Laut EY Real Estate kann die Büroimmobilie als einstiges Lieblingskind der Investoren wieder Boden gutmachen. Gesundheitsimmobilien, die infolge der Pandemie an Beliebtheit zugelegt haben, büßen wieder leicht ein. Einzelhandelsimmobilien ebenso wie das Hotelsegment sind bei den Versicherern nicht mehr so gefragt. (tk)

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