Die Versicherungswirtschaft hat die Herausforderungen der vergangenen Jahre bisher stabil bewältigt. Die nationalen und europäischen Aufsichtsbehörden bewerten die derzeitige Situation als etwas günstiger wie zuvor, heißt es in einer aktuellen Publikation der Abteilung Economic Research des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV). Grund dafür sei insbesondere der schrittweise Rückgang der Inflationsrate, wie aus dem aktuellen Bericht der Veröffentlichungsreihe „Financial Stability Perspectives“ hervorgeht.
Makroökonomische Risiken für Versicherer zurückgestuft
Die Herausforderungen für die Versicherer bleiben jedoch weiterhin groß. In den Berichten der Aufseher werden insbesondere Faktoren wie Einbußen beim Neugeschäft sowie vermehrte Vertragskündigungen hingewiesen, schreiben die Analysten des GDV. Auch stille Lasten bei den Kapitalanlagen und höhere Schadenleistungen aufgrund des hohen Inflationsgeschehens machen Versicherern zu schaffen.
Allerdings sind die Risiken aus signifikanten Zinsanstiegen gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. So hat die Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen (EIOPA) in der Februar-Auflage des Risk Dashboards die makroökonomischen Risiken der Versicherer aufgrund der rückläufigen Inflation auf „mittleres Risiko“ zurückgestuft. Das hat es seit dem Beginn der Corona-Pandemie 2020 nicht mehr gegeben.
Cyberrisiko nach Einschätzung EIOPAs derzeit niedriger
Im Fokus der Aufseher stehen zudem auch Cyber- und Klimarisiken, schreibt der Branchenverband. Den Einschätzungen des EIOPA Risk Dashboards zufolge sind die Versicherer derzeit weniger stark durch Cyberangriffe bedroht als noch vor drei Monaten.
Auch in dieser Kategorie hat die Versicherungsaufsicht das Risiko diesen Monat von dem bisher „hohen“ auf ein nun „mittleres“ Risiko heruntergestuft – perspektivisch müsse allerdings damit gerechnet werden, dass die Cyberrisiken aufgrund der angespannten geopolitischen Lage im Jahresverlauf wieder ansteigen könnten.
Klimarisiken im Fokus der Solvency-II-Reform
Vor dem Hintergrund erhöhter Risiken für die Stabilität des Finanzsystems setzt sich auch die Weiterentwicklung des makroprudenziellen Aufsichtsrahmens fort, schreibt der GDV. Die im Dezember 2023 erzielte Einigung auf eine Überprüfung von Solvency II fokussiert sich neben dem Ausbau der makroprudenziellen Aufsicht auch auf die verstärkte Integration von Klimarisiken in die Versicherungsaufsicht.
„Angesichts der hohen Bedeutung von klimabedingten Risiken für die mittel- und langfristige Stabilität des Finanzsystems ist es wichtig, dass es auf allen Ebenen umfangreiche Aktivitäten zur Integration von Klimarisiken in den makroprudenziellen Aufsichtsrahmen gibt“, so GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. (js)
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