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11. Oktober 2023
Versicherer beklagen Übermaß an Regulierung
Versicherer beklagen Übermaß an Regulierung

Versicherer beklagen Übermaß an Regulierung

Maßnahmen zur Regulierung sollen Verbraucher schützen. Doch laut dem GDV ist man auf nationaler und auch auf europäischer Ebene in einigen Bereichen über das Ziel hinausgeschossen – und das schadet sowohl Kunden als auch Versicherern. Auch Maßnahmen zum Datenschutz sind laut dem Verband nicht mehr zeitgemäß.

Die deutschen Versicherer beklagen ein Übermaß an Regulierung sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene. Der bürokratische Aufwand, der nötig sei, um die Berichtsanforderungen zu erfüllen, steige stetig weiter und überfordere die Unternehmen, kritisierte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV) in einem Mediengespräch diese Woche. Unter dem Aufwand leiden nicht nur Versicherer, sondern auch Kunden und Kundinnen, die infolgedessen oft längere Wartezeiten hinnehmen müssen.

Als Beispiel für übermäßige Regulierung nannte der Vorsitzende des GDV-Präsidialausschusses Unternehmenssteuerung und Regulierung, Christoph Jurecka, die erforderliche Berichterstattung zur Nachhaltigkeit.

Im Januar ist die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) in Kraft getreten. Ziel der Richtlinien ist es, dass Unternehmen auf Basis umfassender Standards vergleichbare, detaillierte und verlässliche Nachhaltigkeitsinformationen veröffentlichen.

Zwar befürworte die Branche eine „standardisierte, hochwertige Nachhaltigkeitsberichterstattung“, so Jurecka. Qualitativ hochwertige Daten seien Eckpfeiler der nachhaltigen Transformation. Doch sollten Nachhaltigkeitsberichte keine „Datenfriedhöfe“ sein. „Bei der Berichterstattung sollten nur diejenigen Inhalte in den Fokus genommen werden, die nachweislich zu mehr Nachhaltigkeit führen, vor allem mit Blick auf den Klimawandel.“

Anforderungen für KMU sollten anders sein als für DAX-Konzerne

Auch Regelwerke wie Solvency II oder die Richtlinie zur Sanierung und Abwicklung von Versicherern leiden laut dem Branchenverband unter Doppel- oder Überregulierung. Das mache vor allem kleineren und mittelgroßen Versicherern zu schaffen. „Es macht keinen Sinn, dass ein kleiner Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit mit einer Handvoll Beschäftigten die gleichen Anforderungen erfüllen muss wie ein DAX-Konzern“, so Jurecka.

DSGVO muss zeitgemäßer werden, fordert GDV

GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen warnte zudem vor Hürden bei der digitalen Transformation hierzulande. Am Grundsatz der Datenminimierung festzuhalten, wie es die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) hartnäckig tue, sei angesichts der beginnenden Datenökonomie nicht mehr zeitgemäß, kritisierte Asmussen. „Insbesondere im Bereich selbstlernender künstlicher Intelligenz ist es kontraproduktiv, die Datenverarbeitung zu stark zu beschränken“, sagte er. Eine Anpassung der DSGVO an die wirklichen und aktuellen Risiken sei daher dringend notwendig.

So schränke die Verordnung Versicherer etwa bei der vollständigen digitalen Bearbeitung von Versicherungsanträgen ein. Die automatische Verarbeitung von Daten ist mit Zustimmung von Kunden zwar erlaubt, doch fordern Datenschutzbehörden zusätzlich eine Option zur Überprüfung durch Sacharbeiter. Das koste unnötig Zeit – und gehe auch zulasten von Kunden und Kundinnen, die so länger warten müssen als notwendig. „Es sollte ausreichen, dass Versicherte eine menschliche Überprüfung verlangen können, wenn sie mit dem digitalen Ergebnis unzufrieden sind“, so Asmussen.

Weg zur CO2-Neutralität „nicht immer geradlinig“

Auch eine Bestandsaufnahme der Nachhaltigkeitsziele der Branche war Teil des Mediengesprächs. Demnach verläuft der Weg zur CO2-Neutralität, die von den deutschen Versicherern bis zum Jahr 2050 angestrebt wird, nicht immer geradlinig, wie Asmussen zugibt. Im Jahr 2022 ist der CO2-Fußabdruck der Branche auf 79 Tonnen bezogen auf 1 Mio. Euro Investment gestiegen, von 71 Tonnen im Vorjahr. Grund dafür seien durch Corona bedingte Nachholeffekte, erklärte Asmussen. Auch Datenverfügbarkeit und -qualität bessere sich erst schrittweise. „Wir werden den Weg zur CO2-Neutralität konsequent und transparent weitergehen“, verspricht Asmussen.

Die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien sei inzwischen ein fester und etablierter Bestandteil bei der Kapitalanlage. So seien 90% der Kapitalanlagen inzwischen nach Nachhaltigkeitskriterien angelegt. Zwar würde die Branche hier gerne noch mehr leisten. Doch laut Asmussen mangelt es an geeigneten Projekten und passenden Rahmenbedingungen. (js)

Bild: © PX Media – stock.adobe.com

 

Leserkommentare

Comments

Gespeichert von Wilfried Stras… am 12. Oktober 2023 - 08:29

Allerdings, da ja fast keine Rückstellungen gebildet werden, sowas sollten si 800,00ch Arbeitgeber nicht erlauben, da wäre man schnell im Gefängnis, kostet es momentan ja fast nichts. Zahlt die Jugend. Aktuell um 3 Billionen EURO-bald 6 Billionen EURO, aber anderswo alles zu Tode regulieren. Nicht einfach zu lösen bei 55% Beamten im Bundestag, Politiker und Richtern im Boot. In Staaten wie in A, CH, NL längst abgeschafft, bei ungefähr doppelten Renten für alle Normalbürger. Die Neudurchschnittsrente in Deutschland, also für alle die 2022 erstmals Rente bezogen, beziffert sich auf € 800,00. In München heißt das Essen von Breitner an der Tafel.....

Gespeichert von Jan Lanc (392496) am 12. Oktober 2023 - 18:02

Wir haben nicht nur in der Versicherungsbranche zu viel Bürokratie und ein Übermaß an Regulierung, das hat sich in den letzten Jahren in allen Bereichen eingeschlichen. Leider wird es immer mehr obwohl es bremst!