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9. Januar 2024
Trade Republic bringt eigene Visa-Karte auf den Markt
Trade Republic bringt eigene Visa-Karte auf den Markt

Trade Republic bringt eigene Visa-Karte auf den Markt

Der Neobroker Trade Republic steigt mehr und mehr ins traditionelle Bankengeschäft ein. Nach dem Erwerb seiner Vollbanklizenz geht das Berliner Unternehmen jetzt mit einer eigenen Debitkarte an den Start. Der Fokus liegt dabei aber immer noch auf dem Investieren in den Kapitalmarkt.

Erst im Dezember 2023, vor rund einem Monat, erhielt das FinTech Trade Republic, in Europa Marktführer unter den Neobrokern, von der BaFin und der Europäischen Zentralbank (EZB) eine Vollbanklizenz und damit die Befugnis, klassische Bankendienstleistungen anzubieten (AssCompact berichtete). Und lange muss man wohl nicht auf den ersten Angriff des Start-ups aus Berlin warten.

Trade-Republic-Karte mit Saveback-Prämie

Rechtzeitig zu ihrem fünften Geburtstag verkündete die Handelsnation am Dienstag, in den kommenden Wochen eine eigene Visa-Debitkarte auf den Markt zu bringen: die Trade-Republic-Karte. Damit sollen Kunden Online- und Offline-Zahlungen tätigen und gleichzeitig aber sparen und Geld anlegen können. Das Unternehmen behilft sich dabei zweier Prinzipien, die gerade in Ländern wie Großbritannien oder USA schon verbreiteter sind: das Saveback und das Roundup.

Die Karte bezieht sich bei der Zahlung auf das Verrechnungskonto des Kunden. 1% des Zahlungsbetrags gehen dann als Saveback-Prämie auf das Konto und werden in einen ausgewählten Sparplan in bspw. Aktien oder ETFs investiert. Dieser wird gesammelt und monatlich ausgeführt, wie ein Trade-Republic-Sprecher gegenüber AssCompact genauer erläutert. Beim Roundup-Prinzip hat der Kunde die Möglichkeit, den Kommabetrag der Zahlung aufzurunden und die Differenz ebenfalls in einen Sparplan seiner Wahl zu investieren. Dieser wird dann wöchentlich ausgeführt.

Warteliste für Trade-Republic-Karte

Die Trade-Republic-Karte ist in verschiedenen Varianten erhältlich: Für 50 Euro erhält man eine „Mirror-Karte“ aus Metall, für 5 Euro eine „Classic-Karte“ aus Plastik. Eine virtuelle Variante ist kostenlos nutzbar. Dementsprechend sind auch keine monatlichen Kosten für die Karte vorgesehen. Funktionell unterscheiden sich die drei Varianten nicht, kostenloses Geldabheben ist weltweit möglich. Bei Abhebungen unter 100 Euro fällt allerdings 1 Euro Gebühr an.

Etwas müssen sich Interessenten allerdings noch gedulden. Ist man Kunde bei Trade Republic, so kann man sich auf einer Warteliste für die neue Karte eintragen. Die Auslieferung soll in den nächsten Wochen stufenweise erfolgen.

Trade Republic wird fünf

Die Mitteilung der „neuen Bank“ fasst auch einige Zahlen zusammen, die Mitgründer Christian Hecker am Dienstag in einem Interview mit dem Handelsblatt anlässlich des fünften Geburtstages von Trade Republic erstmals geäußert hatte. Inzwischen legen demnach vier Millionen Kunden in 17 Ländern ihr Geld bei Trade Republic an – 2,5 Millionen davon in Deutschland. Das verwaltete Vermögen ist mittlerweile auf 35 Mrd. Euro gewachsen.

Das letzte Geschäftsjahr, das zum 30.09.2023 endete, und das letzte Kalenderjahr schloss Trade Republic außerdem profitabel ab. Im Handelsblatt spricht Hecker von einem Gewinn im „deutlich zweistelligen Millionenbereich“ nach Steuern. Hierzu steuert auch die Weitergabe der EZB-Zinsen an die Kunden ihren Teil bei. Letztes Jahr um diese Zeit begann die Zinsoffensive des Neobrokers mit einer Verzinsung der Verrechnungskonten der Kunden von 2% p. a. – im September 2023 erhöhte das Unternehmen diesen Wert auf 4%. Hecker zufolge sei man seit Beginn dieser Weitergabe jeden Einzelmonat profitabel gewesen.

Payment for Order Flow wird verboten

Im Rahmen der EU-Kleinanlegerstrategie soll ab 2026 das Vergütungsmodell „Payment for Order Flow“ (PfOF) verboten werden. Darin enthalten sind u. a. auch die Provisionen, die Trade Republic und andere Neobroker dafür erhalten, dass sie ihre Kundenorders an ihre Handelspartner weiterleiten. Gegenüber AssCompact bestätigte bereits im Dezember ein Trade-Republic-Sprecher, dass die Entscheidung, eine Vollbank zu werden, nicht durch dieses Verbot motiviert gewesen sei, was auch Hecker mit Blick auf die neue Trade-Republic-Karte im Handelsblatt-Interview bestätigt.

Beachtlich ist allerdings dennoch, dass dem Mitgründer zufolge aktuell etwa ein Drittel der Einnahmen aus dem PfOF-Modell entspringen. Jedoch werde dieser Anteil in den nächsten Jahren durch die Einführung neuer Produkte sinken.

Häufig wird Anlegern von Diversifikation ihres Portfolios gepredigt. Auch wenn das bevorstehende PfOF-Verbot nicht der Auslöser für den Vorstoß von Trade Republic in die Bankenbranche ist, wird dieser dem Broker wohl bei der Streuung seiner Umsatzquellen helfen, um den potenziellen Einnahmeverlust, der durch das PfOF-Verbot wohl generiert werden wird, zu kompensieren. (mki)

Bild: © Trade Republic