Die IW Institut der deutschen Wirtschaft Köln Consult GmbH hat im Auftrag von WirtschaftsWoche und ImmoScout24 den jährlichen Großstadtvergleich aller deutschen Städte mit über 100.000 Einwohnern durchgeführt. Im vergangenen Jahr waren es noch 71 Großstädte, nun sind es 72: Cottbus hat an Einwohnern zugelegt und ist nun wieder Teil des Großstadtvergleichs.
Der Vergleich setzt sich aus drei Rankings zusammen: Das Niveauranking beschreibt anhand von 51 Einzelindikatoren aus den Bereichen Arbeitsmarkt, Wirtschaftsstruktur, Lebensqualität und Immobilienmarkt die wirtschaftliche und soziale Lage der Städte. Das Dynamikranking beleuchtet die Veränderung von 36 Indikatoren in diesen Bereichen in einem Zeitraum von fünf Jahren. Der Nachhaltigkeitsindex umfasst 22 Indikatoren aus den drei Bereichen Ökologie, Ökonomie und Soziales.
Angespannte Lage am Immobilienmarkt
„Der angespannte Immobilienmarkt in den Großstädten ist ohne Zweifel eine Herausforderung, auf die unser Land schnell eine Antwort finden muss, aber er spiegelt auch die enorme Attraktivität unserer Städte wider,“ erklärt Dr. Gesa Crockford, Geschäftsführerin von ImmoScout24. Es müsse schnellstmöglich eine Lösung gefunden werden, um den Wohnungsmarkt für alle Bevölkerungsgruppen zugänglich zu halten. Denn ein ausgewogener Immobilienmarkt sei der Schlüssel für nachhaltiges Wachstum und die Lebensqualität in Großstädten, so die Immobilienmarktexpertin weiter.
Die Top-5-Städte im Niveauranking
Im Niveauranking des Großstadtvergleichs 2024 konnte München seinen Spitzenplatz behaupten. Die Isarmetropole punktet mit Bestwerten im Arbeitsmarkt (Rang 1) und Immobilienmarkt (Rang 1). In der bayerischen Landeshauptstadt sind die Mietpreise und Kaufpreise zwar am höchsten, jedoch liegt München im Erschwinglichkeitsindex vorn, der Wohnkosten und Kaufkraft gegenüberstellt. In den Bereichen Wirtschaft und Lebensqualität landet München an zweiter Stelle.
Hinter München auf Platz 2 des Niveaurankings rangiert Stuttgart. Die Landeshauptstadt am Necker holt sich im Wirtschaftssektor Rang 1 aufgrund hohe gemeindlicher Steuerkraft und Produktivität. Ingolstadt macht zwei Plätze gut und schiebt sich von Rang 5 im Vorjahr auf Platz 3. Erlangen und Frankfurt am Main komplettieren die Top 5 des Niveaurankings. Erlangen besticht vor allem durch hohe Lebensqualität (Rang 1) und einen guten Arbeitsmarkt (Rang 2).
Nürnberg und Kaiserslautern zählen zu den größten Aufsteigern im Niveauranking
Die Aufsteiger im Niveauranking
Zu den Städten, die sich am meisten verbessert haben, zählen Kaiserslautern, das auf Rang 45 landete und damit neun Plätze gut gemacht haben. Danach folgt Nürnberg, das sich um sieben Plätze auf Rang 19 nach vorne schiebt, vor allem dank eines soliden Arbeitsmarktes (Rang 18) und guter Lebensqualität (Rang 4). Auch Köln, Offenbach am Main und Mönchengladbach wiesen deutliche Verbesserungen auf. Städte wie Halle an der Saale und Erfurt mussten Federn lassen. Für Halle (Saale) rutschte um 11 Plätze auf Rang 61 ab, insbesondere aufgrund schwächerer Ergebnisse in Wirtschaft (Rang 64) und Immobilienmarkt (Rang 68). Bei der gemeindlichen Steuerkraft und der Vermarktungszeit von Mietwohnungen belegt Halle (Saale) jeweils den letzten Platz der 72 Großstädte.
Diese Städte liegen im Dynamikranking vorn
Im Jahr 2022 hat sich Mainz überraschend den Spitzenplatz im Dynamikranking geholt und diese Position auch 2023 verteidigt. Auch in der aktuellen Auswertung kann die Landeshauptstadt von Rheinland-Pfalz erneut Rang 1 behaupten und ist damit zum dritten Mal in Folge die dynamischste Stadt Deutschlands. Die Verfolger haben aber aufgeholt: Auf Platz 2 landet wie im vergangenen Jahr Berlin, das im Bereich Immobilienmarkt überzeugt. Als Grund nennen die Studienautoren die besonders dynamische Entwicklung der Mieten in der Hauptstadt, die deren hohe Attraktivität als Wohnstandort bei gleichzeitig nur in zu geringem Maße stattfindenden Neubau widerspiegle. Frankfurt am Main prescht vom 13. auf den 3. Platz nach vorne mit guten Werten in den Bereichen Wirtschaft (Rang 3) und Arbeitsmarkt (Rang 10). Auch Düsseldorf und Kaiserslautern reihen sich abermals in die Top 5 der dynamischsten Städte ein, wobei Kaiserslautern aufgrund einer geringen Jugendarbeitslosenquote und steigenden Mieten in den Bereichen Arbeitsmarkt (Rang 2) und Immobilienmarkt (Rang 3) sehr gut abschneidet. Die Schlusslichter bilden auch in diesem Jahr Herne auf Rang 70, Duisburg auf Rang 71 und mit deutlichem Abstand Gelsenkirchen auf Rang 72.
Bremerhaven und Wiesbaden machen Boden gut
Zu den größten Aufsteigern im Dynamikranking zählt Bremerhaven, das sich um 33 Plätze im Vergleich zum Vorjahr nach vorne schiebt auf Rang 30. Der Aufschwung ist getrieben durch die Aufklärungsquote von Straftaten (Rang 1) und der hohen Anzahl an wissensintensiven Dienstleistungen (Rang 6). Wiesbaden kann 32 Plätze gut machen, Offenbach am Main 31 Plätze und Ingolstadt 27 Plätze. Großer Verlierer ist Darmstadt, das um 58 Plätze abrutscht. Lag die Stadt im Vorjahr noch auf Platz 8, kommt sie nun über Rang 66 nicht hinaus. Vor allem die Wirtschaft und der Immobilienmarkt haben in Darmstadt laut Analyse in den vergangenen fünf Jahren geschwächelt.
Die besten Städte im Nachhaltigkeitsindex
Der Nachhaltigkeitsindex zeigt auf, welche Städte in den Bereichen Ökonomie, Ökologie und Soziales punkten. Hier holt sich Wolfsburg die Pole Position zurück, nachdem die Stadt im vergangenen Jahr Rang 1 an Heidelberg abtreten musste. Führend ist Wolfsburg war die Anzahl der Beschäftigten in Forschung und Entwicklung angeht sowie bei der Ingenieursdichte. Platz 2 belegt Ingolstadt, das ein starkes ökologisches Profil (Rang 2) vorweisen kann durch eine gute Versorgung mit Elektrotankstellen (Rang 1), hoher Solarleistung (Rang 4) und einer geringen Abfallmenge (Rang 5) pro Kopf. Heidelberg und Ulm finden sich auf den Plätzen 3 und 4. Erlangen reiht sich ebenfalls in die Top 5 ein mit guten Ergebnissen in Ökonomie (Rang 5) und Sozialem (Rang 2).
Zu den Aufsteigern im Nachhaltigkeitsindex zählt Frankfurt am Main, das sich um 7 Plätze verbessern konnte. Auch Ludwigshafen am Rhein kann sieben Plätze gutmachen, Berlin sechs Plätze. Unter den Absteigern in der Rangliste befinden sich Rostock, das um 16 Plätze abrutscht, sowie Lübeck, Solingen und Bielefeld, die ebenfalls Positionen im Nachhaltigkeitsindex einbüßen.
Weitere Informationen finden sich auf der Webseite von ImmoScout24. (tik)
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