Von Entspannung kann derzeit in der Immobilienwirtschaft keine Rede sein – vielmehr scheint die Anspannung zuzunehmen. Dies zeigt der neue ZIA-IW-Immobilienstimmungsindex (ISI), die Konjunkturbefragung des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) und dem Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA)e.V. Der Immobilienstimmungsindex wird 2020 erstellt mit dem Ziel, zeitnahe Informationen über die Lage und Erwartungen von Immobilieninvestoren und Projektentwicklern zu gewinnen und so die Transparenz auf dem Immobilienmarkt weiter zu erhöhen.
Der Sommerbefragung zufolge ist die Lage in allen Segmenten weiterhin schwierig. Der Index ist gesunken und bewegt sich mit einem Wert von –4,3 im zweiten Quartal 2023 wieder im negativen Bereich. Gegenüber dem Jahresbeginn beträgt der Rückgang –5,6 Punkte.
Das ungünstige Marktumfeld mit derzeit hohen Zinsen im Verhältnis zu den Aufwendungen für Immobilien werde laut ZIA für die Unternehmen zur immer stärkeren Belastung.
„Wenn diese Zahlen von Politikerinnen und Politikern in Bund, Ländern und Kommunen nicht endlich als dramatischer Weckruf verstanden werden, dann wird die Abwärtsspirale ungebremst weitergehen“, warnt ZIA-Präsident Dr. Andreas Mattner. „Die Lähmung beim Wohnungsbau ist bezeichnend für die Gesamtsituation, und wir haben noch längst nicht den Tiefpunkt erreicht: Diese Lage schreit nach einer Lockerung von staatlichen Fesseln.“ Da der Staat insgesamt beim Gut Wohnen für 37% der Kosten direkt, durch Steuern und Abgaben, oder indirekt, durch beengende Regulierung, Verantwortung trage, sei jetzt der Staat als Ganzes verstärkt gefragt, so Mattner weiter.
ZIA fordert konzertierte Aktion Wohnen
Der ZIA macht sich weiterhin für eine konzertierte Aktion Wohnen stark, im Rahmen derer alle politischen Akteuere ihre Anstrengungen verstärken. Konkret fordert der Spitzenverband der Immobilienwirtschaft von den Ländern ein Absenken der Grunderwerbsteuer möglichst auf null für die Zeit bis Anfang 2025. Zudem plädiert der ZIA für ein großvolumiges „Kreditprogramm Wohnen“ der KfW mit einem Zinssatz von 2% für Neubauten ab Standard EH 55, und dies ohne Kappungsgrenzen oder Größeneinschränkungen. Laut ZIA könnte auch eine feste Quote von 30% für serielles und modulares Bauen den Markt deutlich beleben: „Weniger Kosten, weniger Zeit – hier steckt echtes Potenzial, das unbedingt erschlossen werden sollte“, betont Mattner.
Düstere Stimmung bei Projektentwicklern
Bei den Projektentwicklerentwicklern ist dem Immobilienstimmungsindex (ISI) zufolge eine echte Rezession zu beobachten. Nur noch knapp 60% der Vorhaben werden wie geplant realisiert. Die übrigen Projekte werden verschoben oder in abgespeckter Form umgesetzt.
„Grund für die schlechtere Stimmung ist unter anderem die schwindende Hoffnung, dass bereits in diesem Sommer bei wichtigen Eckpunkten wieder Klarheit herrscht und die Nachfrage zurückkommt“, erklärt IW-Experte Ralph Henger, Mitautor der Umfrage. Jeder dritte Befragte erwarte vor diesem Hintergrund, dass viele der genehmigten Vorhaben in den nächsten zwölf Monaten nicht umgesetzt werden. „Wenn man bedenkt, dass letztes Jahr 350.000 Wohnungen genehmigt wurden, ist das ein sehr schlechtes Zeichen für den Neubau in Deutschland“, betont Henger. (tk)
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