Die finanzielle Absicherung im Alter ist für fast die Hälfte der Arbeitnehmer in Deutschland in den letzten Jahren wichtiger geworden. Der Blick in die Zukunft wird jedoch durch Geldsorgen getrübt: Nur ein Viertel rechnet damit, dass die gesetzliche Rente für einen auskömmlichen Ruhestand reicht. Umso stärker wächst die Bedeutung weiterer Einkommensquellen im Alter. Hier sieht etwas weniger als die Hälfte die betriebliche Altersversorgung (bAV) an erster oder zweiter Stelle. Für die Mehrheit der Mitarbeiter ist es wichtig, dass ihr Arbeitgeber eine bAV bereitstellt. Das ergab eine Umfrage des Beratungsunternehmens Towers Watson unter 22.000 Arbeitnehmern weltweit, darunter 2.000 in Deutschland.
Beim Rentenalter scheiden sich die Geister: Rund ein Drittel der Arbeitnehmer erwartet, mit 65 oder 66 Jahren in Rente zu gehen, ein weiteres Drittel frühestens mit 67 Jahren. Mehr als die Hälfte ist der Meinung, dass Arbeitgeber es älteren Menschen leichter machen sollten, auch im Ruhestand zu arbeiten. Jedoch rechnen nur sehr wenige der befragten Deutschen damit, bis zum 70. Lebensjahr oder darüber hinaus zu arbeiten. In Australien und den USA erwartet dies hingegen knapp ein Drittel der Arbeitnehmer, in Großbritannien ein knappes Viertel, in den Niederlanden ein Sechstel.
Einheitslösungen würden den Erwartungen der Mitarbeiter nicht gerecht, so Dr. Thomas Jasper, Leiter des Bereichs Retirement Solutions bei Towers Watson. Sie würden auch nicht zu den Anforderungen der Unternehmen passen. Vielmehr benötige man flexible Lösungen für die späten Arbeitsjahre und den Übergang in den Ruhestand, die je nach Neigung und finanzieller Situation des Mitarbeiters und Personalbedarf des Unternehmens angepasst werden könnten.
Unternehmen und Mitarbeiter sind sich einig in Bezug auf bAV
Bemerkenswert ist, dass sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber mit Blick auf die bAV offenbar einig sind: Die Mehrheit der Arbeitnehmer in Deutschland erwarten, dass sich ihr Arbeitgeber für die bAV engagiert. Nahezu genauso viele deutsche Unternehmen meinen, dass Arbeitgeber sich um die Altersvorsorge für ihre Mitarbeiter kümmern sollten, wie die Studie „Is 75 the new 65?“ der Economist Intelligence Unit 2014 zeigt. Nahezu die Hälfte der Mitarbeiter schätzt an der Betriebsrente besonders das im Vergleich zu privater Vorsorge bessere Kosten-Nutzen-Verhältnis. Unternehmen setzen ein gutes bAV-Angebot ihrerseits vor allem ein, um Mitarbeiter zu binden und talentierte Mitarbeiter zu gewinnen.
Der sorgenvolle Blick auf die Ruhestandsfinanzierung führt allerdings kaum zu Taten: Ein Großteil der deutschen Arbeitnehmer sparen weniger als sie ihrer Meinung nach sollten. Auch diejenigen, die den Stand ihrer betrieblichen Altersversorgung detailliert prüfen, tun danach meist nichts. Dieses Problem könnte Towers Watson zufolge durch Opting-Out-Modelle gelöst werden, die Mitarbeiter automatisch in einen betrieblichen Vorsorgeplan aufnehmen. Aus dem Gehalt der Mitarbeiter werden dann automatisch Beiträge für eine Betriebsrente angespart – es sei denn, sie entscheiden sich explizit dagegen. Über die Hälfte der Unternehmen kann sich die Einführung von betrieblichen Opting-out-Lösungen vorstellen, wie eine Umfrage von Towers Watson unter bAV-Verantwortlichen aus deutschen Unternehmen ergab. Und die große Mehrheit der Mitarbeiter, die in einen solchen Plan aufgenommen wurden, ist mit dieser Lösung durchaus zufrieden.
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