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26. Juni 2024
So wirkt sich das Home-Office auf die Städte aus

So wirkt sich das Home-Office auf die Städte aus

Welche Konsequenzen steigende Home-Office-Quoten für den Immobilienbereich und die Stadtentwicklung haben, darum ging es vor Kurzem auf eine Online-Pressekonferenz. So bedeutet weniger Präsenz der Beschäftigten in den Unternehmen mehr Leerstände von Büros und weniger Frequenz in der Innenstadt.

Home-Office hat sich in Deutschland nach der Pandemie etabliert. Aktuellen Daten des Statischen Bundesamts (Destatis) zufolge waren im Jahr 23,5% aller Erwerbstätigen zumindest gelegentlich im Home-Office. Über die Folgen geringerer Präsenz der Mitarbeiter in den Räumlichkeiten von Firmen diskutierten Experten auf eine Online-Pressekonferenz. Demnach nimmt eine Transformation ihren Anfang, die Herausforderungen für Immobilieneigentümer, Immobilienmanager und Investoren birgt.

Mehr leere Büros, geringere Fußgängerfrequenz in den Innenstädten

Was Immobilien und Stadtentwicklung angeht, bedeuten steigende Home-Office-Quoten in den Unternehmen zunächst mehr Büroleerstände sowie geringere Fußgängerfrequenzen in den Innenstädten. Das sagte Angela Mensing-de Jong von der Technischen Universität Dresden. Aus städtebaulicher Sicht seien daher zunächst die Ebene 0, also das Erdgeschoss, und damit auch der stationäre Einzelhandel und Restaurants von der geringeren Präsenz der Mitarbeiter betroffen.

Städte ohne Büros?

Zur Bedeutung von Büros als Ankernutzungsart in den Städten erklärte Sven Lintl, Leiter Asset Management Deutschland von Union Investment: „Wir können unsere Städte nicht ohne Büros und Büroarbeitende denken. Die gemischt-genutzte Innenstadt ist nicht nur attraktiver für ihre vielfältigen Nutzer, sondern auch widerstandsfähiger, da die unterschiedlichen Nutzungsarten von der direkten Nähe zueinander profitieren.“

Mehr Flexibilität erforderlich

Zwar würden die Bürokapazitäten in Folge des zunehmenden Arbeitens im Home-Office leicht angepasst – doch moderne, hochwertige Büroflächen seien nach wie vor gefragt und ein wichtiger Baustein, damit sich das wirtschaftliche Potenzial zentraler urbaner Lagen entfalten könne, so Lintl weiter. Was die ihre Nutzung angeht, müssten sie künftig jedoch noch flexibler werden.

Umbau von Büros in Wohnraum mit hohen Kosten verbunden

Nach Ansicht von Lintl sind ein attraktiver Nutzungsmix sowie die Anpassung an moderne Nutzungsanforderungen ein entscheidender Schlüssel für eine hohe Vermietungsquote auch bei älteren Büros. Der Umbau älterer Büroimmobilien in Wohnraum sei Lintl zufolge aber sehr kostenintensiv und könne daher nur in Einzelfällen realisiert werden.

Anstelle eines aufwendigen Umbaus von Büros zu klassischen Wohnungen spricht Alexander Lackner, Geschäftsführer von neworld, für die Beibehaltung der Gewerblichkeit und die Realisierung von Serviced Apartments und Co-Living-Projekten aus. neworld investiert in innovative Immobilienkonzepte, die das menschliche Zusammenleben der Zukunft prägen: von Kindergärten, Co-Living, Serviced Apartments, Flex-Office, Gastronomie bis hin zu Senior Living.

Flex Office

Lackner betrachtet es als notwendig, Büros in B-Lagen anderweitig nutzbar zu machen, um Leerstand und Abriss entgegenzuwirken. Hierfür seien neben den Investoren auch Politik und Banken gefragt. „Der Trend hin zu wieder mehr Präsenzzeiten im Büro bedeutet nicht, dass der klassische Büroarbeitsplatz überall wieder zurückkehrt. Büronutzer verlangen eine hohe Flexibilität hinsichtlich Mietdauer, Flächengröße und Ausstattung. Flex Office Anbieter würden für diese veränderte Nachfragesituation das passende Angebot bieten. Als Voraussetzungen nennt Lackner eine gute Infrastruktur, eine attraktive Ausstattung der Flächen sowie gewisse Service-Komponenten, wie etwa Möglichkeiten zu sportlicher Betätigung, Events und Gemeinschaftsaktivitäten. Auch eine gute Verkehrsanbindung, Parkmöglichkeiten, nachhaltige Gebäude und die Nähe zum Wohnort der Mitarbeiter sei darüber hinaus unabdingbar.

Bedarf an Wohnraum steigt

„Home-Office führt zu mehr Wohnraumbedarf“, unterstreicht Angela Mensing-de Jong. Der Wunsch nach einem Arbeitsplatz verschärfe den Engpass auf den Wohnungsmärkten in den Ballungszentren. Das führe wiederum zur Dezentralisierung und zum Umzug in kostengünstigere Stadtrandzonen oder sogar ländliche Bereiche, die profitieren können.

Chancen ergeben sich der Expertin zufolge für innerstädtische Quartiere durch möglicherweise sinkende Gewerbemieten vor allem in den Erdgeschossen. Dort könnten laut Mensing-de Jong gemeinschaftlich nutzbare Räumlichkeiten für Co-Working, Werkstätten und Vereine entstehen. In der Folge gäbe es auch eine attraktivere Mischung und Möglichkeiten für die Etablierung unterschiedlicher Wohn- und Arbeitsformen. (tik)

Bild: © Vincent – stock.adobe.com