Die Haftpflichtschäden sind in den letzten Jahren geringer als erwartet ausgefallen. Dadurch hat sich die Profitabilität der Versicherer trotz sinkender Preise für Haftpflichtrisiken verbessert, wie die jüngste sigma-Studie von Swiss Re erläutert. Das schwache Wirtschaftswachstum war einer der Hauptgründe für die geringen Haftpflichtschäden. Neue Risiken und ein stärkeres Wirtschaftswachstum werden jedoch höhere Schäden nach sich ziehen, was die Nachfrage nach Haftpflichtversicherungen wieder beleben sollte.
So wird der Studie zufolge eine Reihe technologischer, sozialer und regulatorischer Entwicklungen in naher Zukunft die Haftpflichtschäden ansteigen lassen. Cyberrisiken und die Haftpflicht im Zusammenhang mit neuen Technologien wie Fracking und selbstfahrende Autos werden größere Bedeutung erlangen. Reformen des Haftpflichtrechts in einigen Märkten haben sich positiv auf die Schadenhöhe ausgewirkt, doch sind dies laut Swiss Re einmalige Effekte, welche die weitere Zunahme von Haftpflichtschäden nicht bremsen werden. Die Assekuranz ist zudem besorgt über potenzielle Risikokumulationen. Danach multiplizieren sich die versicherten Schäden eines einzelnen Ereignisses über mehrere Unternehmen, Länder, Branchen und Geschäftssparten hinweg.
Rückkehr auf Vorkrisenniveau
Wirtschaftliche und soziale Faktoren wie geringe Inflation, eine mäßige Zunahme der Löhne, Reformen des Haftpflichtrechts und eine günstige Entwicklung der Gesundheitskosten haben dazu geführt, dass die Haftpflichtschäden seit 2008 tiefer ausgefallen sind als erwartet. Langfristig jedoch steigen die Haftpflichtforderungen in der Regel rascher an als das Wirtschaftswachstum. Swiss Re erwartet daher, dass die Schäden auf den üblichen Wachstumspfad zurückfinden, was wiederum die Nachfrage nach Haftpflichtversicherungen antreiben wird.
Nicht mehr benötigte Rückstellungen für Vorjahresschäden haben in den letzten Jahren die Profitabilität der Versicherer gestützt. Nehmen Haftpflichtschäden wieder stärker zu, kommen diese Rückstellungen bzw. Reserven unter Druck. Eine beschleunigte Auflösung von Reserven im Falle von hohen Schäden könnte die Profitabilität bereits existierender Versicherungsbestände erodieren. Haftpflichtrisiken einzuschätzen und die Prämien dafür zu bestimmen, ist angesichts ihrer langfristigen Natur eine Herausforderung, da die Schadensregulierung oft erst viele Jahre nach Versicherungsabschluss erfolgt. Swiss Re empfiehlt in diesem Zusammenhang, die Assekuranz müsse ihr versicherungstechnisches Fachwissen nutzen, um ihre Preisgestaltung zu optimieren. Zudem müsse sie aufgrund der langfristigen Natur ihres Geschäfts und des steigenden Schadenaufwands ihre Kapitalstärke erhalten. (ad)
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