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19. Februar 2022
Sachversicherung: Aus Krisen lernen
Sachversicherung: Aus Krisen lernen

Sachversicherung: Aus Krisen lernen

Für das Produktmanagement der Sachversicherer wird Anpassung zur Hauptaufgabe. Das bedeutet, schnell aus Krisen zu lernen und neue Risiken in Produktleistungen umzusetzen. Die Alte Leipziger setzt hierzu moderne Methoden ein und hat einige ihrer Sachprodukte angepasst.

Ein Artikel von Kai Waldmann, Vorstand der Alte Leipziger Versicherung AG für das Geschäftsfeld Privat

Die Jahre 2020 und 2021 hätten eins nicht deutlicher vor Augen führen können: Katastrophen verändern das Leben rasend schnell und nichts bleibt, wie es vorher war. Das zeigt die Corona-Pandemie, die das Privat- und Arbeitsleben verändert hat. Das zeigt das Juli-Hochwasser, das Häuser und Straßen hinweggeschwemmt hat.

Tempo ist gefragt

Schadenversicherer sind gefordert, ihre Produkte an neue Szenarien anzupassen, sei es im Rahmen von Tarif-Neuauflagen oder kleineren Updates am bestehenden Produkt. Dabei kommt es auf die Geschwindigkeit an. Denn langwierige Produktentwicklungen drohen schon veraltet zu sein, wenn sie eingeführt werden.

Die Alte Leipziger hat bei ihren Produkten Gas gegeben. 2020 und 2021 erneuerte sie ihre Hausrat-, Haftpflicht- und Wohngebäudeversicherung mitsamt den damit verbundenen internen Prozessen. Dabei konnte sie Lehren aus der Flut berücksichtigen und dank einer dynamischen Produktimplementierung besondere Corona-Leistungen ergänzen. Die Gesellschaft arbeitet mit agilen Produktentwicklungsmethoden und hat beispielsweise die so genannte „Market Watch“ eingeführt, mit deren Hilfe Produkte in Zukunft rollierend aktualisiert werden. Die Vertriebspartner profitieren automatisch von Innovationen, ohne in Zugzwang zu kommen, ihre Bestände selbst neu ordnen zu müssen. Elastische Produktkonzeptionen lassen die Tarife mitwachsen. Anpassbar zu sein, ist die neue Kernkompetenz in der Schadenversicherung.

Was genau bedeutet das mit Blick auf die Produkte?

Flexible Haftpflichtversicherung

Die im Dezember 2020 eingeführte Haftpflichtversicherung bleibt dank Innovationsklausel, Vorversicherungsgarantie und Bestleistungsgarantie flexibel. Vertriebspartnern bietet diese Offenheit Beratungssicherheit und sie reduziert Haftungsrisiken. Denn Kunden profitieren automatisch von (zukünftigen) Leistungsverbesserungen.

Um die Leistungen an den veränderten Pandemie-Alltag anzupassen, hat die Alte Leipziger bereits im Februar 2021 innovative und beitragsfreie Zusatzleistungen ergänzt. Beispielsweise wurde ein Zuschuss für Nachhilfeunterricht und Lernsoftware von 300 Euro pro Kind eingeführt. Mitversichert ist nun auch, passend zu „New Normal“, Hardware, die von der Schule oder vom Arbeitgeber zur Verfügung gestellt wird.

Zeitgemäße Hausratversicherung

In der Grundkonzeption der 2020 gestarteten neuen Hausratversicherung sind einige Leistungsverbesserungen enthalten, die das Angebot zeitgemäß machen. So sind beispielsweise berufsbedingte Zweitwohnsitze im Schutz inbegriffen, ebenso der Grill auf der Terrasse oder der Hausstand eines Kindes, das auszieht. Ein Cybermodul rettet Bilder und Dokumente, wenn sie verschlüsselt wurden. Bei Cybermobbing wirkt ein spezialisierter Dienstleister darauf hin, die verletzenden Inhalte im Netz zu löschen oder zumindest aus den Suchergebnissen zu verbannen. Auch grob fahrlässiges Verhalten und die Verletzung von Obliegenheiten sind versichert.

Doch wie bleiben die Leistungen nach der Produkteinführung auf der Höhe der Zeit? Auch hier löst die Alte Leipziger diese Herausforderung mit einer „Innovationsklausel“. Das heißt, Kunden profitieren beitragsfrei von zukünftigen Produktneuerungen. Weil Coro­­na bei der Produktentwicklung noch nicht absehbar war, konnten dadurch mittlerweile neue Leistungen in den Versicherungsschutz integriert werden. Wenn zum Beispiel der Herd kaputt ist und die Küche kalt bleiben muss, gibt es einen Zuschuss für die Restaurantbestellungen oder den Lieferservice bis 250 Euro. Im Fall von Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit greift eine zwölfmonatige Beitragsbefreiung.

Wechselt der Kunde von einem anderen Versicherer zur Alte Leipziger, so ist garantiert, dass im Schadenfall der bessere Schutz zählt. Besteht zum Zeitpunkt des Schadens ein anderer Tarif in Deutschland mit höheren Leistungen, dann gilt durch die „Bestleistungsgarantie“ für die Regulierung der Tarif des anderen Versicherers.

Verbraucherorientierte Wohngebäudeversicherung

Die Alte Leipziger hat bei der Neukonzeption ihrer Wohngebäudeversicherung, die im Dezember 2021 auf den Markt gekommen ist, die Lehren aus der Flutkatastrophe berücksichtigt. Der Elementarschutz enthält deshalb eine besonders verbraucherorientierte Definition der Überschwemmungsschäden und hilft Kunden zum Beispiel mit dem Ersatz von Trocknungskosten, wenn nach Starkregenereignissen Schäden durch Grundwasser entstanden sind. Zusätzlich bietet sie Kostenersatz für eine Hochwasser-Vorsorgeberatung. Im schlimmsten Fall, dem Totalschaden, bietet das neue Produktkonzept Neuwert- statt nur Zeitwertersatz, wenn das Haus an einem anderen Ort wiederaufgebaut wird. Neukunden, die bisher einen schlechteren oder keinen Elementarschutz haben, erhalten ihn als Sofort-Upgrade für sechs Monate kostenlos.

Wenn Kunden im Schadenfall selbst mit anpacken und beispielsweise Malerarbeiten übernehmen, reduziert sich der Preis erheblich und sie werden für ihre Leistung fair und transparent im Rahmen eines Leistungskatalogs entlohnt. Neben dem Angebot für Selbermacher gibt es umweltfreundliche Produktmerkmale oder ein neuartiges Zusatzpaket für den Garten. „Grob fahrlässige Obliegenheitsverletzungen“ wie unzureichendes Heizen bei Frost führen im neuen Produkt nicht mehr zu Schadenablehnungen.

Und Firmen?

Auch in der Gewerbeversicherung sind Versicherer gefragt, mit Anpassungen auf die Pandemie zu reagieren. Die Alte Leipziger hat beispielsweise im Februar 2021 im Heilwesensegment spezielle, für die Zeit der Corona-Pandemie befristete Haftpflicht-Deckungserweiterungen eingeführt.

Die Betriebsschließungsversicherung (BSV) war noch nie so im Fokus wie seit Pandemiebeginn. Sie hat branchenweit viel Unzufriedenheit hervorgebracht, weil vor Corona niemand an eine Allgemeinverfügung anlässlich einer Pandemie gedacht hatte. Nun haben die Versicherer ihre Produkte an die neue Situation angepasst. Die Alte Leipziger hat Leistungen ausgebaut und verbessert, wichtige Klarstellungen vorgenommen und den dynamischen Bezug zum Infektionsschutzgesetz eingeführt. Ursprünglich war die BSV Betrieben, die mit Lebensmitteln zu tun haben, sowie der Hotel- und Gastronomie­branche vorbehalten. Nun wurde sie auf weitere Betriebsarten erweitert, beispielsweise Arztpraxen, Schuhgeschäfte, Boutiquen, Friseure und Kosmetiksalons.

Fazit

Es kommt zukünftig stärker als bisher darauf an, dass sich die Versicherer mit Produkten und Prozessen schnell den neuen Herausforderungen anpassen können. Außerordentliche Krisen können helfen, die Produkte weiterzuentwickeln, indem sie Lücken aufzeigen. Das Produktmanagement der Sachversicherer ist laufend gefordert, den Versicherungsschutz dem Leben anzupassen. Tempo ist wichtig.

Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 02/2022, S. 28 f., und in unserem ePaper.

Bild: © fotomek – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Kai Waldmann