Die R+V Versicherungsgruppe verbuchte 2022 im Vergleich zum Vorjahr ein rückläufiges Beitragsvolumen. Dieses lag mit 19,5 Mrd. Euro um 3,1% unter dem Vorjahreswert von 20,2 Mrd. Euro. Bei der Präsentation der Geschäftszahlen 2022 am Donnerstag sagte R+V-Vorstandsvorsitzender Dr. Norbert Rollinger, dass er zuversichtlich sei, dass der Versicherer 2023 die 20-Milliarden-Grenze wieder überschreiten werde. Das Geschäftsmodell sei intakt und man investiere weiter massiv in IT und Personal, um in den nächsten Jahren das „digital-persönliche Omnikanalmodell“ voranzutreiben.
Schnelle Zinswende mit Wirkung auf Konzernergebnis
Der R+V Konzern schloss das Geschäftsjahr 2022 mit einem Verlust (IFRS-Bilanzierung) von 258 Mio. Euro ab. Als Grund für den starken Ergebnisrückgang gegenüber dem hohen Vorjahresgewinn von 914 Mio. Euro nennt der Versicherer vor allem den starken Zinsanstieg im vergangenen Jahr. Marktbewertungseffekte führten zudem zu einem Minus des Kapitalanlageergebnisses von 3,6 Mrd. Euro.
Der Hintergrund für die hohe Volatilität der Ergebnisse der R+V liegt in der Bilanzierung: Sie bilanziert ihre Kapitalanlagen aufgrund ihrer Zugehörigkeit zum DZ BANK Konzern bereits nach IFRS 9 und damit zu einem relativ hohen Anteil erfolgswirksam. Dagegen konnten Marktbewertungen in der Versicherungstechnik bislang noch nicht adäquat berücksichtigt werden. Es ist kompliziert, könnte man die Situation bezeichnen. Dies soll sich jedoch ab dem Jahr 2023 mit der Einführung von IFRS 17 ändern. Die R+V erwartet dann eine Stabilisierung der Ergebnisse.
Nach HGB-Rechnungslegung beendete die R+V Versicherung AG das Jahr 2022 mit einem Ergebnis von 120 Mio. Euro vor Steuern (2021: 163 Mio. Euro).
Was lief gut, was nicht
Während das Geschäft in der Schaden-/Unfallversicherung und in der Krankenversicherung 2022 weiterwuchs, verzeichnete die R+V in der Lebens- und Pensionsversicherung einen Umsatzrückgang. Insbesondere aufgrund eines schwächeren Einmalbeitragsgeschäfts beliefen sich die Beiträge insgesamt auf 15,6 Mrd. Euro, was ein Minus von 3,8% darstellt.
Aufgrund des starken Bankenvertriebs sei man in dem Bereich stärker betroffen als andere Versicherer. Waren zuletzt Einmalbeiträge im Niedrigzinsumfeld eine attraktive Anlageform, würden Banken nun wieder mehr klassische Bankprodukte absetzen. Große Besorgnis bereite diese Entwicklung aber nicht, erklärt Rollinger, das Einmalbeitragsgeschäft werde sich nun wieder auf Normalniveau begeben.
Bei den gesamten laufenden Beiträgen wiederum erzielte die R+V dagegen ein Plus von 4% auf 12,3 Mrd. Euro und lag damit über dem Marktdurchschnitt. Marktanteile konnten auch im Bereich der Krankenversicherung und im Kreditgeschäft gewonnen werden. Bei Letzterem liegt der Marktanteil mittlerweile bei 26%.
Große Pläne in der Krankenversicherung
Ein wichtiger Wachstumstreiber war 2022 erneut das Geschäftsfeld Gesundheit. Hier erzielte die R+V im zurückliegenden Geschäftsjahr mit 13% ihre höchste Wachstumsrate. Als nächstes Ziel kündigt der Versicherer an, bis 2026 das Beitragsvolumen auf 1 Mrd. Euro steigern zu wollen. Dazu beitragen sollen gleichermaßen die private und die betriebliche Krankenversicherung sowie die Pflegeversicherung – und hier insbesondere die tarifliche Pflegezusatzversicherung der Chemiebranche. Für das erste Quartal 2023 kann die R+V Krankenversicherung bereits ein Plus von 6,6% vermelden.
Das Jahr 2023 sei gut angelaufen, Lücken würden sich verkleinern und der Wachstumspfad beschritten. Wo es noch Wachstumsentwicklungen unter dem Markt gibt, geht Rollinger davon aus, dass sich diese bis zum Jahresende schließen werden.
Für den weiteren Jahresverlauf ist die R+V zuversichtlich, Kundinnen und Kunden davon zu überzeugen, mehr für ihre private und betriebliche Altersvorsorge zu tun. „Für das Gesamtjahr 2023 gehen wir im deutschen Erstversicherungsgeschäft davon aus, beim nachhaltigen Geschäft mit laufenden Beiträgen weiterhin oberhalb der Branche zu wachsen“, sagt Rollinger. Auch im Biometriegeschäft werden weitere Impulse erwartet. (bh)
Bild: © R+V, Dr. Norbert Rollinger
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