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10. Oktober 2024
Rating: Diese Lebensversicherer sind sicher aufgestellt
Rating: Diese Lebensversicherer sind sicher aufgestellt

Rating: Diese Lebensversicherer sind sicher aufgestellt

Wie sind die 30 größten Lebensversicherer finanziell aufgestellt? Wie meistern sie das Auf und Ab des Zinsumfeldes? Das hat das Analysehaus Metzler Ratings untersucht. Das Ergebnis: Drei Unternehmen sind aktuell sehr gut aufgestellt, bei sechs hingegen ergeben sich derzeit „bedenkliche Sicherheitslücken“.

Sind die größten Lebensversicherer im deutschen Markt der Achterbahn des aktuellen Zinsumfeldes gewachsen? Wie sind sie derzeit finanziell aufgestellt? Um diesen Fragen auf den Grund zu geben, hat das Analysehaus Metzler auch dieses Jahr wieder die Bilanzzahlen der 30 größten Lebensversicherer für das Geschäftsjahr 2023 untersucht und festgestellt: Die Unternehmen stehen finanziell sehr unterschiedlich da.

Vor allem klassische Lebensversicherungen hatten es in den letzten Jahren nicht einfach. Aufgrund der jahrelangen Niedrigzinsphase sind die Zinsen der klassischen Policen immer weiter gesunken. Sie entwickelten sich vom liebsten Anlageprodukt der Deutschen zum Ladenhüter. „Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass neu abgeschlossene Verträge oft weniger als 2% abwarfen“, erklärt Dr. Marco Metzler, Gründer und Chef der Metzler Rating GmbH.

Zinswende als Problem für Lebensversicherer

Die abrupte Zinswende – von -0,5% auf 4% in etwas mehr als einem Jahr – löste die Probleme allerdings nicht, sondern verschärfte sie nur noch. Die stillen Reserven der Versicherer, die sich Ende 2021 auf 155 Mrd. Euro beliefen, wandelten sich innerhalb eines Jahres in stille Lasten von rund 105 Mrd. Euro. Grund dafür: Bedingt durch die Zinswende der Zentralbanken weltweit sank der Kurswert kaum verzinster Anleihen, die während der vergangenen zehn Jahre erworben wurden, massiv, erklärt Metzler Ratings. Bis Ende 2023 gelang es der Branche – auch aufgrund des insgesamt positiveren Zinsumfeldes – diese stillen Lasten auf rund 75 Mrd. Euro zu drücken.

Heterogene Entwicklung bei den Gesellschaften

Das Bild bei den einzelnen Versicherern zeigt sich jedoch höchst unterschiedlich, erklärt das Ratinghaus. Einige Versicherer konnten im letzten Jahr die stillen Lasten in ihren Bilanzen wieder in stille Reserven umwandeln. Dazu gehören beispielsweise die WWK und die Hannoversche. Auf der anderen Seite weisen die Bilanzen von Unternehmen wie LPV, LVM und Cosmos Stille von Lasten von 15% bis zu fast 25% auf.

Obwohl dies zwar insgesamt eine „positive Entwicklung“ sei, können Spezialisten noch keine Entwarnung geben. Denn insbesondere institutionelle Anleger wie Unternehmen, Pensionskassen und Stiftungen kündigen immer häufiger ihre Einmalanlagen bei den Lebensversicherern, ohne neue Verträge abzuschließen. Grund dafür ist, dass Banken aktuell deutlich bessere Zinskonditionen anbieten können. Dieser Trend führte dazu, dass die Prämieneinnahmen der Lebensversicherer im Jahr 2023 um 4% gegenüber dem Vorjahr auf 89 Mrd. Euro schrumpften.

Immobilieninvestments problematisch für viele Versicherer

Metzler stellt jedoch ein weiteres Problem für die Lebensversicherer fest: Aufgrund der niedrigen Zinsen haben Unternehmen in den vergangenen Jahren vermehrt in Immobilien investiert. Dann stiegen die Zinsen massiv und damit auch die Finanzierungskosten für die Projektentwickler und Bauträger, so Metzler. Viele von ihnen gingen pleite, fast 600 alleine im vergangenen Jahr. Das bekannteste Beispiel ist wahrscheinlich die Signa-Gruppe, bei der laut der Aufsichtsbehörde BaFin allein 46 Versicherer investiert hatten. Bei neun von ihnen betrug das Investment in Signa mehr als 1% ihres Portfolios, der Spitzenwert liegt laut Aussagen der BaFin bei 2,2%. Die BaFin sieht in den Investments keine wesentliche Bedrohung für die Versicherungsbranche, da das Gesamtinvestment der Versicherer in inzwischen insolvente Bauträger und Projektentwickler mit rund 5 Mrd. Euro relativ gering war. „Doch anders als bei Anleihen können diese Verluste nicht als stille Lasten verbucht werden, sondern müssen sofort abgeschrieben werden“, erklärt Metzler. Dadurch kamen einige Lebensversicherer selbst mit Auflösung der Zinszusatzreserve nur auf eine Nettorendite von weniger als 2%.

WWK als Spitzenreiter vor Victoria, Hannoversche

Für das Rating untersucht das Analysehaus verschiedene Bilanzkennzahlen, unter anderem Substanzkraft, Bewertungs- und Zinszusatzreserve sowie Nettorendite. In einem zweiten Schritt bewerten die Analysten Sicherungsmittel und (künftige) Ertragskraft. Diese beiden Bewertungen werden in einer Gesamtnote von 1,0 bis 7,0 gebündelt. Zuletzt werden jeweils fünf benachbarte Zehntelnotenstufen in speziellen Sicherheitsratings von AAA (beste Bewertung) bis C (schlechteste Bewertung) zusammengefasst.

Der Spitzenreiter vom letzten Jahr konnte sich auch dieses Jahr wieder durchsetzen. Mit einem Triple-A-Rating (AAA) und einer Note von 1,0 steht die WWK an der Spitze der bewerteten Gesellschaften. Ebenfalls ein Triple-A-Rating konnten sich die Victoria (1,1) und die Hannoversche (1,3) sichern. Weitere Unternehmen in den Top 10 sind (in Reihenfolge der Platzierung): Provinzial Rheinland, Nürnberger, Signal Iduna, VOLKSWOHL BUND, Provinzial Hannover, SV Leben und Allianz.

Sicherheitslücken stellt das Ratinghaus bei sechs Versicherern fest: Gothaer, Generali, LPV (vormals PB Leben), Zurich, Cosmos und LVM. Diese Versicherer können selbst unter Hinzurechnung der Zinszusatzreserve ihre jeweiligen stillen Lasten nicht kompensieren, so die Analysten. Ihre Sicherheitsquote liegt somit unter null. (js)

Bild: © Jo Panuwat D – stock.adobe.com