Die Ratingagentur MORGEN & MORGEN (M&M) hat abermals Berufsunfähigkeitstarife (BU) unter die Lupe genommen. Im Rahmen des M&M Ratings Berufsunfähigkeit haben die Analysten 617 Tarife und Tarifkombinationen bewertet. Im Vorgänger-Rating waren es noch 571 Tarife und Tarifkombinationen und damit 46 weniger. „Der Anstieg ist sowohl neuen Tarifen als auch weiteren Tarifausprägungen in Form von differenzierten Varianten bestehender Tarife geschuldet“, erklärt Andreas Ludwig, Bereichsleiter Rating & Analyse bei MORGEN & MORGEN.
Zunahme der Fünf-Sterne-Riege
Wie das Gesamtbild der Ratingbewertung zeigt, hat sich die Zahl der Tarife mit der Höchstwertung von fünf Sternen vergrößert. Laut M&M konnten sich einige der Versicherer in den Teilratings verbessern. Die Gründe seien individuell und könnten bei kleinsten Änderungen zu einer neuen Bewertung führen. Die Anpassung der Ratingfragen zu den Nachversicherungsgarantien habe bei dem einen oder anderen Tarif ebenfalls zu einer leichten Veränderung im Gesamtergebnis geführt, wie die Analysten erläutern. Insgesamt 486 Tarife und damit 39 mehr als im vergangenen Ratingjahrgang haben die Höchstwertung erhalten.
Verschiebungen im Mittelfeld
Das Feld der Tarife mit vier Sternen hat sich dagegen etwas verkleinert auf 34 Tarife und somit 4 Tarife verloren. 77 Tarife und damit 15 mehr als im Vorjahr bekamen drei Sterne. Lediglich 20 Tarife wurden nur mit zwei oder einem Stern ausgezeichnet – das sind vier Tarife weniger als im vergangenen Rating.
Neugeschäft legt um fast 10% zu
Wie MORGEN & MORGEN zudem mitteilt, verzeichnete der BU-Markt im Vergleich zur Vorjahresbetrachtung ein deutliches Wachstum des Neugeschäfts. Während das Neugeschäft vormals nur um 0,4% gewachsen ist, waren es im aktuellen Betrachtungszeitraum knapp 10%. Demzufolge erhöhten sich auch die eingenommenen Beiträge und wiesen ein Plus von 6% auf. In der Vorjahresbetrachtung waren es 3,3%. Den Analysten zufolge befinden sich rund 275.000 BU-Renten mit einem Volumen von rund 2,4 Mrd. Euro in der Auszahlung. Das sind aktuell 4.000 BU-Renten mehr.
Es tut sich viel in der Nachversicherung
Eine große Dynamik ist aktuell in der Nachversicherung zu beobachten. Die Analysten berichten von einer zunehmenden Differenzierung – hinsichtlich der Altersgrenzen, der maximalen Rentenhöhen, der Ereignisse, die zur Nachversicherung berechtigen und der Frage, ob nur auf eine Gesundheitsprüfung bei der Nachversicherung verzichtet wird oder auf die komplette Risikoprüfung. Aus diesem Grund wurden im aktuellen BU-Rating die Ratingfragen angepasst und außerdem ein gesondertes Rating zum Thema Nachversicherungsgarantie entworfen (AssCompact berichtete: Erstmals Rating zur BU-Nachversicherung). „Wir stellen hier einen zunehmenden Wettbewerb fest und sehen eine deutliche Verbesserung im Angebot der Nachversicherungsgarantien“, erklärt Ludwig.
Ablehnungsquote gesunken
Im Rahmen das Ratings wurden auch die Themen Vorerkrankungen und Ablehnungsquote beleuchtet. Hier sehen die Analysten einen positiven Trend. Demnach werden unter den Beantragenden zunehmend Vorerkrankte ohne Erschwernis angenommen. Deren Anteil hat sich von 77,24% auf 78,77% erhöht. Diese positive Entwicklung spiegle sich laut M&M auch in der Ablehnungsquote wider, die sich um 0,58 Prozentpunkte auf 3% verringert hat. Auch die Zuschläge und Ausschlüsse bei Vorerkrankungen sinken. Ihr Anteil ging von 1,32% auf 0,98% zurück. „Vorerkrankungen scheinen bei der Annahme weniger ins Gewicht zu fallen“, konstatiert Ludwig.
Grundfähigkeitsversicherung stark im Kommen
Im Fazit unterstreicht MORGEN & MORGEN, dass sich die Berufsunfähigkeitsversicherung als Königsweg der Arbeitskraftabsicherung auf einem hohen Bedingungsniveau etabliert hat. Ihre Zielgruppe werde weiterhin hauptsächlich die nicht körperlichen Berufe ausüben. Als Alternative sei die Grundfähigkeitsversicherung stark im Kommen, die aber nur in bestimmten Konstellationen eine echte Arbeitskraftabsicherung darstellt: zum einen temporär, im Falle der AU-Klausel, zum anderen berufsbezogen durch die Absicherung von Fähigkeiten, die bei der Ausübung des Berufs erforderlich sind. Die Erwerbsunfähigkeitsversicherung als echte Arbeitskraftabsicherung bleibt den Analysten zufolge nach wie vor zu Unrecht eher ein Nischenprodukt.
Wettbewerb auch künftig über Differenzierung einzelner Bedingungen
Was die Bedingungen angeht, präsentiert sich die BU auf höchstem Niveau. Entsprechend dürfte der Wettbewerb auch in Zukunft hauptsächlich über die Differenzierung einzelner Bedingungen erfolgen. Aktuell geschehe dies vor allem über die unterschiedlichen Nachversicherungsangebote, so MORGEN & MORGEN.
Informationen zur Methodik und detaillierte Ratingergebnisse. (tk)
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