Die private Altersvorsorge in Deutschland steht auf dem Prüfstand. Zu bürokratisch, zu kompliziert, zu wenig Renditechancen, so die Kritik. Es bedarf also einer Reform, um möglichst viele Bundesbürger zu motivieren, in die private Altersvorsorge zu investieren. Denn dass die gesetzlichen Leistungen kaum ausreichen dürften, um im Alter den Lebensstandard zu sichern, das gilt weithin als bekannt.
Fokusgruppe sollte Status quo und potenzielle Lösungen betrachten
Die Ampelkoalition hat sich in ihrem Koalitionsvertrag einer Prüfung der privaten Altersvorsorge verschrieben. Im Rahmen dessen nahm Anfang des Jahres die Fokusgruppe „private Altersvorsorge“ unter Vorsitz des Parlamentarischen Staatssekretärs beim Bundesministerium der Finanzen, Dr. Florian Toncar, ihre Arbeit auf (AssCompact berichtete: Fokusgruppe „private Altersvorsorge“ nimmt Arbeit auf).
In sechs Sitzungen sollte die Gruppe zunächst den Status quo betrachten, um danach die Möglichkeit einer Förderung von privaten Produkten mit höheren Renditechancen als bei derzeitigen Riester-Verträgen zu prüfen. Auch die Möglichkeit eines öffentlich verantworteten Fonds sollte betrachtet werden, genau wie Förderungen mit Anreizen für niedrige Einkommensgruppen, heißt es auf der Website des Bundesministeriums der Finanzen. Laut dem Ministerium soll der Abschlussbericht bis zum Sommer vorgelegt werden.
Abschlussbericht in Kürze erwartet
Auf Nachfrage von AssCompact hat das Bundesministerium nun bestätigt, dass die letzte Sitzung der Fokusgruppe diesen Dienstag, den 27.06.2023, stattfinden wird. Der Abschlussbericht werde dann „zeitnah im Anschluss veröffentlicht“, bestätigte das Ministerium gegenüber AssCompact. Einen genauen Zeitraum für die Veröffentlichung nannte das Ministerium nicht.
Verbände und Gruppen haben Lösungsvorschläge gebracht
Im Rahmen der Fokusgruppe haben auch verschiedene Gruppen und Verbände ihre Ideen für die Zukunft der privaten Altersvorsorge in Deutschland präsentiert. So hat unter anderem der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV) das Konzept der „Bürgerrente“ vorgelegt. Die Verbraucherzentrale wirbt für eine Extrarente durch Teilnahme an einem freiwilligen Vorsorgefonds, während der BVI das Konzept eines Fondsspardepots mit einer Mindestlaufzeit bis zum 60. Lebensjahr entwickelt hat. Auch das Institut für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) hat in seinem Konzeptpapier unter anderem eine Neukonzeption der Riester-Rente vorgeschlagen (AssCompact berichtete: Umfrage: Konzept der GDV-Bürgerrente findet bei Mehrheit Anklang und Reform der privaten Altersvorsorge: Das schlägt das IVFP vor).
Es bleibt zu sehen, in welche Richtung die Vorschläge der Fokusgruppe gehen werden und ob und in welchem Ausmaß sie die Reformoptionen und Lösungsvorschläge der Lobbygruppen beinhalten werden. (js)
Bild: © Wellnhofer Designs – stock.adobe.com
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