Interview mit Stefan Holzer, Leiter Market Management Versicherung und Mitglied der Geschäftsleitung von Swiss Life Deutschland, und Christoph Gisler, Head Infrastructure Equity bei Swiss Life Asset Managers
Herr Holzer, Swiss Life Deutschland hat Anfang Juli eine neue fondsgebundene Vorsorgelösung namens Swiss Life Privado Police an den Markt gebracht. Können Sie mir die Vision hinter der Produktneuheit erläutern?
Stefan Holzer Wir wollten eine Lösung schaffen, die nicht nur unseren Kunden stabile und ansprechende Renditen bietet, sondern auch einen gesellschaftlichen Mehrwert liefert – schließlich geht es gerade der Politik mit der neuen ELTIF-Verordnung darum, mehr Beteiligung in Infrastrukturprojekte zu ermöglichen. Mit unserem Produkt leisten wir dazu einen spürbaren, auf Langfristigkeit ausgelegten Beitrag.
In Zusammenarbeit mit unseren erfahrenen Fondsmanagern von Swiss Life Asset Managers haben wir beschlossen, Infrastrukturinvestitionen über einen sogenannten European Long-Term Investment Fund [ELTIF, Anm. d. Red.] in eine fondsgebundene Rentenversicherung zu integrieren. Die Anlage in Infrastruktur bietet langfristige und stabile Anlagemöglichkeiten, die gut zu den langen Laufzeiten unserer Altersvorsorgeprodukte passen.
Was war die treibende Kraft hinter der Einführung dieses Produkts?
SH Wir haben festgestellt, dass die Nachfrage nach stabilen und langfristigen Anlageformen in den letzten Jahren stark gestiegen ist. Zudem bietet die angepasste Verordnung der europäischen Regulierung für ELTIFs, auch bekannt unter ELTIF 2.0, eine Grundlage, um Investitionen im Rahmen einer Lebensversicherung attraktiver und einfacher anbieten zu können. Dieses Timing haben wir genutzt, um unsere Kompetenzen zusammenzubringen und das Produkt auf den Markt zu bringen.
Herr Gisler, Basis der Vorsorgelösung ist ein sog. ELTIF, die Regulierung wurde gerade angesprochen. Was genau hat sich geändert?
Christoph Gisler Die jüngsten Änderungen in der ELTIF-Regulierung haben den Zugang für private Anleger vereinfacht und erweitert. Diese Öffnung ermöglicht es uns, eine breitere Kundenschicht zu erreichen. Die Anforderungen an die Diversifikation wurden ebenfalls gelockert, was uns mehr Flexibilität bei der Investition in verschiedene, nicht börsennotierte Infrastrukturprojekte gibt. Die Kombination daraus ermöglicht es uns, diese Anlageklasse auch Lebensversicherungskunden direkt anzubieten.
Was genau macht Infrastrukturinvestitionen so besonders, zum Beispiel im Vergleich zu herkömmlichen Aktienfonds?
CG Infrastrukturinvestitionen, die wir tätigen, sind langfristig angelegt und weniger volatil als Aktien. Sie bieten stabile Ausschüttungen, ähnlich wie Dividenden bei Aktien, weswegen sie für die Altersvorsorge geeignet sind. Außerdem tragen diese Investitionen zur Verbesserung der Infrastruktur bei, was sowohl der gegenwärtigen Generation als auch zukünftigen Generationen zugutekommt.
Auf welche Assets zielt der Fonds hinter dem Produkt ab?
CG Das Portfolio ist breit diversifiziert und umfasst verschiedene Sektoren wie erneuerbare Energien, Verkehrsinfrastruktur und Telekommunikation. Beispielsweise investieren wir in Wasserkraftwerke in Norwegen, Fernwärmenetze in England und Batteriekapazitäten in Deutschland. Unsere Beteiligungen umfassen auch Stromnetze und Solarkraftwerke. Durch diese Diversifikation und den Fokus auf nicht börsennotierte Unternehmen streben wir an, die Risiken zu minimieren.
Die deutsche Bevölkerung gilt als kapitalmarktscheu. Ein Nachteil, da es sich bei einem ELTIF um ein spezielles Anlagevehikel handelt?
SH Nein, keineswegs. Wir stellen zwar fest, dass es in Deutschland traditionell eine gewisse Zurückhaltung gegenüber Investitionen am Kapitalmarkt gibt, die auf Skepsis und Berührungsängste zurückzuführen ist. Allerdings beobachten wir seit einigen Jahren eine Veränderung, insbesondere bei jüngeren Menschen. Diese sind zunehmend offener für Kapitalmarktinvestitionen und sehen darin eine Möglichkeit, langfristig Vermögen aufzubauen. Diese positive Entwicklung zeigt sich auch bei älteren Generationen, auch sie gewinnen mehr Vertrauen in kapitalmarktbasierte Produkte.
Was sind die wesentlichen Merkmale des Produkts?
SH Der bei der Swiss Life Privado Police verwendete Privado Infrastruktur-ELTIF strebt eine Nettorendite von 6% bis 9% pro Jahr an, nach Abzug der Fondskosten. Diese Rendite liegt damit auf einem Niveau mit Aktieninvestments, allerdings bei deutlich geringerer Volatilität. Die Mindesthaltedauer für die Swiss Life Privado Police beträgt zwölf Jahre, wobei wir empfehlen, bis zum Alter von mindestens 62 Jahren zu investieren, um die steuerlichen Vorteile voll auszuschöpfen. Die Einstiegshöhe liegt bei 10.000 Euro, und Zuzahlungen sind ab 5.000 Euro jederzeit möglich. Bezüglich der Kosten sprechen wir von einer jährlichen Managementgebühr für den Privado ELTIF sowie die Kosten für den Versicherungsschutz, die sich im marktüblichen Rahmen bewegen und abhängig von der Höhe und Laufzeit der Investition sind.
CG Im Rahmen der angestrebten Gesamtnettorendite des ELTIF bieten wir jährliche Ausschüttungen, die etwa 4% bis 5% des investierten Kapitals betragen und den Anlegern regelmäßige Erträge sichern. Bei der Swiss Life Privado Police werden diese Erträge thesauriert und tragen zum bereits erwähnten Renditeziel des Privado ELTIF bei.
Wie gestaltet sich die Auszahlungsphase?
SH In der Auszahlungsphase hat die versicherte Person verschiedene Optionen. Zum geplanten Rentenbeginn kann man sich entscheiden, ob man das Kapital entnehmen oder in eine Verrentung mit unserem leistungsstarken fondsgebundenen Rentenbezug übergehen möchte. Entscheidet sich die Kundin oder der Kunde für die Verrentung, wird nur der Ertragsanteil besteuert, wobei der Prozentsatz abhängig vom Alter bei Rentenbeginn ist. Alternativ kann auch das gesamte Kapital entnommen werden, wobei hier bei Erfüllung der einschlägigen Voraussetzungen das Halbeinkünfteverfahren zur Anwendung kommt.
Ein neues Produkt geht im Vertrieb mit neuem Informationsbedarf einher. Wie unterstützt Swiss Life Deutschland die Versicherungsmaklerinnen und -makler?
SH Natürlich gibt es bei jeder Produktneuheit immer eine Lernkurve. Unsere Vertriebspartnerinnen und -partner sind primär auf Versicherungen spezialisiert und nicht allesamt reine Investmentprofis. Den Startschuss bildeten daher wie üblich intensive Schulungen für unseren Außendienst, um dann im nächsten Schritt auf unsere Geschäftsparterinnen und -partner zuzugehen. Diese werden dann unter anderem zu regionalen Workshops eingeladen, die von unseren Vertriebsdirektionen organisiert werden. Zusätzlich bieten wir Schulungsangebote und Workshops an, die durch Marketingmaterialien, Live-Webinare und Messeauftritte flankiert werden. Wir bemerken dabei auch eine zunehmende Offenheit und ein wachsendes Interesse der Maklerschaft gegenüber den Vorteilen der Fondskategorie ELTIF, die Privatanlegern Zugang zu attraktiven Anlageklassen wie zum Beispiel Infrastrukturanlagen ermöglicht, die für sie so bisher nicht verfügbar waren.
Gibt es spezielle Zielgruppen, die Sie ansprechen möchten?
SH Unsere Hauptzielgruppe sind Kundinnen und Kunden über 50, die bereits einen gewissen Kapitalstock angespart haben und von den steuerlichen Vorteilen unserer Lösung profitieren können. Aber auch jüngere, wohlhabende Menschen, die langfristig denken, finden in diesem Produkt eine geeignete Ergänzung zu ihrer Altersvorsorge. Eher weniger geeignet ist es für Personen, die am Anfang ihrer beruflichen Laufbahn stehen und nur kleine Beträge investieren können, bzw. Personen, die nicht über ausreichend liquide Mittel verfügen. Zum Beispiel würde ich es nicht jemandem empfehlen, der gerade studiert und monatlich nur geringe Beträge entbehren kann. Da eignen sich zum Einstieg in die Altersvorsorge andere Konzepte besser.
Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 08/2024 und in unserem ePaper.
Bild: © Stefan Holzer, Christoph Gisler, Swiss Life
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