Das Analysehaus MORGEN & MORGEN hat dieses Jahr sein Rating zu den Krankenversicherungsunternehmen (KV) umstrukturiert. Hintergrund der Anpassung ist die rasante Trendwende am Kapitalmarkt, erklären die Analysten. Um die aktuelle Marktsituation besser abzubilden, besteht das Rating nun aus einem Gesamtrating, das sich aus drei weiteren Teilratings – Erfolg, Sicherheit und Bestand – zusammensetzt. Dabei wurden auch zwei neue Ratingbestandteile aufgenommen: künftig werden im Teilrating Sicherheit die Solvency II-Kennzahlen der Unternehmen beleuchtet, im Teilrating Erfolg blicken die Analysten seit neuestem auch auf die Überzinsungsquote. Das ermöglicht ergänzend zum Gesamtblick auf das Unternehmen einen Einblick in die wesentlichen Kennzahlen, begründet MORGEN & MORGEN die Änderungen.
Versicherer schneiden gleich oder leicht verbessert als im Vorjahr ab
Auch in diesem Jahrgang wurden wieder 30 private Krankenversicherer unter die Lupe genommen. Für das Rating betrachtet MORGEN & MORGEN 13 Bilanzkennzahlen der Versicherer über einen Fünfjahreszeitraum. Ein Benchmark-Bewertungssystem löst ab sofort die bisherige relative Punktevergabe anhand der Normalverteilung ab. Dabei werden die Benchmarks im Zeitverlauf angepasst und Marktschwankungen berücksichtigt. So können die Analysten jederzeit sicherstellen, dass das Ratingergebnis die aktuelle Marktsituation widerspiegelt.
Gravierende Änderungen zu den Vorjahren gibt es keine – die PKV-Unternehmen stehen weiterhin auf soliden Füßen. Doch: „Aufgrund der Neuerungen ist die diesjährige Verteilung im Ratingergebnis nicht mit dem Vorjahresergebnis vergleichbar“, merkt Thorsten Saal, Bereichsleiter Mathematik bei MORGEN & MORGEN, an. Viele Versicherer schneiden jedoch gleich oder leicht verbessert ab.
Teilrating Erfolg: Großteil der Versicherer wirtschaftlich sehr gut aufgestellt
Im Teilrating Erfolg erhalten sechs Gesellschaften die Höchstbewertung, zehn wurden als sehr gut bewertet – auf der anderen Seite wurden vier Unternehmen schwach und eines sogar als sehr schwach eingestuft. Durchschnittlich erfolgreich waren neun Versicherer „Der Blick auf die Erfolgskennzahlen zeigt, dass ein Großteil der Versicherer wirtschaftlich sehr gut aufgestellt ist – trotz herausforderndem Kapitalmarkt und kontinuierlich steigenden Leistungsausgaben“, so Saal.
Gespaltene Entwicklung bei Bestandswachstum
Das Teilrating Bestand spiegelt die aktuelle zwiegespaltene Marktsituation um die Bestandsentwicklung wider: Einzelne Versicherer verzeichnen noch großes Wachstum, doch im Schnitt geht das Bestandswachstum zurück. Während zehn Versicherer fünf Sterne erhalten, finden sich am anderen Ende des Spektrums auch neun Unternehmen, die nur einen Stern erhalten. Drei Versicherer bekommen ein sehr gutes Ergebnis (vier Sterne). Jeweils vier Unternehmen erhalten eine schwache (zwei Sterne) und eine durchschnittliche (drei Sterne) Bewertung.
Kaum ein Unternehmen hat BaFin zu fürchten
Das Teilrating Sicherheit – wo neben den Solvency II-Quoten auch die Eigenmittel betrachtet werden – hingegen fällt sehr positiv aus. Da ausnahmslos alle Versicherer die BaFin-Anforderungen problemlos erfüllen, können hier 16 Gesellschaften fünf Sterne, zehn vier Sterne verbuchen. Drei Versicherer erhalten eine durchschnittliche Bewertung, nur einer eine schwache. „Das ist ein starkes Bild und man kann davon ausgehen, dass die top bewerteten Gesellschaften in naher Zukunft nicht unter Beobachtung der BaFin stehen werden“, kommentiert Saal.
Die Gesellschaften mit den Höchstnoten
Im Gesamtrating erweisen sich damit acht Gesellschaften als ausgezeichnet (fünf Sterne) und weitere 15 als sehr gut (vier Sterne). Fünf erhalten eine durchschnittliche Bewertung und zwei eine schwache. Als sehr schwach wird in der Gesamtbewertung kein Versicherer eingestuft (siehe Grafik).
Die acht Gesellschaften, die die Höchstnote erreichen konnten, sind (in alphabetischer Reihenfolge): Allianz, Alte Oldenburger, DEVK, Hanse Merkur, LVM, R+V, Signal und Universa.
KV-Unternehmen können Herausforderungen bisher gut meistern
Damit haben sich die privaten Krankenversicherer in einer krisengeprägten Zeit bisher als stark erwiesen, resümieren die Analysten. „Die Herausforderungen für die PKV waren 2022 nicht klein – umso erfreulicher ist es, dass sie diese bislang sehr gut meistern“, so Saal.
Aus dem Schneider sind die Unternehmen trotzdem noch nicht. Alternde Bestände und medizinischer Fortschritt treiben Kosten in die Höhe. Und wie sich die Inflation und Energiekrise auf die Leistungsausgaben der Unternehmen, wie etwa für medizinische Hilfsmittel und Medikamente, auswirken werden, das ist laut den Analysten noch nicht abzusehen und dürfte sich erst in den Folgejahren zeigen. (js)
Alle Ergebnisse des Ratings können hier eingesehen werden.
Bild: © khwanchai – stock.adobe.com
- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können
