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9. Juli 2024
Mehr Vorsorge für Frauen, mehr bAV für die Rente

Mehr Vorsorge für Frauen, mehr bAV für die Rente

Der Einkommensunterschied im Alter zwischen Frauen und Männern liegt bei mehr als 40%. Die Gründe für das Gender Pension Gap sind vielschichtig. Eine betriebliche Altersversorgung kann helfen, diese Lücke zu schließen. Auch Berater spielen eine wichtige Rolle.

Ein Artikel von Heinke Conrads, Vorstand der Allianz Lebensversicherung für das Ressort Firmenkunden

Die Diskussion um die Zukunft der Rente und der Altersvorsorge in Deutschland ist gefühlt so alt wie die Rentenversicherung selbst. Aber jetzt scheint ein bedeutender Meilenstein erreicht: Lange wurde über den demografischen Wandel geredet, nun ist er da, wenn jetzt und in den kommenden Jahren die geburtenstarken Jahrgänge das Rentenalter erreichen. Und so laufen Diskussionen um die Erhöhung des Renteneintrittsalters, um mehr Einzahler in der gesetzlichen Rente, um Generationengerechtigkeit und ein sicheres Auskommen im Alter.

Eine Hälfte der Bevölkerung muss sich dabei noch mehr Sorgen machen um das Einkommen im Alter: Frauen. Am Beispiel des sogenannten Gender Pension Gaps zeigen sich drei Punkte, die für die gesamte Systemdebatte bedeutend sind: Erstens sind die Herausforderungen in Sachen Rente und Altersvorsorge vielschichtig, daher gibt es zweitens nicht die eine, alles umfassende Lösung, aber man muss sich drittens der Aufgabe pragmatisch und in einer Kombination von neuen Ideen und bewährten Konzepten stellen. Und es ist eine Binsenweisheit, aber nur zur Erinnerung: Wer die Vorsorge von und für Frauen verbessert, verbessert immer auch das ganze System der Altersvorsorge.

Gründe für Gender Pension Gap vielschichtig

Laut Statistischem Bundesamt liegt das Gender Pension Gap, also der Unterschied im Alterseinkommen zwischen Männern und Frauen, bei mehr als 40%. Selbst wenn Einkünfte aus der Hinterbliebenenrente berücksichtigt werden, liegt das Gender Pension Gap in Deutschland immer noch bei 30%. Eine Ursache ist die unterschiedliche Bezahlung, aber eben nicht nur – die Gründe sind vielschichtig, so der erste Punkt. Frauen arbeiten öfter in Teilzeit, meist beginnend mit der Familiengründung: Zwei Drittel aller Mütter mit minderjährigen Kindern arbeiten nicht voll. Familie, Pflege, Care-Arbeit und ein ungleich schwierigerer Wiedereinstieg in den Beruf lassen eine Summe an Ausfallzeiten auflaufen, die sich nachhaltig negativ auf die spätere Rente auswirkt, und das bei einer um fünf Jahre höheren Lebenserwartung. Die gesetzliche Rentenversicherung berücksichtigt zwar Erziehungszeiten und Pflegezeiten, dennoch reichen die erworbenen Rentenansprüche oft nicht aus, um den Lebensstandard im Alter zu sichern. Ausfallzeiten sowie geringeres Einkommen zeigen ihre Wirkung auch bei der betrieblichen und privaten Vorsorge.

Lösungen müssen in der Breite ansetzen

Und damit zum zweiten Punkt: So vielschichtig die Ursachen, so breit müssen die Lösungen ansetzen. Das beginnt mit Information und Aufklärung in der öffentlichen Debatte, in Medien und Kommunikation, in der persönlichen Beratung. Denn 75% der Frauen in Deutschland sind sich des Gender Pension Gaps überhaupt nicht bewusst, wie eine Befragung der Allianz Lebensversicherung im Frühjahr 2024 ergeben hat. Gut ein Drittel der befragten Frauen weiß nicht, mit wieviel Einkommen sie im Alter rechnen können – aber die Hälfte ist sich sicher, dass das eigene Einkommen im Alter nicht reichen wird. Wo mehr Bewusstsein entsteht, können Betroffene an den oben genannten Wendepunkten des Erwerbslebens gemeinsam mit Partnern und Familie überlegen, wie sie den Ausfall der künftigen Vorsorge kompensieren können. Gemeinsam – denn wenn Frauen später mehr Rente bekommen, steigt das Alterseinkommen der Familie auch.

Die Allianz hat gute Erfahrungen mit dem für jeden kostenlos zugänglichen digitalen Rentenkompass gemacht, mit dem Interessierte ihr künftiges Alterseinkommen transparent machen und planen können. Der Rentenkompass zählt schon über 900.000 Nutzerinnen und Nutzer und ist auch mit der staatlichen Digitalen Rentenübersicht verbunden.

Berater können helfen, Vorsorge ins Bewusstsein zu bringen

Das gilt für Frauen und (!) Männer: Die Vorsorge für die Zukunft erst einmal zum Thema machen, das ist der wichtige erste Schritt, den viele nur zaghaft gehen. Bewusstsein schaffen für die eigene Vorsorge, das ist der Ansatzpunkt von Beraterinnen und Beratern vor Ort: Sie erstellen mit ihren Kundinnen und Kunden einen Plan für die kommenden Jahre und Jahrzehnte. Um Risiken abzusichern, Vermögen aufzubauen, Lücken zu schließen und sich im Alter auf ein lebenslanges zusätzliches Einkommen verlassen zu können. Lebensversicherer bieten dafür die passenden Lösungen – mit modernen Produkten, mit Zukunftsvorsorge und Vermögensaufbau im Kollektiv, das über lange Zeiträume Ergebnisse glättet, attraktive Anlagechancen nutzt und volatile Entwicklungen ausgleicht.

bAV ist ideale Ergänzung der gesetzlichen Rente

Und Lebensversicherer stehen, um zum dritten Punkt zu kommen, für einen starken Lösungsansatz: die betriebliche Altersversorgung. In ihrer Geschichte reicht die bAV bis ins 19. Jahrhundert zurück, und zugleich ist sie heute so modern und so gefragt wie nie. Über 50% der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland haben eine aktive bAV-Anwartschaft – das ist gut, aber da steckt noch Potenzial drin. Die Betriebsrente bietet eine ideale Ergänzung der gesetzlichen Rente, weil hier Arbeitgeber und Arbeitnehmer gemeinsam für ein zusätzliches Einkommen sorgen. Die sinnvolle und notwendige Verbreiterung der bAV ist zuverlässig und kostengünstig möglich, weil die Lebensversicherer über Strukturen und Lösungen verfügen, um Millionen von Menschen zusätzlich eine bAV zu bieten.

Gerade Frauen würde eine Verbreiterung der bAV besonders zugutekommen. Denn sie arbeiten vielfach auch in Branchen, in denen die Durchdringungsquote noch vergleichsweise gering ist, zum Beispiel Handel oder Gastronomie, und sie arbeiten häufig in kleineren Unternehmen, die ebenfalls weniger häufig eine bAV anbieten. Unter den Frauen wächst auch die Akzeptanz für die betriebliche Altersversorgung, wie die Befragung der Allianz ergeben hat: Beim Thema Vorsorge vertrauen 21% der Befragten jetzt schon auf ihren Arbeitgeber – mit 8 Prozentpunkten ein deutlicher Vertrauenszuwachs gegenüber der Befragung vier Jahre zuvor. Auch hier steckt noch einiges an Potenzial, denn zwei Drittel der Frauen fänden mehr gute bAV-Angebote für ihre eigene Vorsorge hilfreich.

Der Ansatz heißt daher, die bAV zu verbreitern: Mit Angeboten für Frauen, Ausfallzeiten nachzuholen, etwa mit Elternzeitmodellen, bei denen vorher oder nachher Beiträge aufgestockt werden. Und natürlich, indem viele weitere Unternehmen dafür gewonnen werden – vor allem mit der Strategie, die Benefits der betrieblichen Vorsorge für Unternehmen darzulegen, um Fachkräfte zu gewinnen und dauerhaft zu halten.

bAV kann zur Bewältigung des demographischen Wandels beitragen

Nochmal ein Blick auf die eingangs genannte große Herausforderung, den demografischen Wandel: Es ist wichtig, darüber hinwegzukommen, das Problem zu beschreiben und nur darüber zu sprechen, wie man Folgen finanziert. Es geht darum, gerade die heute Über-50-jährigen im Arbeitsleben zu halten, sie dafür zu begeistern. Die betriebliche Vorsorge, die neben der bAV auch weitere Elemente beinhaltet, kann hier einen Teil beitragen: Etwa mit Zeitwertkonten zur Schaffung flexibler Übergänge vom Erwerbsleben in den Ruhestand oder auch mit einer betrieblichen Krankenversicherung als spürbarem Vorteil.

Mehr betriebliche Vorsorge sichert das Einkommen von Familien, stärkt die Wirtschaft und damit auch das System der Altersvorsorge in Deutschland an sich. Auch im Sinne der Solidargesellschaft: Je mehr Menschen im Alter von ihrem Einkommen leben können und nicht auf die Hilfe der Gesellschaft angewiesen sind, umso besser kann man die unterstützen, die Hilfe brauchen.

Bild: © Allianz