Die Inflation und die allgemein schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen haben den Lebensversicherern im vergangenen Geschäftsjahr ziemlich viel Gegenwind beschert. Die Beitragseinnahmen fielen um 5%, inklusive Pensionskassen und Pensionsfonds. Ähnliche Zahlen hatte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV) bereits während seiner Jahresmedienkonferenz im Januar bekannt gegeben. Nun hat der Branchenverband detailliertere Erkenntnisse in seiner neuen Publikation „Die Lebensversicherung in Zahlen“ vorgelegt.
Private Haushalte hätten im Jahr 2023 demnach verstärkt „kurzfristigere Anlageformen gewählt und langfristige Entscheidungen wie die Altersvorsorge aufgeschoben“, so der GDV. Die Anzahl der Verträge selbst ging um 0,5% zurück. Mit über 85 Millionen Verträgen, davon mehr als 46 Millionen Rentenversicherungen, bleibe die Lebensversicherung aber ein fester Bestandteil der Alterssicherung in Deutschland, kommentiert Moritz Schumann, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des GDV. Pro Tag zahlen die Lebensversicherer, Pensionskassen und Pensionsfonds rund 271 Mio. Euro an ihre Kunden aus, im Gesamtjahr 2023 waren es insgesamt 99 Mrd. Euro. Das ist laut dem GDV ein neuer Rekordwert.
bAV-Neugeschäft stagniert
Vor allem der Einmalbeitrag im Neugeschäft hat im vergangenen Jahr gelitten. Über alle Lebensversicherer, Pensionskassen und Pensionsfonds ging das Neugeschäft im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 15,7% auf 25,8 Mrd. Euro zurück. Im laufenden Beitrag gab es mit 66,3 Mrd. Euro keine Veränderung.
Allerdings schwächelte der „Hoffnungsträger“ der Branche, die betriebliche Altersvorsorge (bAV), wie der Bericht zeigt. Während die Anzahl der Verträge im Jahr 2022 um 0,7% nach oben kletterte, trat sie 2023 auf der Stelle. Die Anzahl der Verträge stagnierte im Jahr 2023 beinahe, mit einem Plus von 0,1%. Der Anteil der bAV an allen Verträgen der Lebensversicherer, Pensionskassen und Pensionsfonds stieg von 19,3% auf 19,4%. Gemessen an den Bestandsbeiträgen lag der Anteil bei 24,5%.
Riester-Neuverträge brechen ein
Im freien Fall dagegen befanden sich die Riester-Verträge. Im Jahr 2023 wurden 41.100 neue Riester-Verträge abgeschlossen, das sind mehr als zwei Drittel weniger als noch im Vorjahr (-67,2%). Der laufende Beitrag der neuen Riester-Verträge ging um 19,9% auf 214 Mio. Euro zurück. Der Rückgang sei vor allem auf die Senkung des Höchstrechnungszinses im Januar 2022 zurückzuführen, die die Kalkulation der Riester-Renten aufgrund ihrer 100%-Garantien der Bruttobeiträge erschwerte, erklärt der GDV.
Die Entwicklung der Basisrentenverträge entwickelte sich dagegen positiv. Hier wurden 2023 14,2% mehr Verträge als im Jahr zuvor abgeschlossen, nämlich 133.800. Der laufende Jahresbeitrag für diese Verträge kletterte um 22,7% auf 503 Mio. Euro.
Reform bei geförderter privater Altersvorsorge drängt
Der Branchenverband betont, dass die für diese Legislaturperiode angekündigte, grundlegende Reform der geförderten privaten Altersvorsorge besonders dringlich sei. Sie sei aufgrund „bekannter, aber behebbarer Mängel reformbedürftig“, so die Publikation. Bisher hat die Bundesregierung noch keine spezifischen Pläne angekündigt. Die Fokusgruppe Private Altersvorsorge hatte im Juli vergangenen Jahres ihren Abschlussbericht veröffentlicht. Laut dem Bundesministerium der Finanzen soll ein entsprechender Gesetzentwurf im Laufe des Jahres dem Bundestag vorgelegt werden.
Der Branchenverband fordert, dass im Rahmen der Reform die Förderung überprüft und an die nominal gestiegenen Einkommen angepasst werden muss, Selbstständige sollen in die Förderung mit einbezogen werden. Insgesamt müsse das Verfahren „einfacher und transparenter“ werden.
Das künftige Ziel der geförderten Produkte müsse eine „Balance aus Chancen und Sicherheit“ sein. Das erfordere eine Lockerung der Garantie der Bruttobeiträge – aber keine Abschaffung.
Trendwende für 2025 erwartet
Bereits im laufenden Jahr befindet sich die Lebensversicherung in einem etwas besserem Umfeld, berichtet der GDV. Eine richtige Trendwende sieht der Branchenverband jedoch aufgrund der aktuell noch schwächelnden Konjunktur und zögerlich sinkenden Zinsen aber erst im Jahr 2025. Hier dürfte sich die Wirtschaft laut Prognosen des Branchenverbandes dynamischer entwickeln und die Inflationsraten weiter sinken. Auch ein Anstieg der realen Einkommen der Haushalte ist zu diesem Zeitpunkt aufgrund der sinkenden Inflation in Aussicht. Das könne dazu führen, dass die Zinsstrukturkurve im nächsten Jahr von den kurzen hin zu den langen Laufzeiten wieder eine positive Steigung aufweist.
Auch die steigende Überschussbeteiligung und die Anhebung des Höchstrechnungszinses werden sich positiv auf die Branche auswirken und Produkte wieder attraktiver für Kunden machen, resümiert der GDV. (js)
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