In der vergangenen Woche fand in München das GVNW-Symposium statt. Der Gesamtverband der versicherungsnehmenden Wirtschaft (GVNW) hatte zum jährlichen Industrieversicherungskongress eingeladen. Er gehört zu den wichtigsten Treffen der deutschen Konzerne mit Industrieversicherern und Industriemaklern. War die Stimmung an den Veranstaltungstagen insgesamt gut und die Themen rund um Risikomanagement, BRSG, Blockchain und neue Technologien von beiderseitigem Interesse, ließ es sich GVNW-Vorsitzender Dr. Alexander Mahnke, im Hauptberuf bei der Siemens AG tätig, nicht nehmen, klare Worte dafür zu finden, was der Verband und seine Mitglieder von den Industrieversicherern erwartet.
„Total ineffiziente Prozesse“
So appellierte er in seiner Begrüßungsrede an die Versicherer, die Trends der Digitalisierung zu erkennen und anzunehmen, insbesondere aber auch die Chancen von Blockchain und Künstlicher Intelligenz zu nutzen, um die „noch total ineffizienten Prozesse“ bei den Gesellschaften zu ändern. Gleichermaßen sollten sich Versicherer proaktiv als Inkubatoren für InsurTechs engagieren.
Gleichermaßen erwarten die GVNW-Mitglieder innovative Deckungskonzepte, denn die Ansprüche an die Haftpflichtversicherung werden im Zuge von Industrie 4.0 steigen. Mehr Services und Assistance-Leistungen müssten von den Industrieversicherern vorangetrieben werden.
Im Zuge der Digitalisierung sind zudem auch Cyber-Gefahren eines der großen Themen der deutschen Wirtschaft. Auch darauf ging Mahnke ein. Einer Umfrage zufolge hätten 40% der GVNW-Mitglieder eine eigenständige Cyberpolice. Aber nur die Hälfte der Firmen, die einen Vertrag abgeschlossen hätten, seien mit der Police zufrieden. Hier müssten die Versicherer noch Hausaufgaben machen.
Klare Absage an pauschale Prämienanpassungen
Ein klein wenig Verständnis zeigt Mahnke für die Situation der Versicherer aufgrund der Niedrigzinsphase. Verluste könnten weiterhin nicht über den Kapitalmarkt ausgeglichen werden. Zudem sei der Markt von niedrigen Versicherungsprämien geprägt, so dass es für Industrieversicherer nicht immer leicht sei, auskömmliche Prämien zu erzielen. Sollte dies die Versicherer aber dazu veranlassen, pauschale Prämienerhöhungen über den kompletten Bestand zu beschließen oder durchzuführen, werde dies von der Industrie nicht akzeptiert werden. Man werde sich nicht davor scheuen, auch langfristige Beziehungen zu Versicherern aufzugeben. Mahnke warnt, dass man bei einem solchen Vorgehen sofort auf Mitbewerber umdecken werde und appelliert dabei auch an die Geschlossenheit mit den Maklern. Er ermahnt die Industrieversicherer, mit Augenmaß und dem Einzelvertrag angemessen zu kalkulieren, in die Verhandlungen zu gehen und anzupassen.
Zudem sieht der Verbandsvorsitzende auch die Notwendigkeit, dass die Versicherer an ihre Kostenstruktur herangehen. Schlechte Kostenquoten würden die Situation weiter befeuern und das sei aus Sicht der Versicherungsnehmer mehr als ärgerlich.
Konsolidierung am Markt
Viel wurde auf dem Symposium auch über die unternehmerischen Veränderungen auf Angebotsseite gesprochen. Mapfre hat sich überraschend aus dem deutschen Markt verabschiedet. Während sich hier der ein oder andere Versicherer positioniert, um die Lücke zu füllen und sich gerne als Risikoträger anbietet, fürchtet Mahnke mehr oder weniger, dass andere Versicherer ebenfalls den Markt verlassen könnten. Auch Mapfre habe damit geworben, langfristiger Partner in Deutschland sein zu wollen.
Durch die Übernahme von XL Catlin durch AXA erwartet Mahnke allerdings keine großen Veränderungen. Die Kapazitäten werden dadurch wohl nicht verändert werden, so seine Einschätzung. Er hofft jedoch, dass der Post-Merger-Prozess keine allzu großen negativen Auswirkungen auf die Zusammenarbeit und Abwicklung haben werde. Denn schon öfter habe man erlebt, dass sich dieser doch wesentlich anspruchsvoller gestaltet habe als dies in den Plänen des übernehmenden Konzerns vorgesehen war (bh).
Foto: GVNW-Vorsitzender Dr. Alexander Mahnke auf dem GVNW-Symposium 2018 in München.
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