Für die meisten Autofahrer dürfte es keine große Überraschung gewesen sein, als der Brief ihrer Kfz-Versicherung mit der Beitragserhöhung ins Haus geflattert kam. Inflation, gestiegene Reparaturkosten, höhere Stundenlöhne in den Werkstätten – unterm Strich hat dies dazu geführt, dass die Kfz-Versicherer im vergangenen Jahr einen Verlust von 2,9 Mrd. Euro eingefahren haben, wie der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV) jüngst in seiner Jahrespressekonferenz bekannt gab. Das führt natürlich zu Prämienanpassungen.
Viele der größten deutschen Kfz-Versicherer haben daher eine „dynamische“ Wechselsaison bereits erwartet. Nun gibt es finale Zahlen. Laut einer aktuellen Studie von Sirius Campus zur Kfz-Wechselsaison gab es zum Jahresende 2023 insgesamt 2,3 Millionen Vertragswechsel. Das ist ein Plus gegenüber dem Vorjahr von 20%. Bei einem durchschnittlichen Jahresbeitrag von 640 Euro sind damit rund 1,47 Mrd. Euro im Kfz-Versicherungsmarkt bewegt worden. Fast drei Viertel (73%) der Wechsler konnten durchschnittlich 145 Euro mit ihrem neuen Vertrag sparen.
Große Mehrheit der Versicherten wechselt nicht
Die Anzahl der tatsächlichen Wechsler beträgt 2,1 Millionen – diese liegt damit wieder auf dem gleichen Niveau wie vor der Corona-Pandemie im Jahr 2019. Als besonders wechselwillig haben sich dabei die 31– bis 50-Jährigen erwiesen, ebenso wie die sogenannten Optimierer, die durch eine hohe Suchaktivität, intensive Angebotsvergleiche und geringe Markenbindung ihre Verträge regelmäßig optimieren. Auf Basis aller Kfz-Versicherten in Deutschland haben damit 7,2% einen neuen Vertrag abgeschlossen. Unter den Wechselaktiven – denjenigen Kfz-Versicherten, die zumindest über einen Wechsel nachgedacht haben – liegt die Quote bei 21%. Die große Mehrheit der Versicherten hierzulande blieb also ihrer Versicherung treu.
Diese Unternehmen erhielten das meiste Neugeschäft
Welche Unternehmen konnten also diejenigen, die sich für den Wechsel entschieden haben, für sich gewinnen? An der Spitze liegen die folgenden fünf Unternehmen (in alphabetischer Reihenfolge), die sich gemeinsam mehr als ein Drittel (36%) aller Neuabschlüsse sichern konnten: Allianz, Allianz Direkt, HUK24, HUK-COBURG und LVM. Weitere Unternehmen in den Top 10 sind (ebenfalls in alphabetischer Reihenfolge) ADAC Versicherungen, AXA, Debeka, DEVK und HDI.
Wie werden Kunden auf einen potenziellen Wechsel aufmerksam?
Was führt also zu einem Wechsel? Die oben genannte Beitragsrechnung ließ viele aufhorchen. Unter den Wechselaktiven sind laut der Studie 24% durch den Brief ihres bisherigen Versicherers mit der Beitragsrechnung darauf aufmerksam geworden, ihre Kfz-Versicherung zu wechseln. Auch Empfehlungen von Freunden liegen mit 16% relativ hoch. Über die Empfehlung ihres Maklers oder ihrer Maklerin sind 9% auf einen potenziellen Wechsel aufmerksam geworden.
Geld sparen weiterhin größtes Wechselmotiv
Mehr Versicherte haben bewusst auf einen Beitragsanstieg geachtet und nehmen ihn als Motivationsfaktor für den Wechsel wahr. Er liegt mit 41% auf Rang 2 der Wechselmotive (2021: 26%). Mit 67% bleibt die Hauptmotivation für den Wechsel jedoch der Wunsch, Geld zu sparen. Allerdings berichteten mit 35% dieses Mal deutlich mehr der wechselbereiten Versicherungsnehmer, durch die gestiegene Inflation kein besseres Angebot gefunden zu haben. Im Jahr 2021 waren es noch 27%.
Produktleistungen auch wichtig für Wechsler
Neben dem Wechsel an sich nutzen viele Versicherte auch weitere Möglichkeiten, Geld zu sparen. So nutzen laut der Umfrage 38% der Wechsler die Möglichkeit der jährlichen Zahlung, um Geld zu sparen. Knapp ein Viertel (23%) nutzt einen Schadenservice mit Werkstattbindung und weitere 11% wählen einen Telematik-Tarif für zusätzliche Sparmöglichkeiten.
Auf der anderen Seite geben 38% der Wechsler an, auf eine hohe Absicherung bei Teilkasko-Schäden zu achten. Weitere beliebte Produktleistungen, auf die Wechsler laut Sirius Campus in ihren neuen Verträgen geachtet haben, sind die freie Werkstattwahl (32%), ein Schadenfreiheits-Retter (24%) sowie ein Schutzbrief (20%).
So sei Geld sparen zwar wichtig für Wechsler – doch gleichzeitig wollen sie auch eine gute Absicherung, kommentiert Gaedeke. „Nur eine kundenorientierte Produktgestaltung mit Fokus auf die relevanten Leistungen für einzelne Zielgruppen ermöglicht ein erfolgreiches Neugeschäft während der Wechselphase.“ (js)
Bild: © candy1812 – stock.adobe.com
- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können