Ein Jahr ist es her, dass die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen nach elf Jahren Nullzins wieder erhöht hat. Seitdem gab es Zinsschritt um Zinsschritt – aktuell steht der Hauptrefinanzierungssatz bei 4%. Am Donnerstag, 27.07.2023, findet die nächste Sitzung statt und es wird eine weitere Erhöhung um 25 Basispunkte erwartet.
Vielerorts geben die Banken die Zinsen auch an ihre Kunden weiter – nicht nur bei Krediten, sondern auch bei Einlagen wie Tages- und Festgeldkonten. Ende Juni erhöhte z. B. die ING den Zinssatz auf ihr Extrakonto auf 3,5% für Neukunden (AssCompact berichtete). Doch bei einigen Banken sieht es immer noch zappenduster aus, wie das Vergleichsportal Verivox in einer aktuellen Auswertung herausfand.
Teilweise 0% Zinsen auf Tagesgeld
Verivox hat einer Pressemitteilung zufolge 738 Banken untersucht. Bei 141 davon erhalten Tagesgeldanleger gar keine Zinsen – das entspricht einem Anteil von 19%. Am weitesten verbreitet seien Nullzinsen demnach bei den regionalen Genossenschaftsbanken, also örtlichen Volks- und Raiffeisenbanken sowie den PSD- und Sparda-Banken. Von 350 ausgewerteten Instituten dieser Bankengruppe weisen 80 für eine Anlagesumme von 10.000 Euro einen Tagesgeldzins von 0,00% aus, also beinahe ein Viertel (23%). Weiterhin geben 58 von 309 Sparkassen (19%) keine Tagesgeldzinsen aus. Der kleinste Anteil liegt mit Abstand bei den 79 ausgewerteten bundesweit aktiven Banken. Dort liegt der Tagesgeldzins nur bei drei Banken bei 0%.
Folgerichtig schneiden die Genossenschaftsbanken und die Sparkassen auch im Vergleich aller untersuchten Banken schlechter ab als die bundesweit aktiven. Die Genossenschaftsbanken und die Sparkassen bieten beim Tagesgeld durchschnittlich 0,36% Zinsen, die bundesweiten Angebote liegen durchschnittlich bei 1,31%, angefangen bei 0,05% im August 2022, kurz nach Beginn der Zinswende. Etwas anders, aber immer noch zum Nachteil der Genossenschaftsbanken und Sparkassen, sieht es beim Festgeld aus. Bei einer Anlage von zwei Jahren liegen die durchschnittlichen bundesweiten Angebote bei 2,96%. Im Vergleich zu 0,82% im August 2022. Die Genossenschaftsbanken (2,27%) und Sparkassen (2,20%) liegen also auch beim Festgeld darunter.
Ende der Zinsrallye?
Bemerkenswert ist Verivox zufolge auch, dass bei den bundesweiten Angeboten Festgelder für fünf Jahre niedriger verzinst werden (2,89%) als für zwei Jahre. Darunter versteht man im Allgemeinen eine inverse Zinskurve, die andeuten könnte, dass der Zenit des Zinsanstiegs bald erreicht sei. Laut Verivox-Geschäftsführer Oliver Maier seien die niedrigeren Zinsangebote über längere Zeiträume ein Indiz, dass die Bank mittelfristig von einem Abflauen der Zinsrallye ausgehen würden. Vor allem bei den mittel- und langfristigen Geldanlagen dürften sich die Zinsen nach Verivoxʼ Einschätzung in nächster Zeit stabilisieren. Doch beim Tagesgeld und kurzfristigen Festgeld sei „das Ende der Fahnenstange hingegen noch nicht erreicht“, so Maier.
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