Die Immobilienwirtschaft zeigt sich in gespannter Erwartung auf den bevorstehenden politischen Wechsel in Deutschland. Das geht aus der Frühjahrsbefragung des ZIA-IW-Immobilienstimmungsindexes (ISI) hervor. „Die Geschäftslage entwickelt sich gerade für einige nicht gut. Aber die Hoffnung auf einen Turnaround wächst“, erklärt ZIA-Präsidentin Iris Schöberl dazu. „Politische Signale müssen jetzt schnell und kraftvoll kommen, denn steigende Zinsen drücken verstärkt auf die Stimmung“, unterstreicht Schöberl. Es brauche nun „neben dem Investitionsschub auch neuen Reform-Mut“.
Geschäftslage etwas schlechter bewertet
Die Geschäftslage wird im Stimmungsindex derzeit mit einem Wert von 11,1 Punkten taxiert – das bedeutet ein Minus von 6,9 gegenüber dem vorigen Quartal. Verbessert haben sich hingegen die Erwartungen: Sie sind um 6,9 Punkte gestiegen auf 21,7. Das Immobilienklima insgesamt präsentiert sich mit 16,3 etwa konstant (–0,1 Punkte). Die Unternehmen gehen von einer Besserung der Lage in den kommenden zwölf Monaten aus. Laut ZIA zeigen sich viele aber zugleich skeptisch.
„In der Immobilienwirtschaft sind die Erwartungen in den letzten Monaten gewachsen“, so Schöberl weiter. „Werden die Pläne für ein 500 Mrd. Euro starkes Sondervermögen für Extra-Investitionen klug umgesetzt, geht es um mehr als nur ein paar politische Vorschuss-Lorbeeren oder nur ,Prinzip Hoffnung‘. Denn das Paket hat das Zeug, Deutschlands Ökonomie tatsächlich wieder auf Touren zu bringen.“
Was neue Regierung vorrangig angehen soll
Im Rahmen der Sonderfrage sollten die Umfrageteilnehmer angeben, was die neue Bundesregierung prioritär angehen soll. Demnach sind den Befragten vor allem einfachere Normen, Bauvorschriften und technische Vorgaben wichtig (70%). Auch die Digitalisierung der Behörden hat für viele eine hohe Relevanz (40%). Mit Blick auf das Bauland wird die schnellere Ausweisung in Wachstumsregionen besonders unterstützt (66%). In puncto Förderung werden zinsreduzierte Darlehen (52%) priorisiert.
Sorgenvoller Blick auf steigende Zinsen
Das Thema Zinsen bezeichnet die ZIA-Präsidentin als „gerade wirklich heikel“. Die Extra-Schulden des Bundes für Landesverteidigung und Infrastruktur könnten Kredite noch teurer machen. Allein die Diskussionen der letzten Tage hätten die Zinsen von Bundesanleihen mit zehnjähriger Zinsbindung um 40 Basispunkte hochgetrieben – mit direktem Effekt auf die Baufinanzierungszinsen. „Der Bund könnte über die KfW eigenkapitalersetzende Mittel, Bürgschaften und Ausfallgarantien bereitstellen, um stockende Neubauvorhaben zu aktivieren“, sagt Schöberl. Das Thema Zinsen sei auch aus steuerlicher Sicht problematisch, denn aktuell werde die Abzugsfähigkeit durch die sogenannte Zinsschranke gehemmt – das schränke dringend nötige Bautätigkeit ein.
Strukturreform notwendig
„Von der Politik wünscht sich die Branche jetzt vor allem Strukturreformen. Besonders wichtig ist den Befragten dabei eine Vereinfachung von Normen, Bauvorschriften und technischen Vorgaben“, fasst Prof. Dr. Michael Voigtländer, Leiter Internationale Wirtschaftspolitik, Finanz- und Immobilienmärkte beim IW, zu den Signalen der Befragung zusammen.
Details zum ZIA/IW-Immobilienstimmungsindex gibt es hier. (tik)
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