Vor Kurzem wies bereits der Kreditvermittler Dr. Klein auf die Schwankungen bei den Bauzinsen hin (AssCompact berichtete). Auch die Interhyp AG berichtet von einem weiteren volatilen Zinsumfeld, sieht aber vor allem auch erste Anzeichen für eine Beruhigung auf dem Immobilienmarkt.
„Der Markt findet eine neue Balance und gewinnt wieder an Bodenhaftung. Nachdem die Preise in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres flächendeckend gesunken sind, zeigt unser Immobilienpreis-Index zu Beginn des Jahres stagnierende Preise“, erklärt Jörg Utecht, Vorstandsvorsitzender der Interhyp Gruppe. Dies lasse darauf schließen, dass der Markt ein neues Gleichgewicht finde. Wie sich die Preise weiter entwickeln, ist laut Utecht von verschiedenen makroökonomischen aber auch geopolitischen Bedingungen abhängig. Prognosen seien deshalb mit großer Unsicherheit behaftet.
464.000 Euro als Durchschnittspreis für finanzierte Immobilie
Der durchschnittliche Preis für eine finanzierte Immobilie zum Bau oder Kauf inklusive Nebenkosten betrug im ersten Quartal 2023 rund 464.000 Euro. Damit bewegt sich der Preis rund 1,7% unter dem im vierten Quartal 2022, als die Durchschnittskosten für den Immobilienerwerb noch bei 472.000 Euro lagen. Zu Jahresbeginn weisen die Immobilienpreise somit nominal eine Stabilisierung auf.
Auch die Auswertung des Interhyp-Immobilienpreis-Index zeigt einen leichten Rückgang der Immobilienpreise. Der Index vergleicht exakt gleichartige Immobilien zu verschiedenen Zeitpunkten. Die Datenbasis bleibt dabei stets gleich. Der Rückgang der Preise ist etwas geringer als bei den Durchschnittskosten: Gegenüber dem Schlussquartal 2022 sind die Immobilienpreise hierzulande in den ersten drei Monaten des Jahres 2023 um 0,7% gesunken.
Weiterer Preisrückgang bei älteren und wenig energieeffizienten Objekten
„Unsere Zahlen zeigen: Die Preise sinken weiter bei Objekten, die vor 1990 gebaut wurden und weniger energieeffizient sind. Bei neueren Objekten, die nach 2010 gebaut wurden, sehen wir in unseren Zahlen deutlich geringere Preisrückgänge“, betont Utecht. Vom vierten Quartal 2022 zum ersten Quartal 2023 berichtet der Interhyp-Vorstandsvorsitzende sogar von einer leichten Steigerung. „Es kann sich also lohnen, eine etwas ältere Immobilie mit Preisnachlass zu kaufen“, sagt Utecht.
Geringe Nachfrage nach Neubaufinanzierung
Wie Interhyp weiter mitteilt, bewegt sich die Nachfrage nach Finanzierungen für Bestandsimmobilien nach wie vor auf einem hohen Niveau. Gering ist dagegen die Nachfrage nach Neubauten. Demnach entfielen 85% der abgeschlossenen Finanzierungen im ersten Quartal 2023 auf bestehende Immobilien, nur noch 9% der Finanzierungen auf eigene Bauvorhaben und 5% auf den Kauf eines Neubaus von einem Bauträger. Damit hält der Trend aus dem Jahr 2022 auch im ersten Quartal 2023 an.
Zinsumfeld weiter volatil
Die Zinsen für Baufinanzierungen wiesen zuletzt immer wieder starke Schwankungen auf. Wie Michael Neumann, der Vorstandsvorsitzende von Dr. Klein, geht auch Jörg Utecht weiter von einer hohen Volatilität aus. „Wir rechnen im Verlauf dieses Jahres weiter mit stark schwankenden Zinsen zwischen 3 und 4%. Kurzfristige Ausschläge über die Marke von 4% sind dabei möglich. Diese Schwankungen können Kundinnen und Kunden für sich nutzen und Zinsdellen effektiv mitnehmen“, so Jörg Utecht.
Zinsbindung im Schnitt bei 13,6 Jahren
Im ersten Quartal 2023 liegt die durchschnittliche Zinsbindung bei 13,6 Jahren und ist damit etwas höher als im vierten Quartal 2022. Zugleich wählen die Käufer weiterhin eine niedrige Tilgung, damit die Finanzierung günstiger wird. Die Tilgung betrug in den ersten drei Monaten 2023 unverändert im Vergleich zum Schlussquartal des vergangenen Jahres 2,4%. (tk)
Bild: © Liliia – stock.adobe.com
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